Fliegentüten-Heinrich hieß der Titelheld einer Reihe kurzer stummer Filmkomödien, die zwischen Spätherbst 1917 und Herbst 1918 bei der Berliner Film-Manufaktur GmbH entstanden. Produzent war Friedrich Zelnik. Der Magdeburger Musiker und Komiker Paul Beckers, der die Figur bereits auf der Bühne[1] und später auf der Grammophonplatte[2] verkörpert hatte, tat dies hier auch vor der Kamera.

Hintergrund Bearbeiten

“Fliegentüten-Heinrich” heißt ein Mann, der als ambulanter Händler sein Auskommen durch den Verkauf von Fliegentüten, mit Leim präparierten Papierkegeln zum Fliegenfangen, zu bestreiten sucht. Die Figur geht auf ein Magdeburger Stadtoriginal zurück und war sehr populär.[3] Sie war sogar in Amerika bekannt.[4]

Die “Fliegentüten-Heinrich”-Filme waren zwischen einem und drei Akten lang. Die erste Folge mit dem Titel “Der Fliegentüten-Heinrich” wurde im November 1917 erstmals zensiert, die letzte im Herbst 1918. Bis auf die Folge vom “Fliegentüten-Othello”, bei welcher Carl Boese Regie führte, ist nicht mehr bekannt, wer die Regisseure waren. Auch über die anderen Darsteller liegen (augenblicklich) keine Nachrichten vor.

Bei zwei “Fliegentüten-Heinrich”-Komödien, die nach 1920 bei einer anderen Produktion entstanden sind, ist die Mitwirkung Beckers' nicht bestätigt.

Filmographie Bearbeiten

1917: Der Fliegentüten-Heinrich[5]

1918: Der Fliegentüten-Othello[6]

1918: Fliegentüten-Heinrichs Pech[7]

1918: Fliegentüten-Heinrich als Rentier[8]

1918: Fliegentüten-Heinrich als Don Juan[9]

1918: Fliegentüten-Heinrich als Ehestifter[10]

  • Eine “Mercedes-Film GmbH (Dresden)” meldete zum 21. Februar 1921 zur Prüfung an:

1920/21: Fliegentüten-Heinrich als Filmdirektor.[11]

1921: Fliegentüten-Heinrich lernt reiten![12]

Literatur Bearbeiten

  • Hanns Brodnitz, Gero Gandert, Wolfgang Jacobsen: Kino intim: eine vergessene Biographie (= Jüdische Memoiren. Band 14). Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin 2005, ISBN 3-938485-06-X, S. 126.
  • Frauke Deissner-Jenssen: Die Zehnte Muse: Kabarettisten erzählen. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin-Ost 1982, DNB 830480544, S. 252.
  • Ernst Günther: Geschichte des Varietés. (= Taschenbuch der Künste). Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin-Ost 1978, DNB 780418778, S. 295.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten, 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991, DNB 911350551.
  • Manfred Weihermüller, Heinz Büttner: Deutsche National-Diskographie, Discographie der deutschen Kleinkunst. Band 6, Verlag B. Lotz, Bonn 2002, ISBN 3-9805808-7-3, S. 1459.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Textband. Verlag Rembrand, 1956, S. 384. (1979, ISBN 3-487-08167-9) (= Friedrich Pruss von Zglinicki: Der Weg des Films: die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Ausgabe 2, Neuauflage. Band 1)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. der Graphikkünstler Emil Orlik hielt 1915 einen Auftritt Beckers' als "Fliegendütenheinrich" mit dem Zeichenstifte fest, vgl. deutschefotothek.de Litho; 200 x 80 mm (1915, E. Orlik). Dresden: Kupferstich-Kabinett A 1918-275 in Orlik VIII. Ein Plakat von einem späteren (1946) Auftritt Beckers' „in seiner weltbekannten Varieté-Burleske“ ist abgeb. bei museum.zib.de
  2. Odeon O-2851; mx. Be 7128; Be 7129 [Berlin]: [Carl Lindström], [ca. 1927], vgl. slub-dresden.de
  3. dass sie es bis heute noch ist, belegt der Text der Tourist Information Magdeburg: „Während Hameln seinen Rattenfänger hat, treibt in Magdeburg der Fliegenfänger namens Fliejentuten-Heinrich seine Späße. Das stadtbekannte Magdeburger Original nimmt seine Gäste am Freitag, 10. August, aber auch im September wieder mit auf eine Stadtführung der anderen, lustigen Art. Einst verkaufte Fliejentuten-Heinrich mit Leim bestrichene Fliegentüten – heute müssen seine Gäste aufpassen, dass sie ihm nicht auf den Leim gehen!“ (August 2018)
  4. der deutsch-amerikanische Komödiant Carl Frischer nahm 1916 den comic song Fliegentüten Heinrich in New York auf: Victor 69312-B (mx. B-17903) Fliegentüten Heinrich (Flypaper) (Carl Frischer) Carl Frischer, Male vocal solo, with orchestra, rec. 9/5/1916 New York, NY., vgl. ucsb.edu, label abgebildet bei discogs.com
  5. Erstzensur 11.17: Der Fliegentüten-Heinrich, Regie N. N., mit Paul Beckers, vgl. kinotv
  6. Erstzensur 02.18: Der Fliegentüten-Othello, Regie Carl Boese, mit Paul Beckers, 1144 Meter, 3 Akte, vgl. kinotv
  7. Erstzensur 08.18: Fliegentüten-Heinrichs Pech (Fliegentütenheinrichs Pech), Regie N. N., mit Paul Beckers, 692 Meter, 2 Akte, vgl. kinotv
  8. Erstzensur 08.18: Fliegentüten-Heinrich als Rentier (Fliegentütenheinrich als Rentier), Regie N. N., mit Paul Beckers, 911 Meter, 2 Akte, vgl. kinotv
  9. Erstzensur 09.18: Fliegentüten-Heinrich als Don Juan, Regie N. N., mit Paul Beckers, vgl. kinotv
  10. Erstzensur ??.18: Fliegentüten-Heinrich als Ehestifter, Regie N. N., mit Paul Beckers, vgl. kinotv
  11. Regie N. N. keine Erwähnung von Beckers als Darsteller, keine Angaben zur Länge, vgl. filmportal.de
  12. Regie Erich Palme, 2 Akte, 680 m, Zensur 24.03.1921, Zensur-Nr. B.01652 (Jugendfrei), keine Erwähnung von Beckers als Darsteller, vgl. filmportal.de