Kunstmuseum Albstadt
Das Kunstmuseum der Stadt Albstadt wurde mit der Stadtgründung 1975 als Städtische Galerie Albstadt eingerichtet. Es befindet sich im Zentrum von Ebingen neben dem Rathaus. Im Jahr 2011 wurde das zugehörige Kinder- und Familienmuseum junger kunstraum ins Leben gerufen. Die Umbenennung von „Galerie Albstadt – Städtische Kunstsammlungen“ zu „Kunstmuseum der Stadt Albstadt“ erfolgte im Jahr 2016. Den Kern des Bestandes bildet die Grafische Sammlung mit rund 25.000 Kunstwerken auf Papier, vornehmlich aus dem 20. und 21. Jahrhundert, dazu kommen über 500 Gemälde und mehrere plastische Arbeiten. Im Rahmen der Bildung und Vermittlung finden regelmäßig Führungen, Kunstgespräche, Vorträge und praktische Workshops statt. In Kursen für alle Altersgruppen werden u. a. druckgrafische Techniken vermittelt.
Geschichte
BearbeitenWichtige Voraussetzungen für die Entstehung des Kunstmuseums Albstadt waren unter anderem die Existenz einer Sammlung von Gemälden des Ebinger Malers Christian Landenberger, der Aufbau einer privaten Sammlung grafischer Kunst durch Walther Groz seit Mitte der 1950er Jahre mit Unterstützung von Alfred Hagenlocher, die Gründung der Stadt Albstadt im Jahr 1975 und die Stiftung der Sammlung Walther Groz ab 1976. Die Gründung und sammlungsmäßige Erweiterung des Museums ist zu großen Teilen bürgerlichem Engagement zu verdanken.
Direktorinnen und Direktoren
BearbeitenVom Grafikkenner Alfred Hagenlocher wurde das Haus als Spezialmuseum für die grafischen Künste 1975 begründet und am 23. November 1975 mit einer Ausstellung über den Hamburger Grafiker Horst Janssen eröffnet. Nach dem Ausscheiden des Gründungsdirektors Hagenlocher 1981 folgten Georg Reinhardt (bis 1985), Edeltraut Brockmüller (komm., bis 1986), Adolf Smitmans (bis 1998), Jörg Becker (bis 2000), Clemens Ottnad (komm., bis 2001), Veronika Mertens (komm., bis 2002), Marina Sauer (bis 2014), Veronika Mertens (bis 2021). Seit Januar 2022 wird das Kunstmuseum von Kai Hohenfeld geleitet.
Förderverein
BearbeitenEin Förderverein, die Freunde Kunstmuseum Albstadt e. V., gegründet am 2. Dezember 1978 als Galerieverein, unterstützt die Bildung und Vermittlung sowie den Ausbau der Sammlung.
Felix-Hollenberg-Preis
BearbeitenSeit 1992 vergibt die Stadt Albstadt durch das Kunstmuseum den Felix-Hollenberg-Preis an Kunstschaffende, die sich auf dem Feld der zeitgenössischen Druckgrafik und insbesondere auf dem Gebiet der Radierung verdient machen. Der Preis ist nach dem Landschaftsradierer Felix Hollenberg (1868–1945) benannt, dessen umfangreiches Archiv im Kunstmuseum Albstadt bewahrt wird. Die Tochter des Künstlers, Erika Schad-Hollenberg, und ihr Mann haben 1991 durch eine Stiftung die Preisvergabe ins Leben gerufen.
Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind Jürgen Palmtag (1992), Dietrich Klinge (1994), Thomas Ruppel (1997), Petra Kasten (1999), Hanns Schimansky (2001), Ulrich Brauchle (2004), Thomas Meier-Castel (2008), Saskia Schultz (2012), Kerstin Franke-Gneuß (2016) und Kristin Grothe (2022).
junger kunstraum
BearbeitenIm Jahr 2011 wurde der junge kunstraum ins Leben gerufen. Als Kinder- und Familienmuseum nimmt er im Kunstmuseum Albstadt zwei Ausstellungsräume und einen Atelierraum mit dem Namen mini-mal ein. Der Schwerpunkt liegt auf der Bildung und Vermittlung für Menschen jeden Alters, insbesondere für Kinder. Die ausgestellten Werke sind alles Originale.
Bisherige Ausstellungen im jungen kunstraum: „Otto Dix und die Kinder“ (2011/12), „Typisch Junge? Typisch Mädchen?“ (2012/13), „Farbenzauberer“ (2013/14), „Gegenwelten Gegensätze“ (2014/15), „SECOND LIFE. Unsterblich als Kunstwerk“ (2015/16), „Spielzeug I Spielraum“ (2016/17), „märchenhaft!“ (2017/18), „OTTO mit und ohne Farbe. Otto Dix, der Pinsel und der Zeichenstift“ (2018/19), „ELEMENTAR! Feuer Wasser Erde Luft“ (2019/21), „Familienbande: Otto Dix – Generationen“ (2021/22), „Mit allen Sinnen – Wie nehmen wir unsere Welt wahr?“ (2022/23), „Eine Reise um die Welt“ (seit 2023).
