Eisenbahnunfall von Pardubice

Eisenbahnunfall am 5. Juni 2024

Der Eisenbahnunfall von Pardubice war der Frontalzusammenstoß zweier Züge im Bahnhof Pardubice in Tschechien am 5. Juni 2024. Vier Menschen starben, 27 weitere wurden verletzt.

Ausgangslage

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Der Schnellzug RJ 1021 des Eisenbahnverkehrsunternehmens Regiojet war als Nachtreisezug von Praha hl.n. nach Tschop in der Ukraine auf der zweigleisigen, elektrifizierten Bahnstrecke Česká Třebová–Praha pünktlich unterwegs. Er wurde von der Elektrolokomotive 388 205 des Typs Bombardier Traxx MS3 gezogen. Der Zug mit 15 Wagen war mit etwa 380 Reisenden besetzt. Der erste Wagen, der hinter der Lokomotive lief, war ein Liegewagen der Bauart Bcmz, den Regiojet gebraucht von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gekauft und modernisiert hatte. In Pardubice hatte der Zug einen planmäßigen Halt zum Fahrgastwechsel.

In der Gegenrichtung verkehrte der Ganzzug Nex 41340 von ČD Cargo mit ISO-Containern von Bratislava nach Bremerhaven. Er wurde von der Elektrolokomotive 363 529 gezogen.

Der Bahnhof Pardubice ist nach dem Fahrgastaufkommen der drittgrößte in Tschechien. Seit 2020 war er umfassend modernisiert worden. Die Arbeiten waren kurz zuvor am 31. Mai 2024 mit einem Festakt in Anwesenheit von Ministerpräsident Petr Fiala offiziell abgeschlossen worden. Der Bahnhof wurde im Zuge der Erneuerungsarbeiten mit dem europäischen Zugeinbeflussungssystem ETCS ausgerüstet, das zum Unfallzeitpunkt allerdings noch nicht in Betrieb war. Das veraltete und durch ETCS abzulösende Zugbeeinflussungssystem LS wurde nicht wieder eingebaut.[1]

Unfallhergang

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Entgegen dem „Halt“ zeigenden Ausfahrsignal fuhr der RJ 1021 aus dem Bahnhof Pardubice aus.[2] Der Zug befuhr dabei die für den Güterzug eingestellte Fahrstraße – muss dazu also auch eine Weiche aufgeschnitten haben – und beschleunigte auf 60 km/h. Erst dann bemerkte der Lokomotivführer seinen Fehler und brachte den Zug mit einer Notbremsung zum Stehen.[3]

Der mit etwa 30 bis 40 km/h fahrende Güterzug stieß daraufhin frontal mit dem Schnellzug zusammen. Während die moderne Bombardier Traxx dem Aufprall weitgehend standhielt, wurde der nachfolgende erste Wagen des Reisezuges schwer beschädigt. Bei dem von den ÖBB stammenden, überalterten Liegewagen hinter der Lokomotive versagte die Kastentruktur, so dass er im vorderen Drittel seitlich abknickte.

Die ältere Lokomotive des Güterzuges und der nachfolgende erste, beladene Containertragwagen wurden irreparabel zerstört.

Vier Menschen starben im Liegewagen unmittelbar hinter der Lokomotive. Weitere 27 wurden verletzt. Die beiden Lokomotivführer überlebten. Der Sachschaden wurde auf über vier Millionen Euro beziffert.

Der Verkehr auf der Strecke war für neun Stunden unterbrochen, bevor ein Gleis wieder mit 10 km/h befahren werden konnte. Der Regelbetrieb war am 7. Juni 2024 wieder hergestellt. Da auf den möglichen Umleitungsstrecken zu diesem Zeitpunkt Instandsetzungen stattfanden, führte das weiträumig zu Störungen im Eisenbahnverkehr.

Der Schaden an dem überalterten Liegewagen, der unmittelbar hinter der Lokomotive des RJ 1021 lief, war bei dem Zusammenstoß auffällig. Vermutet wird Korrosion an der Wagenkastenstruktur. Regiojet nahm daraufhin alle seine 13 weiteren baugleichen Wagen am 7. Juni 2024 aus dem Verkehr. Ein solcher Wagen soll bei einem Rangierunfall 2018 in Salzburg bereits ein ähnliches Verhalten gezeigt haben. Regiojet hat eine europaweite Überprüfung dieses Wagentyps angestoßen.[4]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. „Po miliardové rekonstrukci je v Pardubicích horší zabezpečení. Tvoříme nebezpečné prostředí, říká školitel“ auf zdopravy.cz
  2. Radio Prag international: Nach Zugunglück.
  3. Radio Prag international: Nach Zugunglück.
  4. sram: Frontalkollision.