Edmund Fröhlich (Verbandsfunktionär)

deutscher Verbandsfunktionär

Edmund Fröhlich (* 8. November 1956 in Jagstzell) ist ein deutscher Sozial- und Klinikmanager, Verbandsfunktionär und Mitgründer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in den neuen deutschen Bundesländern.

Leben Bearbeiten

Fröhlich stammt aus Baden-Württemberg und studierte Sozial- und Erziehungswissenschaften in München. Nach seinem Abschluss war er in leitenden Funktionen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sowie im Management für verschiedene Pflegeeinrichtungen und Rehabilitationskliniken tätig.[1]

Er engagierte sich seit den 1980er Jahren bei der Arbeiterwohlfahrt, seit 1987 war er Vorsitzender des Landesausschusses für Altenhilfe in Bayern. Zuvor war er als Kreisvorsitzender der AWO in Ebersberg und später als stv. Bezirksvorsitzender für Ober- und Mittelfranken tätig.[2][3][4]

Fröhlich wirkte maßgeblich beim Wiederaufbau der Arbeiterwohlfahrt in den neuen deutschen Bundesländern mit und gründete gemeinsam mit dem Politiker Walter Knauer am 18. Februar 1990 in Sonneberg die AWO in der DDR – die erste Gründung der AWO auf dem Gebiet der DDR 57 Jahre nach ihrem Verbot durch die Nationalsozialisten und der Nichtwiederzulassung durch Politiker der DDR.[5][6]

Im Jahr 2000 wurde Fröhlich zum Geschäftsführer bei der Klinikgruppe Enzensberg ernannt. Zuvor fungierte er bereits sieben Jahre lang als stellvertretender Geschäftsführer.[7]

2003 wurde Fröhlich zum neuen Hauptgeschäftsführer der Sanitas Kliniken in Unterschleißheim bei München berufen, die zum damaligen Zeitpunkt aus 11 Kliniken bestand.[8][9] Aufgrund einer Korruptionsaffäre der früheren Gesellschafter musste Fröhlich die Klinik-Gruppe wegen drohender Zahlungsunfähigkeit als insolvent beim Amtsgericht München melden. Die Sanitas-Kliniken waren 2003 aufgrund gefälschter (Due-Diligence) Gutachten überteuert von der SRH-Kliniken AG aufgekauft worden.[10]

Anschließend arbeitete Fröhlich als Geschäftsführer der medinet Spessart-Klinik, die hauptsächlich krankhaft übergewichtige Kinder versorgt.[11][12] Während seiner Zeit als Vorstand der medinet AG und Manager der Klinik im hessischen Bad Orb sanierte Fröhlich die Einrichtung durch eine strategische Neupositionierung und machte sie „zur bekanntesten Rehabilitationsklinik“ für Menschen mit Adipositas in Deutschland.[13][14][15]

2007 veröffentlichte Fröhlich gemeinsam mit der Journalistin Susanne Finsterer das Buch Generation Chips. Computer und Fastfood, was unsere Kinder in die Fettsucht treibt. Das Werk thematisiert die Verlierer der Generation Y, die viel Zeit vor Computer und Fernseher verbringen, sich ungesund ernähren und wenig bewegen.[16] Mit dem Buch und seiner sonstigen Arbeit möchte Fröhlich auf das Zusammenwirken von Bildung, einseitiger Ernährung und zu hohem Medienkonsum aufmerksam machen.[17][18]

Seit 2008 ist Fröhlich als selbstständiger Berater und Interimsmanager tätig.[19][20] Ab 2009 war er als Netzwerkmanager für das Ärztenetz Spessart tätig.[21][22] Und bis 2017 Aufsichtsratsvorsitzender dieser Ärztegenossenschaft. Er war außerdem als Interims-Geschäftsführer u. a. für die AWO Gesundheitsdienste GmbH und für die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Hessen tätig.[23] Neben dem Interimsmanagement engagiert sich Fröhlich weiterhin in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pädagogik und Soziale Arbeit.

