Emotionsfokussierte Paartherapie

strukturierte Kurzzeit-Behandlungsmethode für Paare

Die Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) ist eine strukturierte Kurzzeit-Behandlungsmethode für Paare, die systemische, bindungsorientierte und humanistische Ansätze integriert[1][2]. Sie wurde in den frühen 1980er Jahren von Dr. Sue Johnson und Leslie Greenberg entwickelt und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. In den USA und einigen europäischen Ländern (z. B. den Niederlanden) gehört EFT zu den am meisten angewandten Formen der Paartherapie. In Deutschland ist sie noch wenig verbreitet.

EFT wird für eine große Bandbreite an partnerschaftlichen Problemen in verschiedenen Kontexten genutzt, beispielsweise für Paare mit Depression,[3] Posttraumatischer Belastungsstörung[4] oder chronischen Erkrankungen[5].

Vorgehen in der Emotionsfokussierten Paartherapie Bearbeiten

Das Vorgehen in der Emotionsfokussierten Paartherapie gliedert sich in drei Phasen und neun Schritte. Diese gehen häufig fließend ineinander über und sind nicht immer scharf zu trennen.

Phase I: Deeskalation von negativen Interaktions-Zyklen Bearbeiten

In dieser Phase schafft der Paartherapeut eine sichere Umgebung für das Paar, in der es sich vertrauensvoll öffnen kann und in der positive Affekte gestärkt werden. Im Vordergrund steht die Deeskalation negativer Verhaltensweisen. Der „Beziehungs-Tanz“ wird verändert.

Schritt 1) Konflikte identifizieren, in denen sich der zentrale Bindungskonflikt abzeichnet

Schritt 2) Identifizieren des negativen Interaktionszyklus, in dem der Konflikt zum Ausdruck kommt

Schritt 3) Identifizieren der Emotionen, die hinter dem Konflikt stehen (primäre und sekundäre Emotionen)

Schritt 4) Das Problem im Rahmen des erkannten Zyklus mit seinen Emotionen und Bedürfnissen neu beschreiben. Der Zyklus wird als Feind und als Ursache für die Entfremdung der Partner angesehen.

In dieser Phase schafft der Therapeut eine angenehme und stabile Umgebung für das Paar, in der es eine offene Diskussion über etwaige Vorbehalte der Paare gegenüber der Therapie führen kann, einschließlich der Vertrauenswürdigkeit des Therapeuten. Der Therapeut bekommt auch ein Gefühl für die positiven und negativen Interaktionen des Paares aus Vergangenheit und Gegenwart und ist in der Lage, die negativen Muster für das Paar zusammenzufassen und darzustellen.

Phase II: Stärkung der emotionalen Verbindung und Veränderung der Interaktionspositionen Bearbeiten

In dieser Stufe soll das emotionale Band des Paares gestärkt werden, indem sich die Partner einander in einer neuen Weise öffnen und indem sie sich an die eigentlichen Beziehungsabsichten erinnern.

Schritt 5) Zugang zu verschwiegenen Bedürfnissen, Emotionen und Selbstansichten schaffen

Schritt 6) Förderung der gegenseitigen Akzeptanz des Erlebensausdrucks und neuer Reaktionen

Schritt 7) Fördern des Ausdrucks von Bedürfnissen und Wünschen und Schaffen von emotionalem Engagement und bindungsfördernden Ereignissen

Phase III: Konsolidierung und Integration Bearbeiten

In dieser Stufe werden neue Verhaltensweisen und Zugänge zu Problemen geschaffen.

Schritt 8) Formulierung neuer Lösungen für alte Probleme

Schritt 9) Konsolidierung neuer Beziehungspositionen und Verhaltensweisen

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Sue Johnson: Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie: Verbindungen herstellen. Junfermann, 2010, ISBN 978-3-87387-714-6.
  • Sue Johnson: Love Sense: The Revolutionary New Science of Romantic Relationships. Little, Brown and Company, 2013, ISBN 978-0-316-13376-0.
  • N. D. Wood, D. R. Crane, G. B. Schaalje, D. D. Law: What works for whom: A meta-analytic review of marital and couples therapy in reference to marital distress. In: The American Journal of Family Therapy. Band 33, 2005, S. 273–287.
  • S. M. Johnson, M. B. Moser, L. Beckes, A. Smith, T. Dalgleish u. a.: Soothing the Threatened Brain: Leveraging Contact Comfort with Emotionally Focused Therapy. In: PLoS ONE. Band 8, Nr. 11, 2013, Artikel e79314. doi:10.1371/journal.pone.0079314.
  • S. Johnson, J. Hunsley, L. Greenberg, D. Schindler: Emotionally Focused Couples Therapy: Status & challenges (A meta-analysis). In: Journal of Clinical Psychology: Science and Practice. Band 6, 1999, S. 67–79. NOTE: Also listed under Outcome
  • S. Johnson, P. Greenman: Commentary: Of Course It Is All About Attachment! In: Journal of Marital and Family Therapy. doi:10.1111/jmft.12035
  • P. Greenman, S. Johnson: Process Research on EFT for Couples: Linking Theory to Practice. In: Family Process. Special Issue on Couple Therapy. Band 52, Nr. 1, 2013, S. 46–61.
  • D. J. Zuccarini, S. M. Johnson, T. Dalgleish, J. Makinen: Forgiveness and reconciliation in Emotionally Focused Therapy for Couples: The Client Change Process and Therapist Interventions. In: Journal of Marriage and Family Therapy. Band 39, Nr. 2, 2013, S. 148–162.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. S. M. Johnson: Emotionally focused couples therapy: Empiricism and art. In: T. Sexton, G. Weeks, M. Robbins (Hrsg.): American Journal of Family Therapy. Brunner/ Routledge, New York 2004, S. 345–353.
  2. S. Johnson, P. Greenman: Commentary: Of Course It Is All About Attachment! In: Journal of Marital and Family Therapy. 2013. doi:10.1111/jmft.12035.
  3. A. Dessaulles, S. M. Johnson, W. Denton: Emotion Focused Therapy for Couples in the Treatment of Depression: A Pilot Study. In: American Journal of Family Therapy. Band 31, 2003, S. 345–353.
  4. J. Dalton, P. Greeman, C. Classen, S. M. Johnson: Nurturing Connections in the Aftermath of Childhood Trauma: A randomized controlled trial of Emotionally Focused Couple Therapy (EFT) for Female Survivors of Childhood Abuse. In: Couple and Family Psychology: Research and Practice. Vol. 2, Nr. 3, 2013, S. 209–221.
  5. L. M. McLean, T. Walton, G. Rodin, M. J. Esplen, J. M. Jones: A couple-based intervention for patients and caregivers facing end-stage cancer: outcomes of a randomized controlled trial. In: Psycho-oncology. Band 22, Nummer 1, Januar 2013, S. 28–38. doi:10.1002/pon.2046. PMID 21919119.