Drawień (deutsch Trabehn) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Szczecinek (Landgemeinde Neustettin) im Powiat Szczecinecki (Neustettiner Kreis).

Geographische Lage Bearbeiten

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, westlich der Küddow (poln. Gwda), etwa sieben Kilometer südwestlich der Stadt Hammerstein (Czarne), zwölf Kilometer südöstlich von Neustettin (Szczecinek) und siebzig Kilometer südöstlich von Köslin (Koszalin).

Geschichte Bearbeiten

 
Dorfkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Trabehn

Bei einer Grenzregulierung wurde der Ort 1378 als Heide Tribbene bezeichnet, Wohnort der Familie Lemmeke (Lembcke); deren Sohn war Klaves, Herr auf Tribbene (1370–1440), auf den Peter to der Soltenische (Soltnitz) und Tribbene (1415–1500) folgte.[1]

Am Ende des 18. Jahrhunderts war Trabehn ein Lehndorf mit einer Kapelle, vier Vorwerken und dem Vorwerk Grünebüche.[2] Seit mehreren Jahrhunderten war hier die hinterpommerschen Familie Lembcke eingesessen,[3] die in einer Urkunde vom 14. Januar 1584 hier wie auch in Soltnitz mit Hans und dessen Söhnen Joachim und Friedrich erwähnt wird.[4] Viele Söhne dieser Familie hatten als Soldaten bei der preußischen Armee gedient.[5] Laut einem Bericht der Stettiner Regierung vom 16. Mai 1794 hatte das Gut Trabehn 1771 einen Wert von 4821 Talern.[6]

Während Frankreichs Feldzug gegen Preußen wurde der Ort am 2. Januar 1807 nach Angaben des Hauptmanns a. D. Lembcke, der hier ansässig war, von mit Napoleon I. verbündeten polnischen Truppen geplündert, die bei Hammerstein über die Grenze zwischen Westpreußen und Pommern vorgerückt waren.[7]

Um das Jahr 1896 befand sich das Gut Trabehn mit Branntweinbrennerei im Besitz der Familie Bredow im Ort Bredow bei Nauen.[8]

Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Guts Trabehn 877 Hektar, und am 16. Juni 1925 wurden im Gutsbezirk 262 Einwohner gezählt.[9]

Die Gemeindefläche von Trabehn war Anfang der 1930er Jahre 11,3 km² groß, und auf ihr standen 46 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnorten:[10]

  • Grünbüch
  • Trabehn

Bis 1945 bildete Trabehn eine Landgemeinde im Landkreis Neustettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Das Dorf war Sitz des Amtsbezirks Trabehn.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Trabehn zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf nun unter der Bezeichnung „Drawień“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 Dorf mit vier kleinen Vorwerken, dazu dem auf der Feldmark gelegenen Vorwerk Grünebüche, und einer Kapelle, 23 Feuerstellen (Haushaltungen)[3]
1818 129 Dorf und Kapelle, adlige Besitzung[11]
1825 163 Dorf mit einer Kapelle und den Vorwerken Grünbüche, Grüneiche und Hohenholz[12]
1852 310 Dorf[13]
1864 329 am 3. Dezember, Gemeindebezirk und Gutsbezirk[14]
1867 339 am 3. Dezember, davon 148 im Dorf und 191 im Gutsbezirk[15]
1871 316 am 1. Dezember, davon 143 im Dorf (141 Evangelische und zwei Katholiken) und 175 im Gutsbezirk (172 Evangelische und drei Katholiken)[15]
1885 379 am 1. Dezember, davon 209 im Dorf (207 Evangelische und zwei Katholiken) und 170 im Gutsbezirk (157 Evangelische und 13 Katholiken)[16]
1910 384 am 1. Dezember, davon 197 im Gemeindebezirk und 187 im Gutsbezirk[17]
1925 433 davon 429 Evangelische und vier Katholiken[10][18]
1933 402 [18]
1939 421 [18]

Kirche Bearbeiten

Die Kirche von Trabehn war bis 1945 Mutterkirche der evangelischen Pfarrei Trabehn. Die Stelle des Küsters der Kirche wurde im 19. Jahrhundert vom Dorflehrer betreut.[19]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Trabehn, Dorf und Rittergut, westlich der Küddow, Kreis Neustettin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Trabehn (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 771–772, Ziffer 63 (Google Books).
  • Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Sannier, Stettin 1912.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Drawień – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.schaper.org/ahnen/DieGeschichtedesGeschlechtsLemke.htm, abgerufen am 7. Dezember 2023
  2. Christian Friedrich Wutstrack: Nachtrag zur Kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung des königlich-preussischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Stettin 1795, S. 232, Ziffer 63 (Google Books).
  3. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 771–772, Ziffer 63 (Google Books).
  4. Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch, Band 4, Stettin 1854, S. 76 (Google Books).
  5. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Neuauflage, Band III, Teil 2: Der blühende Adel des Königreiches Preußen (Edelleute A–L) (bearbeitet von Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser und Georg Adalbert von Mülverstedt), Bauer & Raspe (Emil Küster), Nürnberg 1878, S. 233 (Google Books).
  6. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst – Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715 bis 1806), Teil I: Biographien, Böhlau, Wien/Köln 2021, S. 356 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  7. Die Thätigkeit der Königlichen Steuerbehörde in Kolberg in den Jahren 1806 und 1807. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, Neunter Jahrgang, Stettin 1895, S. 75–79, insbesondere S. 76 (Google Books).
  8. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 12: Pommern, Nürnberg 1896, S. 335 (Google Books).
  9. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399 (Google Books).
  10. a b Die Gemeinde Trabehn im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und die Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  11. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 31, Ziffer 1115 (Google Books).
  12. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 306, Ziffer 63 (Google Books).
  13. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 629 (Google Books).
  14. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 34–41, Ziffer 214–215 (Google Books).
  15. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 98–99, Ziffer 104 (Google Books), und S. 104–105, Ziffer 233 (Google Books).
  16. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 110–111, Ziffer 106 (Google Books), und S. 116–117, Ziffer 250 (Google Books).
  17. Trabehn, Dorf und Rittergut, westlich der Küddow, Kreis Neustettin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Trabehn (meyersgaz.org).
  18. a b c Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  19. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Nr. 46, vom 14. November, Cöslin 1889,S. 297 (Google Books).

Koordinaten: 53° 40′ N, 16° 51′ O