Sammlung
BearbeitenDas Kunstmuseum Albstadt sammelt und präsentiert vor allem moderne und zeitgenössische Kunst. Den Kernbestand bildet die Grafische Sammlung mit rund 25.000 Kunstwerken auf Papier. Ein besonderes Augenmerk gilt der Kunst der Radierung. Über 500 Gemälde und mehrere Plastiken gehören ebenfalls zur Sammlung.
Stiftung Sammlung Walther Groz
BearbeitenAb 1976 stiftete der Ebinger Industrielle, Politiker und Kunstförderer Walther Groz (1903–2000) sukzessive seine noch im Wachsen begriffene Sammlung an das Museum. Die Stiftung Sammlung Walther Groz umfasst rund 5000 Werke, insbesondere Kunstwerke auf Papier aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts seit dem Expressionismus.
Sammlung Gerhard und Brigitte Hartmann
BearbeitenDie Sammlung von Gerhard Hartmann (* 1932) und seiner Frau Brigitte Hartmann (* 1936) wurde dem Museum 1994 als Dauerleihgabe anvertraut, seitdem kontinuierlich erweitert und schließlich 2014 der Stadt Albstadt geschenkt. Mit etwa 4500 Werken auf Papier ist diese Sammlung Gerhard und Brigitte Hartmann ebenso ein Grundpfeiler des Bestandes wie die Stiftung Sammlung Walther Groz. Die Kollektion entstand aus dem Anspruch heraus, im Medium der Druckgrafik das internationale Kunstgeschehen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf möglichst universelle Weise abzubilden. Die zahlreichen Unikate, Zustandsdrucke und Großformate machen die Sammlung, deren stilistische Positionen ebenso den Realismus wie das Informel abdecken, einzigartig. Teil des Bestandes ist die Sammlung Brigitte Hartmann als Spezialkollektion moderner Tierdarstellungen.
Weitere Stiftungen und Sammlungsschwerpunkte
BearbeitenBedeutende Stiftungen haben die Sammlung des Kunstmuseums Albstadt geprägt, darunter beispielsweise die Sammlung Gerenot und Ingeborg Richter, die Schenkung Ruth und Dr. Karlheinz Brucker, die Schenkung EAG (von Ernst Adolf Groz) oder auch die Schenkung Karl Hurm, welche von den Freunden Kunstmuseum Albstadt e. V. initiiert wurde. Der genannte Förderverein hat zahlreiche Kunstwerke für das Museum erworben, darunter auch die Stahlplastik „Entwicklung“ von Jörg Bach (* 1964), welche vor dem Gebäude platziert ist. Die Künstlerin Brigitte Wagner (* 1940), welche sich der Landschaft in Radierung und Zeichnung verschrieben hat, ist mit über 550 Arbeiten in der Sammlung vertreten. Ein Alleinstellungsmerkmal der Albstädter Bestände ist die starke Präsenz von Dresdner Kunst.
Otto Dix
BearbeitenEinen Höhepunkt der Sammlung bilden die mehr als 410 Werke von Otto Dix (1891–1969) auf Papier aus allen Lebens- und Werkphasen des Künstlers, die größtenteils mit der Stiftung Sammlung Walther Groz in den Bestand gelangten. Dix wurde im Nationalsozialismus als „Entarteter Künstler“ verfemt. Seine schonungslosen Darstellungen der Gräuel und der Folgen des Ersten Weltkriegs galten als „gemalte Wehrsabotage“.
Christian Landenberger
BearbeitenDer Maler Christian Landenberger (1862–1927) gilt als wichtiger Vertreter der südwestdeutschen Freilichtmalerei und des Impressionismus. Er stammt aus der Stadt Ebingen, die heute zu Albstadt gehört. Das Museum sammelt, erforscht und präsentiert sein Werk als Maler, Zeichner und Radierer. Mit fast 80 Gemälden, rund 200 Zeichnungen und mehr als 160 Blatt Druckgrafik beherbergt das Museum den größten Bestand an Werken des Künstlers, noch vor dem Kunstmuseum Stuttgart.
Felix Hollenberg
BearbeitenDas Museum bewahrt und erforscht das Werk des Landschaftsradierers Felix Hollenberg (1868–1945), der als Pionier der Originalradierung gilt. In der Sammlung befinden sich über 1000 Arbeiten des Künstlers, darunter viele Zustandsdrucke und über 50 Druckplatten. Der größte Teil dieser Werke wurde 1988 mit dem Felix-Hollenberg-Archiv von Erika Schad-Hollenberg an das Museum übergeben.
Landschaftsbild der Schwäbischen Alb
BearbeitenEin gattungsübergreifender Sammlungsschwerpunkt ist das Landschaftsbild der Schwäbischen Alb. Zu diesem einzigartigen Bestand zählen beispielsweise Kupferstiche von Matthäus Merian (1593–1650), Gemälde aus der Klassischen Moderne von Erich Heckel (1883–1970) oder Paul Kleinschmidt (1883–1949) sowie zeitgenössische Positionen.
