Evangelische Superintendentur H. B. Mähren

Die Evangelische Superintendentur H. B. Mähren war eine Superintendentur der Evangelischen Kirche H. B. in Österreich, die von 1785 bis 1918 bestand.

Evangelische Superintendentur H. B. Mähren
Gebiet Mähren
Pfarrgemeinden 28 (Stand: 1913)
Filialgemeinden 4 (Stand: 1913)
Predigtstationen 24 (Stand: 1913)

Organisation Bearbeiten

Die Superintendentur umfasste 28 (Stand: 1913)[1] tschechischsprachige Pfarrgemeinden in Mähren. Im Jahr 1913 gehörten ihr rund 44.000 Gläubige an.[2] Sie war in zwei Seniorate gegliedert: das (östliche) Klobauker Seniorat und das (westliche) Jaworniker Seniorat. Der Amtssitz des an ihrer Spitze stehenden Superintendenten war nicht festgelegt und befand sich jeweils dort, wo er als Gemeindepfarrer wirkte.

Geschichte Bearbeiten

Die Evangelische Superintendentur H. B. Mähren wurde wie die Evangelische Superintendentur H. B. Böhmen 1785 unter Kaiser Joseph II. eingerichtet.

Die Superintendenten von Mähren waren (Amtszeit in Klammern):

In den Ländern der Böhmischen Krone entstand Mitte des 19. Jahrhunderts eine neo-hussitische Bewegung. Ihre tschechisch-national orientierten Anhänger beriefen sich auf das Erbe der Confessio Bohemica, in Abgrenzung zu Wien als politischem und kirchlichem Zentrum. Die Veranstaltungen anlässlich des 500. Todestags von Jan Hus im Jahr 1905 waren ein erster Höhepunkt im Bestreben, eine unierte „tschechische Nationalkirche“ zu schaffen. Zu dieser sollten auch die tschechischen Gemeinden der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich gehören. Die tschechischen Gemeinden A. B. und H. B. proklamierten am 17. Dezember 1918 auf einer Generalsynode in Prag ihre Loslösung von den Evangelischen Kirchen A. B. und H. B. in Österreich. Dies bedeutete das Ende der Evangelischen Superintendentur H. B. Mähren. Ihre Gemeinden schlossen sich der unierten Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder an.[2]

Gemeinden (Auswahl) Bearbeiten

Pfarrgemeinde Gründungsjahr Seniorat Kirchengebäude Bild
Brünn 1883[5] (1878 als Filialgemeinde von Nußlau) Klobauk Bethlehemskirche in Brünn  
Dankowitz 1905[6] (1782 als Filialgemeinde von Ingrowitz, ab 1830 von Niemetzky) Klobauk Toleranzbethaus in Dankowitz  
Ingrowitz 1782 Klobauk Evangelische Kirche in Ingrowitz  
Jawornik 1782 Jawornik Toleranzbethaus in Jawornik  
Groß-Lhota 1782 Klobauk Obere evangelische Kirche in Groß-Lhota (ab etwa 1870), Untere evangelische Kirche in Groß-Lhota (bis etwa 1870, Gebäudenutzung gemeinsam mit der Gemeinde A. B. in Groß-Lhota)  
Klobauk 1782 Klobauk Evangelische Kirche in Klobauk; Evangelische Kirche in Herspitz (Filialgemeinde)  
Lipthal 1782 Jawornik Toleranzbethaus in Liptál
Mißlitz 1850 (in den 1780er Jahren als Filialgemeinde von Nußlau) Klobauk Toleranzbethaus in Mißlitz  
Neustadtl 1783 Klobauk Evangelische Kirche in Neustadtl  
Niemetzky 1782 Klobauk Evangelische Kirche in Niemetzky  
Nikoltschitz 1868 (1866 als Filialgemeinde von Nußlau) Klobauk Evangelische Kirche in Nikoltschitz  
Nußlau 1781 Klobauk Evangelische Kirche in Nußlau  
Ober-Wilimowitz 1784 Klobauk Evangelische Kirche in Ober-Wilimowitz; Evangelische Kirche in Trebitsch (Filialgemeinde)  
Prosetin 1782/1783 Klobauk Toleranzbethaus in Prosetin  
Prußinowitz 1782 Jawornik Evangelische Kirche in Prußinowitz  
Rauschtka 1782 Jawornik Evangelische Kirche in Rauschtka  
Rowjetschin 1813 (1783 als Filialgemeinde von Prosetin) Klobauk Evangelische Kirche in Rowjetschin; Evangelische Kirche in Oels (Filialgemeinde)  
Strschitesch 1867 (in Nachfolge der 1782 gegründeten Gemeinde in Wallachisch-Groß-Lhota) Jawornik Evangelische Kirche in Strschitesch; Toleranzbethaus in Wallachisch-Groß-Lhota (seit 1867 Filialgemeinde)  
Wannowitz 1782 Klobauk Evangelische Kirche in Wannowitz  
Wesseli 1782 Klobauk Evangelische Kirche in Wesseli  
Wsetin 1781/1785 Jawornik Evangelisch-reformiertes Toleranzbethaus in Wsetin; Evangelische Kirche in Jablunka (Filialgemeinde)  
Zadwierschitz 1782 (bis 1786 A. B.) Jawornik Evangelische Kirche in Zadwierschitz (Filialgemeinde; Gebäudenutzung gemeinsam mit der Gemeinde A. B. mit Sitz in Jassena)  

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Julius A. Kolatschek: Die evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch-slavischen Ländern. Eine Darstellung des Arbeitsfeldes des evangelischen Vereins der Gustaf Adolf-Stiftung in den genannten Ländern und zugleich ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Protestantismus. Selbstverlag des Wiener Hauptvereins der Gustaf Adolf-Stiftung, Wien 1869, Kap. X. Mähren, S. 99–126.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die Evangelische Kirche A. u. H. B. in Österreich im Jahr 1913. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e. V., 27. Mai 2011, abgerufen am 19. Oktober 2013.
  2. a b Karl W. Schwarz: „Entösterreichern!“ Der Protestantismus in Tschechien nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie. Vortrag auf der Jahrestagung der Johannes-Mathesius-Gesellschaft vom 1. bis zum 3. Mai 2009 in Herrnhut. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e. V., 27. Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2013.
  3. Gustav Frank: Das Toleranz-Patent Kaiser Joseph II.: Urkundliche Geschichte seiner Entstehung und seiner Folgen. Säcular-Festschrift des k. k. evangelischen Oberkirchenrathes A. C. und H. C. in Wien. Wilhelm Braumüller, Wien 1882, S. 158.
  4. Ester Pučálková: Život a dílo superintendenta Ferdinanda Císaře. Bakalářská diplomová práce. Masarykova univerzita v Brně, Brno 2009, S. 31 (Online [PDF; abgerufen am 16. Oktober 2013]).
  5. Milena Flodrová: Betlémský kostel (evangelický). In: Encyklopedie Dějin města Brna. 10. November 2012, abgerufen am 16. Oktober 2013 (tschechisch).
  6. O sboru. Farní sbor ČCE Daňkovice, archiviert vom Original am 17. Oktober 2013; abgerufen am 16. Oktober 2013 (tschechisch).