Der Dunklhof (vormals Stippelhof)[1] im Steyrer Stadtteil Steyrdorf, Kirchengasse 16, Oberösterreich, ist ein bedeutendes spätgotisches Bürgerhaus mit einem Arkadenhof aus der Renaissance.

Südwestfassade zur Kirchengasse
Kirchengasse mit Nordwestfassade

Geschichte und Architektur Bearbeiten

Das Wohnhaus als ältester Teil stammt aus dem 15. Jahrhundert und war Sitz der niederen Gerichtsbarkeit.[2] Markant ist die ausgeprägte Kragstockfassade zur Kirchengasse (das Obergeschoss springt gegenüber dem Erdgeschoss vor)[3]. Der Arkadenhof stammt aus der Zeit um 1520/25 und zeigt verzierte Säulen und mit Maßwerkornamentik geschmückte Eckpfeiler. Eine Renovierung fand im Jahr 1996 statt, dabei wurde, soweit möglich, ein ursprüngliches Erscheinungsbild wiederhergestellt, etwa durch aufgemörtelte Firste, Graten und Graupenanschlüsse und die Wiederverwendung von alten handgeschlagenen Dachziegeln im Arkadenhof. Auf den seitlich abgewandten Dachflächen kamen neue Ziegel, sogenannte Kirchenbiber, zum Einsatz.[4] Die Fassade zur Kirchengasse wurde 2006 renoviert. Von damals stammt der heutige gelbe Anstrich.[3]

 
Schild des ehemaligen Architekturbüros Heinrich Dunkl

Besitzer seit 1834 waren Christian Brittinger, der auch erstmals eine Apotheke einrichtete, ab 1867 Alfred Brittinger, ab 1885 Karl Arazim, 1891 Heinrich Lang, 1894 Mathilde Stippl (Anton Stippl), ab 1910 Otto Dunkl und schließlich dessen Sohn, der Architekt Heinrich Dunkl,[5] der das Haus als Teilerbe privat und beruflich nutzte. Im Oktober 1958 heiratete er die Lyrikerin Waltraut Oberleitner-Schottenloher,[6] die bald unter dem Namen Dora Dunkl veröffentlichte. Am 29. Juli 1959 lud diese erstmals zu einer „Abendmusik im Dunklhof“.[7] Als jährlicher „Serenadenabend“, wurde diese Veranstaltung bis zu ihrem Tod weitergeführt.

Heute ist der Hof nach wie vor ein Wohnhaus, wird jedoch auch für Veranstaltungen genutzt. Lange Zeit hatte die Heilige Geist Apotheke, als älteste Apotheke von Steyr dort ihren Standort (das Schild erinnert noch daran). Da die Drogerie im Jahr 2001, unter Pharmazeut Grasler wegen Platzmangel und „schlechtem wirtschaftlichen Standort“, etwa 500 m weiter auf den Wieserfeldplatz übersiedelte, wird das ehemalige Geschäft als Galerie von verschiedenen Künstlern genutzt.

Rezeption Bearbeiten

Der Dunklhof gilt als sehenswertester Arkadenhof der Stadt. Dora Dunkl schrieb 1972 in Steyr. Die stolze Stadt der Eisenherren:

„Von diesen Arkadenhöfen gibt es viele, einfache und kostbare. Ich hatte das Glück, im schönsten Arkadenhof Steyrs ansässig zu werden, und schreibe diese Zeilen, eine Balkendecke über mir, die im Verlauf von 500 Jahren ein dunkles, goldenes Braun angenommen hat. Die Kanten der Fensterlaibungen wellen sich, sind lebendig wie die Wände, Jahrhunderte haben Schicht auf Schicht gelegt, und alles ist noch wie es war, im Hof die Steinsäulen, liebevoll behauen, Ornamente voller Phantasie, starke Pfeiler, zierliche Säulen, steile Dächer, wilder Wein, der durch die Fenstergitter ins Haus greift und in dem sommers die Spatzen schlafen, nachdem sie, von überall her angeflogen, unter lautem Gezeter ihre Stammplätze bezogen haben.[8]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dunklhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rudolf Lehr: Landeschronik Oberösterreich. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2004, S. 104 (Kalender 1501–1550, Abschnitt 1520/25).
  2. steyr info: Steyrdorf. Sehenswürdigkeiten im Stadtteil Steyrdorf (Memento des Originals vom 18. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.steyr.info, abgerufen am 17. März 2018.
  3. a b Amtsblatt der Stadt Steyr, Oktober 2006 (PDF; 2,3 MB), S. 10 (aufgerufen am 20. Juni 2013).
  4. Verein Denkmalpflege: Steyr, Kirchengasse 16 (Memento vom 11. August 2007 im Internet Archive) (Jahresbericht 1996, aufgerufen am 20. Juni 2013).
  5. Manfred Brandl: Neue Geschichte von Steyr, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr 1980, S. 126.
  6. Marlene Krisper: Dora Dunkl. Eine Nacherzählung. Verlag & Galerie Steyrdorf, Steyr 2005, 3. Auflage, S. 116.
  7. Marlene Krisper: Dora Dunkl. Eine Nacherzählung. S. 138 f.
  8. Dora Dunkl: Steyr. Die stolze Stadt der Eisenherren. in: Merian. Oberösterreich an Traun und Enns. Heft 11/XXV, November 1972, S. 37.

Koordinaten: 48° 2′ 37,5″ N, 14° 25′ 11,6″ O