Diskussion:Zahlensinn

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von AloisIrlmaier

Allen Diskussionen um den Zahlensinn mangelt es an der begrifflichen Unterscheidung zwischen Zahl und Menge. Eine Gegenstandsmenge ist im Prinzip eine wahrnehmbare Sache. Wenn sie nicht zu groß ist, kann die Mächtigkeit simultan erkannt werden. Dagegen ist die Zahl ein abstrakter Begriff, denn die Zahl sieht von allen physikalischen Besonderheiten eines Gegenstandes ab. Es gibt kein Ding, das existiert und nur seine Existenz als Eigenschaft besitzt. In der Zahl wird nur die reine Existenz in ihrer Vielfachheit gedanklich festgehalten. Der Vollzug dieser Abstraktion ist ein aktiver Akt des Geistes, wie jede Abstraktion einen aktitive, agierenden - oder wie immer man das umschreiben will - Geist voraussetzt. Warum ist das wichtig? Weil damit klar ist: Der Zahlbegriff ist eine Erfindung des Geistes, kann darum gar nicht angeboren sein. Wenn in Habituationsexperimenten Babys auf unterschiedliche Mengenmächtigkeiten reagieten, so hat dies nichts mit dem Zahlbegriff zu tun, sondern damit, dass sie Mengen und visuelle Unterschiede erfassen und sich Zeitsequenzen merken können. Das isr aber noch lange kein Zahlbegriff, Zahlkonzept oder Zahlensinn. Den im übrigen ist bewiesen, dass ein Anzahlbegriff (Anzahlkonstanz) erst viel später entsteht, nicht im Babyalter und erst der Anzahlbegriff ist die Voraussetzung für die Entsteheung eines Zahlbegriffs. (nicht signierter Beitrag von Dr. Klaus Retzlaff (Diskussion | Beiträge) )

Gegenmeinung: Dem vorstehenden Diskussionsbeitrag mangelt es an der begrifflichen Unterscheidung von Zahl und Zahlen, also dem Begriff der Zahl und den konkreten Zahlen. "Die" Zahl ist in der Tat nicht wahrnehmbar, Zahlen schon. Zum Beispiel: 1 2 3 4 5 usw. Beim Zahlensinn (nicht Zahlsinn!) geht es nicht um den Begriff der Zahl, das ist ja klar. Sondern um die Gesetze der Wahrnehmung bestimmter Anzahlen von Elementen einer Menge. Ein abstrakter Zahlenbegriff ist nicht angeboren, aber im Grunde auch so uninteressant wie ein abstrakter Raumbegriff. Leider behandelt der Artikel den Zahlensinn aber nicht konkret. Übrigens ist die Studie von Tobias Dantzig nicht von 1954, sondern im Jahr 1930 zuerst erschienen (New York: The Macmillan Company). Aber das ist eben nicht "die" Zahl, sondern eine Jahreszahl und auch noch eine konkrete... RB --92.227.146.72 03:25, 26. Apr. 2010 (CEST)Beantworten

Die Zahl selbst kann nicht wahrgenommen werden, da diese ein Denkobjekt ist. Sie entspringt vielleicht zu einem gewissen Teil aus der Erfahrung des Zahlensinns (der uns aber ebenso bereits gegeben sein kann, siehe Kant, Raum- und Zeitbegriffe), doch ist der Zahlbegriff vollkommen abgekoppelt von diesem. Der Zahlbegriff selbst schließt die Verwendung von Sinnlichkeit vollkommen aus, es wird nur gedacht, nicht wahrgenommen. Unter "Zahlen" (Plural) wiederum können wir, ganz recht, eine gewisse Wahrnehmung hervorrufen, aber gewahren uns dennoch einer Erfahrung (der Mehrfachheit von Dingen), die erst diesen Schluss zulässt. Hier liegt es also nicht wirklich in den Sinnen, sondern auch hier wieder im Urteil, im Intellekt. Wir nehmen auch "Zahlen" nicht wahr, wir gewahren sie nur. Organisch, als Sinn eben. Erst unser Intellekt (Verstand) ist es, der den Begriff der Zahl bspw. auf Objekte abbilden kann und wir dann uns auch Vielheiten von etwas vorstellen können (und auch viele weitere Aspekte des Zahlbegriffs). Nichtsdestotrotz sind das alles nur gedachte Konzepte, also Kategorien. Sie sind nur erkennbar im Zusammenhang mit der Erscheinung selbst, denn die Kategorien sind eben Bedingung zur Möglichkeit der Erfahrung und nicht umgekehrt. Die "Zahl" selbst kann nicht wahrgenommen, sondern höchstens nur gedacht werden. Sie existiert aber gewiss nicht unabhängig von uns (wie ein "Ding an sich"), sondern hängt natürlich notwendig an unserem Organismus an, sonst könnten wir die Zahl nicht in Relation zu Erscheinungen gebrauchen und dadurch den Zahlbegriff herleiten, mit samt all seiner Aspekte. --AloisIrlmaier (Diskussion) 00:32, 10. Jul. 2020 (CEST)Beantworten