Fröhlich hat 2009 die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) aufgebaut und leitete sie freiberuflich bis zum 30. Juni 2022.[24] Im September 2022 wurde er als Schatzmeister ins geschäftsführende Präsidium der Fachgesellschaft gewählt. Seit 2017 ist er Geschäftsführer der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM).[25]

Positionen Bearbeiten

Fröhlich engagiert sich für gesundheitliche Themen, insbesondere den Zusammenhang von sozialem Status, Bildung und Gesundheit im Kontext von Adipositas Prävention und Rehabilitation bei jungen Menschen.[17][26][27] Er appellierte für die Einführung eines Pflichtfaches „Gesundheitskunde“ und für regelmäßige gesundheitliche Untersuchungen an Schulen.[17][28][29] Fröhlich forderte außerdem, dass Adipositas bei Kindern in besonderen Fällen als eine Form der Misshandlung durch Eltern eingestuft wird.[30]

Mitgliedschaften Bearbeiten

Fröhlich war ehrenamtlich als Vorsitzender des hessischen Landesverbands der Deutschen Kinderhilfe sowie im Vorstand des Kindernetzwerkes aktiv.[19][31] Er ist Gründer und Initiator des Adipositasnetzwerk Hessen, welches die Zusammenarbeit von Ämtern, Kliniken, Schulen, und weiteren Initiativen in der Adipositastherapie bündelt.[32] Er ist Mitgründer und war bis 2016 Beirat der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main[19] und ist ehemaliger stv. Vorsitzender der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Hessen.[33] Fröhlich ist Vorsitzender der Stiftung Praxissiegel e.V.[34] und stellv. Vorstandsvorsitzender der arriba Genossenschaft.[35]

Literatur Bearbeiten

  • Edmund Fröhlich, Theresia Danco (Hrsg.): Nach 57 Jahren: Die AWO gründet sich in Thüringen wieder. In: Quo vadis Freie Wohlfahrtspflege, Bank für Sozialwirtschaft; Köln, 1990
  • mit Susanne Finsterer: Generation Chips. Computer und Fastfood, was unsere Kinder in die Fettsucht treibt. Hubert Krenn Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-902532-30-5.
  • mit Renate Greiner, Christiane Igl: Eine Arbeitshilfe für den Aufbau von Sozialstationen in den neuen Bundesländern. KDA, 1991.
  • mit Florian Gerster [u. a.]: Wachstum und Gesundheit. Chancengleichheit, Wettbewerb und Konsumentensouveränität. Thesenpapier des Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung. BUB, Bonn 2008