Architektur
Bearbeiten1908/1909 von den Reutlinger Architekten Beck und Hornberger erbaut, fungierte das Gebäude bis Anfang der 1970er Jahre als evangelisches Vereinshaus. 1974 wurde es von der Stadt mit dem Zweck erworben, die Christian-Landenberger-Sammlung aufzunehmen. Im Gründungsjahr der Stadt Albstadt 1975 begann der Museumsbetrieb als Städtische Galerie. 1986/1987 erweiterte man die Ausstellungsfläche durch den Ausbau des Dachgeschosses auf 1400 m². Von 2020 bis 2023 lief eine Baumaßnahme für den Brandschutz, in deren Zuge zahlreiche Erneuerungen am Gebäude vorgenommen wurden.
Literatur (Auswahl)
Bearbeiten- Big Bang – Ein Universum moderner Druckgrafik. Die Sammlung Gerhard und Brigitte Hartmann, verfasst von Kai Hohenfeld und Melanie Löckel, Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt vom 26. Juni bis zum 3. Oktober 2022, Veröffentlichungen des Kunstmuseums Albstadt, Nr. 186/2022
- Hip to Be Square – Figur und Abstraktion im 20. Jahrhundert, Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt vom 6. Februar bis 5. Juni 2022, verfasst von Kai Hohenfeld, Veröffentlichungen des Kunstmuseums Albstadt, Nr. 184/2022
- Kunstmuseum Albstadt Offshore. Kunst in allen Stadtteilen, Dokumentation zum Ausstellungsprojekt vom 29. Mai bis zum 25. Oktober 2020, Texte von Veronika Mertens, Veröffentlichungen des Kunstmuseums Albstadt, Nr. 182/2020
- Die dunkle Seite des Mondes. Schattenbilder aus Kunst und Literatur, Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt vom 3. November 2019 bis zum 16. Februar 2020, verfasst von Kai Hohenfeld, Veröffentlichungen des Kunstmuseums Albstadt, Nr. 181/2019
- Karl Hurms phantastische Alb-Sichten. Die Schenkung Karl Hurm, Text von Veronika Mertens, Bestandskatalog erschienen zur Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt vom 18. März bis 9. September 2018, Veröffentlichungen des Kunstmuseums Albstadt, Nr. 175/2018
- Meisterwerke Reihenweise! Aus der Stiftung Sammlung Walther Groz, Katalog zur Ausstellung vom 18. Dezember 2016 bis 12. März 2017, mit Beiträgen von Jeannette Brabenetz, Carla Heussler, Dieter Hoffmann, Veronika Mertens, Hans Pfarr, Claudia Schönjahn, Brigitte Wagner, Veröffentlichungen des Kunstmuseums Albstadt Nr. 172/2017
- Testamentum. Die Schenkung Ruth und Dr. Karlheinz Brucker, Hrsg. Veronika Mertens, mit Beiträgen von Jeannette Brabenetz und Veronika Mertens, Ausstellung vom 1. Juni bis 21. September 2014 in der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen, Veröffentlichungen der Galerie Albstadt Nr. 168/2014
- Rätselhaft? Informelle Druckgraphik gestern und heute aus der Sammlung Hartmann, Texte von Beate Frosch und Claudia Schönjahn, mit einem Vorwort von Marina Sauer, Bestandskatalog erschienen zur Ausstellung in der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen vom 10. November 2002 bis 12. Januar 2003, Veröffentlichungen der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen, Nr. 146/2002
- Sammlung Gerenot und Ingeborg Richter, Katalog zur Ausstellung in der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen vom 25. November 2001 bis zum 13. Januar 2002, Texte von Peter H. Feist und Clemens Ottnad, Veröffentlichungen der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen, Nr. 142/2001
- Wege ins 20. Jahrhundert. Geschichte und Sammlungen der Galerie Albstadt, Katalog anlässlich der Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen der Städtischen Galerie Albstadt vom 26. November 2000 bis zum 28. Januar 2001, Texte von Jörg Becker, Jürgen Gneveckow, Renate Hartner, Fritz Löffler, Clemens Ottnad, Claudia Schönjahn und Adolf Smitmans, Veröffentlichungen der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen, Nr. 136/2000
- Sammlung Walther Groz. 100 Meisterwerke. Walther Groz zum 95. Geburtstag, Katalog zur Ausstellung in der Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen vom 20. September bis zum 15. November 1998, Text von Adolf Smitmans, Veröffentlichungen der Städtischen Galerie Albstadt, Nr. 121/1998
- Otto Dix. Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle, Kartons und Druckgraphik der Jahre 1912–1969 aus der Stiftung Sammlung Walther Groz in der Städtischen Galerie Albstadt, Bestandskatalog, zweite erweiterte Auflage mit Texten von Alfred Hagenlocher, Eva Karcher und Otto Conzelmann, Veröffentlichungen der Städtischen Galerie Albstadt, Nr. 40/1985
Weblinks
BearbeitenKoordinaten: 48° 12′ 44,4″ N, 9° 1′ 30,4″ O