Filzmoos (Hebalm)

Feuchtgebiet in der Weststeiermark

Das Filzmoos ist ein Feuchtgebiet auf der Hebalm in der Mittleren Koralpe in der Weststeiermark.

Im Filzmoos auf der Hebalm, im Hintergrund der Hochriegel (Vorberg des Schwarzkogels)

Geografie

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Nutzungsarten beim Filzmoos um das Jahr 1825

Das Filzmoos liegt im Ostteil der Freiländer Alm auf der Hebalm auf einer Höhe von 1450 m ü. A., ca. 2 Kilometer (Koordinaten rechts oben) östlich der Hebalmstraße (Rehbockhütte, Hebalmwirtshaus) und nördlich des Schwarzkogels. Es ist Teil eines ca. 1 km² großen, abgelegenen und schwer zu durchdringenden Gebietes, in dem kleine Waldflächen mit Buschzonen, teilweise Latschen und Vernässungen, Mooren und Sümpfen abwechseln. Das Gebiet ist zu Fuß auf (für PKW gesperrten) Wirtschaftswegen erreichbar, eine Zufahrt ist bis zur Freiländer Almhütte möglich (nur im Sommer bewirtschaftet, Schotterstraße nur für Kfz ohne Spoiler bzw. mit hohem Radstand zu empfehlen).

Das Filzmoos liegt auf dem Grundstück Nr. 169/2 der Katastralgemeinde Klosterwinkel[1]. Die Grundstücksnummern im Grundstückskataster, welche die verschiedenen Nutzungsarten[2] (siehe Bild) am Beginn des 19. Jahrhunderts dokumentieren, sind für dieses Gebiet nicht mehr aktuell.

Die Lage des Filzmooses auf dem Höhenzug der Koralpe ist ein Beleg für den schollenartigen Bau dieses Gebirges: Die Koralpe ist geologisch ein emporgehobener Gebirgsteil, eine sogenannte Pultscholle[3]. Das Feuchtgebiet liegt auf einer mehrere Kilometer langen relativ ebenen Fläche, auf der eine Reihe von Feuchtflächen liegen[4] (so auch die See Eben).

Der Untergrund des Filzmooses besteht aus einer wasserundurchlässigen Gesteinslage, die stark mit Glimmer durchsetzt ist (Gneisglimmerschiefer).

Dem Filzmoos entspringt in westlicher Richtung der Rettenbach, östlich der Klosterbach und im Norden mit dem Stering-Bach, der die ehemalige Grandner Alm durchfließt, ein Quellbach des Packer Baches.

Der Namensteil „Filz‑“ kann auch Flächen bedeuten, die dicht mit Moos bewachsen sind.[5] Damit handelt es sich beim Namen „Filzmoos“ um eine Doppelbestimmung. Grund dafür kann sein (siehe Pleonasmus), dass die hier vorliegende alte Bedeutung von „Filz“ im Lauf der Zeit in den Hintergrund trat oder überhaupt vergessen wurde und das zusätzlich verwendete Wort „Moos“ klarstellen sollte, dass mit dem Wort nicht die Textilie Filz, sondern die Feuchtfläche gemeint wurde.

 
Rasenstück aus dem Filzmoos, Hebalm: Moos, Bürstling, Schwarzbeerpflänzchen, Frauenmantel neben Erosionsschäden im Boden durch Viehtritt

Das Filzmoos ist ein Sattelmoor. Solche Moore entstehen aus Versumpfungen flacher Übergänge zwischen Berghöhen, hier des Sattels zwischen Schwarzkogel und Münzerkogel. Der Hochmoortorf liegt größtenteils direkt auf dem mineralischen Untergrund auf. Dieser seltene Moortyp liegt meist direkt auf der Wasserscheide und bildet an den Rändern Quellgebiete aus.[6] Das ist auch beim Filzmoos der Fall. Gleichzeitig ist es ein Hochmoor (Regenmoor), das heißt, die Feuchtigkeit kommt nicht von den Hängen oberhalb, sondern es wird primär aus Niederschlag befeuchtet.

Charakteristisch für das Filzmoos sind die kleinen mit Wollgras bewachsenen offenen Flächen zwischen dem Baumbewuchs. An den trockeneren Stellen des Gebietes, die noch beweidet werden, ist der kalkfeindliche, auf mageren Böden wachsende Bürstling verbreitet. Im Areal findet sich auch das Birkenkögerl, einst eine Felsformation mit Solitärbirke, das aber verwaldet ist. Der Status eines Naturdenkmals wurde 2010 aufgehoben.