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Neue Bundesgeschäftsstelle der DEGAM in Frankfurt am Main - Online ZFA. 6. Juni 2011, abgerufen am 6. April 2022.
  2. Süddeutsche Zeitung (Hrsg.): Asylbewerber drohen mit Hungerstreik,. München 15. Oktober 1986.
  3. Tz (Hrsg.): Asylanten schlottern vor Kälte: Kleidung rar. München 17. Januar 1987.
  4. Münchner Merkur (Hrsg.): Arbeiterwohlfahrt unterstützt Initiative gegen Kernkraft. München 12. Juni 1986.
  5. Geschichte & Leitsätze der AWO. Abgerufen am 6. April 2022 (englisch).
  6. Eric Langerbeins: Aus der Geschichte der AWO: Die AWO Wiedervereinigung. (PDF) In: AWO Journal (2010). 2010, abgerufen am 6. April 2022.
  7. Klinikgruppe unter neuer Leitung. 8. März 2000, abgerufen am 16. November 2022.
  8. Berufen. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt, 31. Oktober 2003, abgerufen am 16. November 2022.
  9. Sanitas-Klinik vor dem Aus. Abgerufen am 16. November 2022.
  10. Wirtschaftswoche: Unternehmen: Korruptionsaffäre treibt Sanitas in die Insolvenz. Abgerufen am 16. November 2022.
  11. Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. 7. September 2007, abgerufen am 16. November 2022.
  12. "Es geht nicht um Ästhetik". Abgerufen am 16. November 2022.
  13. medinet Spessart-Klinik entwickelt neues Therapie-Konzept für die Rehabilitation // Osthessen|News. Abgerufen am 16. November 2022.
  14. Detlef Hans Franke: Krankenhaus-Management im Umbruch. Konzepte – Methoden – Projekte. W. Kohlhammer, Stuttgart, 2007, S. 108–109, ISBN 978-3-17-019576-9
  15. Erfolgreiches Change Management durch Kommunikation: Die medinet Spessart-Klinik Bad Orb | Management-Krankenhaus. Abgerufen am 16. November 2022.
  16. Es geht nicht um Ästhetik. Abgerufen am 21. Mai 2022.
  17. a b c "Es geht nicht um Ästhetik". Abgerufen am 12. August 2022.
  18. Copyright Haufe-Lexware GmbH & Co KG- all rights reserved: Fokus auf die "Generation Chips" richten | Personal | Haufe. Abgerufen am 12. August 2022.
  19. a b c Neue Bundesgeschäftsstelle der DEGAM in Frankfurt am Main - Online ZFA. 6. Juni 2011, abgerufen am 6. April 2022.
  20. Künzelsau: Vortrag zur Führung auf Zeit | Sozial.de. Abgerufen am 16. November 2022.
  21. Gemeinsam den Doktor erhalten. Abgerufen am 16. November 2022.
  22. Wie Ärzte und MVZ warm geworden sind. 22. April 2013, abgerufen am 16. November 2022.
  23. https://www.bridge-imp.at/files/bridge_content/downloads/case%20studies/Bridge_CS_DMSG_GF_Fröhlich.pdf
  24. Martin Scherer: Wechsel in der DEGAM-Geschäftsführung - Online ZFA. In: 06. Band 06, Nr. 981, 8. Juni 2022, S. 235–235 (online-zfa.de [abgerufen am 16. November 2022]).
  25. Philipp Leson, Edmund Fröhlich: 10 Jahre DEGAM-Bundesgeschäftsstelle – ein Rück- und Ausblick mit Geschäftsführer Edmund Fröhlich - Online ZFA. In: 04. Band 04, Nr. 946, 15. April 2019, S. 187–187 (online-zfa.de [abgerufen am 12. August 2022]).
  26. ELearning in der Nachsorge adipöser Kinder. Abgerufen am 12. August 2022.
  27. Ein Abbild der inneren Gefühlswelt– Ausstellung in Gesamtschule Derschlag eröffnet. 18. Mai 2006, abgerufen am 12. August 2022.
  28. Gerlinde Fröhlich-Merz: Kindesmisshandlung mit Pommes. Abgerufen am 12. August 2022.
  29. Deutschlandweiten Schulunterricht für gesundes Leben - Bildung ist die beste Prävention. Abgerufen am 12. August 2022.
  30. Gerlinde Fröhlich-Merz: Kindesmisshandlung mit Pommes. Abgerufen am 12. August 2022.
  31. Klinik-Kommunikation: Hessen gründet Landesverband der Deutschen Kinderhilfe - openPR. Abgerufen am 8. April 2022.
  32. Erfolgreiches Change Management durch Kommunikation: Die medinet Spessart-Klinik Bad Orb | Management-Krankenhaus. Abgerufen am 21. Mai 2022.
  33. dmsghessen: Tolle Stimmung beim 2. Stadtlauf für MS-Kranke in Erlensee. In: DMSG Landesverband Hessen - Multiple Sklerose. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. Mai 2022 (deutsch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.dmsg-hessen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  34. Über uns. Abgerufen am 12. August 2022 (deutsch).
  35. Organisation. Abgerufen am 12. August 2022.