Eteokretische Sprache

ausgestorbene Sprache der Antike
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Das Eteokretische („echtes Kretisch“) war eine nichtgriechische Sprache, die während der Antike in Ostkreta gesprochen wurde. Benannt wird sie nach dem von Homer genannten Volk der Eteokreter, das nach Strabon in Praisos lebte. In diesem Ort wurden denn auch die meisten der eteokretischen Inschriften gefunden.

Eteokretisch

Gesprochen in

ehemals Kreta
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

mis (nicht kodiert)

ISO 639-3

ecr

Eteokretische Inschrift Praisos 1

Einige Forschungsansätze versuchen die eteokretische Sprache und die eteokyprische Sprache zu einer ägäischen Sprachfamilie zusammenzufassen.

Überlieferung

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Das Eteokretische ist aus acht bruchstückhaften Inschriften in griechischer Schrift aus dem 7. bis 3. Jahrhundert v. Chr. bekannt, die aus Praisos (6 Texte) und Dreros (2 Bilinguen) in Ostkreta stammen. Eine weitere Inschrift von Psychro wurde als Fälschung erkannt. Die eteokretischen Texte sind trotz der beiden Bilinguen bislang nicht verständlich. Unklar ist auch die Zuordnung des Eteokretischen zu einer bestimmten Sprachfamilie. So wurde es u. a. mit dem Hethitischen,[1] Nordwestsemitischen[2] und dem Etruskischen in Verbindung gebracht. Es wird in der Regel als letzte Nachfolgerin der minoischen Sprache betrachtet.[3]

Das Eteokretische wurde in altgriechischer Schrift geschrieben, die älteren Inschriften in einer archaischen kretischen Form mit San statt Sigma sowie Digamma für den labialen Halblaut /w/. Die einzelnen Wörter wurden manchmal durch einen kurzen senkrechten Strich getrennt.

Sprachbeispiele

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Dreros 1 (eteokretisch-griechische Bilingue, 7. Jahrhundert v. Chr.)

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Die eteokretische Inschrift zeigt Worttrenner, die hier mit Doppelpunkt dargestellt werden. Die griechische Inschrift hat keine Worttrenner; in der Umschrift sind die Leerschläge gemäß einer sinnvollen Übersetzung gesetzt.

Eteokretisch Griechisch Übersetzung
[…]irmaw:et:isalabre:komn[…]   
[…]d:men:inai:isaluria:lmo
[…]σ τον τυρον μηατοαοι εϜαδ
ε τυρο[…]μυνα:οαμενη[…]
ματρι ται α[…] (oder: μα τριταια[…])   
den Käse … es wurde entschieden
Käse …
für die Mutter … (oder: … am dritten)

Nimmt man aber an, dass falsch getrennt wurde und suffix- bzw. präfixartige Zusätze (Affixe) angehängt wurden, kommt man auf "υγρο μηνα αμεν", was man mit "nasser Monat amen" übersetzen kann.

Der Monat oder ein Monatsname wird als "komn" für "Komnokarios" vermutet. Zieht man nun die Möglichkeit hinzu, dass, wie früher üblich, Monate nach ihrer Beschaffenheit benannt wurden, wie in den z. B. sogenannten Bauernkalendern, so wird letztere Version immer plausibler. Zudem bietet diese Ansicht den folgenden Vermutungen Standhaftigkeit.

Das Wort komn der ersten eteokretischen Zeile erinnert an den Monatsnamen Komnokarios (Κομνοκάριος), der für Dreros bezeugt ist. Nach anderen Deutungen soll es "Käse" oder "Stele" bedeuten.

Praisos 2

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Diese Inschrift besteht aus zwölf eteokretischen Zeilen, wobei die obersten drei vollständig erhalten sind. Als Beispiel sei das Ende von Zeile 1 und die Zeile 2 wiedergegeben, mit der westsemitischen Deutung von Cyrus H. Gordon. Diese Inschrift hat keine Worttrennung, die Leerschläge sind anhand der Deutung gesetzt.

Eteokretisch Eteokretisch Semitisch Übersetzung
griechisch transkribiert (nicht vokalisiert)  
… ΣΦΑ ΔΟΦ ΜΑΡ ΑΛΑ ΦΡΑΙΣΟ …     spha doph mar ala Phraiso     sbˁ-dp mr ˁly Prys     sieben-mal Herr über Praisos

Literatur

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  • Cyrus H. Gordon: Eteocretan. in: Journal of Near Eastern Studies 21 (1962), 211–214.
  • Cyrus H. Gordon: The Decipherment of Minoan and Eteocretan. in Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain & Ireland (New Series) 107 (1975), 148–158
  • Yves Duhoux: L'étéocrétois. Les textes - la langue. Gieben, Amsterdam (1982).
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Einzelnachweise

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  1. S. Davis: The Phaistos Disk and the Eteocretan Inscriptions from Psychro and Praisos. Johannesburg (1961)
  2. Cyrus H. Gordon: Eteocretan. in: Journal of Near Eastern Studies 21 (1962), 211–214.
  3. Cyrus H. Gordon: Linguistic continuity from Minoan to Eteocretan. in Studi Micenei ed Egeo-Anatolici 3, 1967, S. 89–92