Das Filzmoos wurde 2010 zum Naturschutzgebiet Freiländer Filzmoos erklärt, es war bereits seit 1967 ein geschützter Landschaftsteil. Dieser Schutz dient der Erhaltung des Hochmoores und des Legföhrenbestandes in diesem Gebiet. Jede Änderung des Wasserhaushaltes und der Bodengestaltung, die Aufforstung und das Entnehmen von Legföhren und Moosen sind verboten. Nur die Fichtenbestände dürfen genützt werden.[7]

Das Filzmoos liegt im Südwesten des Landschaftsschutzgebietes Pack–Reinischkogel–Rosenkogel.[8]

Geschichte

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Das Alter eines 1973 geborgenen Holzstückes aus dem Torf des Filzmooses in ca. 3,05 bis 3,15 m Tiefe (Ort der Probennahme) wurde durch einen Radiocarbontest damals auf 7000±120 Jahre bestimmt[9]. Die Zeit, in der dieses Stück abgestorben ist, liegt somit bei ca. 5030 v. Chr. Es ist also mit Sicherheit ein nacheiszeitliches Primärmoor, das sich schon bald nach dem Gletscherschwund der letzten Eiszeit zu bilden begann.

 
Das Filzmoos auf der Freiländer Alm um 1877, Ausschnitt aus der Kopie des Aufnahmeblattes 5254/1 der Landesaufnahme

Einzelnachweise

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  1. Grundbuch 61027 Klosterwinkel, Bezirksgericht Deutschlandsberg, Einlagezahl 19.
  2. grau=Wald, grün=Wiese, Gestrüpp, hellgelb=unproduktiv. M.H.=Mittelholz, S.H.=Stangenholz
  3. Arthur Winkler-Hermaden u. a.: Wissenschaftliche Studienergebnisse der Arbeitsgemeinschaft für geologisch-bodenkundliche Untersuchungen im Einzugsbereich des Laßnitzflusses in Südweststeiermark. Österreichische Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Abt. I, 149. Heft 7–10, Seiten 225–226. Wien. Peter Beck-Managetta: Über den geologischen Aufbau der Koralpe. In: G. Weissensteiner: Mineralien der Koralpe. 1. Sonderband der Vereinszeitschrift Die Eisenblüte. Vereinigung steirischer Mineraliensammler, Graz 1979. Seite 6.
  4. Geologische Karte der Republik Österreich 188 Wolfsberg. Herausgegeben von der Geologischen Bundesanstalt, Wien 1980.
  5. ... im Böhmerwald und in bairischen landstrichen führen dicht mit mos bewachsne gründe die namen filz m. oder filze f., z. b. Seefilz, Zwergbirkenfilz, Kolberfilz, Elmoserfilz, ...“: Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 3 E‑Forsche. Leipzig 1862. Stichwort „Filz“, Punkt 2). Spalte 1632 Z 16. Nachdruck Deutscher Taschenbuch Verlag. München 1991. dtv 5945. ISBN 3-423-05945-1. Gliederung zitiert nach: Der digitale Grimm‑Elektronische Ausgabe der Erstbearbeitung. Version 12/04. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main. Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs‑ und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. ISBN 3-86150-628-9.
  6. Gert Michael Steiner, Christian Keusch. Universität Wien, Departments für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie. Vienna Ecology Center. Institute of Ecology and Conservation Biology: @1@2Vorlage:Toter Link/www.friknet.atWebsite Moore (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven).
  7. Verordnung des Bezirkshauptmannes von Deutschlandsberg über die Erklärung des Moores „Freiländer Filzmoos“ zum Naturschutzgebiet. Grazer Zeitung Jahrgang 2010, S. 458–459, in Kraft ab 28. August 2010. Index des steiermärkischen Landesrechts 5500/02/240. Die bis dahin geltende Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg vom 21. November 1967, GZ: 7 K 2/9 66, über die Erklärung des „Legföhrenbestandes auf der Freiländer Alm“ zum Geschützten Landschaftsteil wurde damit außer Kraft gesetzt.
  8. Landschaftsschutzgebiet 02: Verordnung der steiermärkischen Landesregierung vom 25. Mai 1981, stmk. Landesgesetzblatt Nr. 37/1981 in der Fassung der Berichtigung (neue Kartendarstellung) Nr. 64/1981: Karte des Schutzgebietes (Memento vom 21. Dezember 2007 im Internet Archive) im Digitalen Atlas Steiermark.
  9. Heinz Felber, Institut für Radiumforschung und Kernphysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien: Vienna Radium Institute Radiocarbon Dates VI. In: Radiocarbon, Vol. 17, Nr. 2, 1975, Seiten 247–254. Probe Nr. VRI-388.
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Commons: Filzmoos (Hebalm) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 54′ 50″ N, 15° 4′ 10″ O