Diskussion:Verband Sozialistischer Mittelschüler

Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von RedTux in Abschnitt Quellen

Aktion kritischer SchülerInnen und VSM Bearbeiten

Diskussion hierher kopiert (Versionsvergleich) --redtux 00:42, 28. Mai 2008 (CEST)Beantworten

Hast du Quellen, die deinen Edit begründen? [1][2] sind die ersten zwei Links, die ich in Google zum VSM finde, beide bezeichnen den VSM nach 1973 als "unbedeutende Splittergruppe". Da bereits 1976 die AKS gegründet wurde, bezweifle ich die direkte Nachfolge. Peter Kostelka war auch bis 1989 im VSM aktiv [3], ich glaube auch zu wissen, dass der VSM als kleine, inaktive Splittergruppe bis heute besteht. --Lomis 14:04, 21. Mai 2008 (CEST)Beantworten

Hi! Leider kann ich mit solchen Quellen im Moment nicht dienen. Ich bin heut Abend bei einer Veranstaltung mit Fritz Keller (Historiker) und falls er Zeit hat, werde ich ihn diesbezüglich fragen. Ich denke, dass meine Edits dem „common sense“ am ehesten entsprechen – hab aber wohl nicht bedacht, dass es da eventuell strittige Punkte geben könnte. Nachdem die SPÖ 1973 keine eigene Organisation mehr im SchülerInnenbereich hatte, „musste“ sie eine neue gründen. Nachfolgerin (bzw. Vorgängerin) ist also tatsächlich nicht exakt, da geb ich dir Recht; verhält sich halt ähnlich wie mit der FÖJ (heute Herausgeberin der akin) und der KJÖ um 1968. Nachdem (noch?) kein Artikel zum VSM existiert, habe ich pragmatischer Weise diese Edits durchgeführt – in der Annahme, wir könnten einfach bei der aks einen Absatz zum VSM schreiben. Hier kann ja auch erklärt werden, dass der VSM eigentlich weiter fortbestand (bzw. fortbesteht?). Was meinst du? lg, redtux 14:41, 21. Mai 2008 (CEST)Beantworten
Hallo, da hast du großteils recht. Vielleicht schaffen wir zwei es einfach, gemeinsam einen eigenen Artikel zum VSM zu schreiben? Dürfte ja eigentlich kein Problem sein. Das bringt mich aber wieder zur Frage zurück, wie wir das in den AKS-Artikel reinbekommen. "Nachfolgeorganisation" ist für mich der falsche Ausdruck, da die AKS weder in direkter Nachfolge stand noch wirklich mit dem VSM vergleichbar war ist (gerade auch in der politischen Ausrichtung, der VSM war und ist, soweit mein Wissen geht, immer bekennend trotzkistisch, die AKS nichts in die Richtung). Vielleicht kann man das dann einfach im VSM-Artikel einbauen. Was denkst du? --Lomis 00:38, 22. Mai 2008 (CEST)Beantworten
Am einfachsten wär’s natürlich, den Artikel von der SPÖ auszubauen. Hab die heute um GFDL-Lizenzierung gebeten. Mal sehen, ob sie darauf einsteigen. Eventuell war der VSM während der 1970er von der GRM dominiert, doch war er dennoch die SchülerInnenorganisation der SPÖ. Dein Problem mit dem Begriff „Nachfolgeorganisation“ ist mir wie gesagt verständlich. Ich hab Fritz Keller heute bei dieser Veranstaltung diesbezüglich gefragt, aber das Thema hätte wohl einen eigenen Abend gefüllt. ;-) Er meinte lediglich, dass die gesamte radikale Linke zu der Zeit aus dem VSM entstand. Ich hab mir jetzt einmal sein Buch Wien, Mai ´68. Eine heiße Viertelstunde gekauft und hoffe, darin nützliche Informationen zum Thema zu finden. Wir können gerne gemeinsam einen Artikel schreiben, nur momentan ist’s grad zeitlich nicht so drin bei mir. Wäre das Lemma SPÖ-Schülerorganisation oder so, hätten wir das Problem nicht. *g* Danke jedenfalls für deine kritische Nachfrage bezüglich Quellen, weil ich war mir der Schwierigkeit in der Eile des Edits gar nicht bewusst. lg, redtux 02:22, 22. Mai 2008 (CEST)Beantworten

Ich hab das Buch bereits zu Ende gelesen und könnte nun (bei Bedarf) ein paar Angaben zur Einstufung und weiteren Entwicklung des Verbands sozialistischer Mittelschüler geben. Allein möchte ich mich jedoch nicht an so einen Abschnitt bzw. eigenen Artikel machen. --redtux 00:44, 25. Mai 2008 (CEST)Beantworten

Quellen Bearbeiten

Super Anfang – find ich echt toll. Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, für die „Versenkung in der Bedeutungslosigkeit“ ein SPÖ-Quelle heranzuführen. Auch seh ich den Zusammenhang zwischen Loslösung von der SPÖ und Größe der Organisation nicht. Eine Umformulierung wär hier nicht schlecht, denk ich.

Persönlich kann ich mit zwei Quellen dienen:

  • Fritz Keller (Historiker): Wien, Mai ´68. Eine heiße Viertelstunde. Mandelbaum Verlag, Wien 2008 (1. Auflage 1983, 2. Auflage 1988) [4]
  • Fritz Keller (Historiker), Bärbel Danneberg, Aly Machalicky, Julius Mende: Die 68er. Eine Generation und ihr Erbe. Wien 1998

Fritz Keller war selbst führend an der Loslösung von der SPÖ beteiligt, was ihn auf der einen Seite „parteiisch“, auf der anderen wiederum authentisch macht. In der „heißen Viertelstunde“ heißt es unter anderem (S. 50f. 52, 54, 125):

„Der politische Anspruch blieb jedoch nicht, wie es bei den anderen Jugendorganisationen dieser Zeit oft der Fall war, völlig auf der Strecke. Er wurde nun verknüpft mit sichtbarem Protest gegen die Welt der Erwachsenen, insbesondere der Erwachsenen in der SPÖ. 1966 wählten die VSMler demonstrativ den erst siebzehnjährigen Hans-Peter Besenböck zum Bundesobmann. ‚Wir können nicht oft genug betonen‘, schrieb das Zentralorgan rote Tafel, ‚wie sehr wir Parteidrill, bürokratische Verkalkung und den widerspruchslosen Gehorsam […] ablehnen.‘“

„Gegen eine Gruppe junger Trotzkisten, die aufgrund ihrer guten Schulung und strengen Disziplin den Linkstrend im VSM sehr beschleunigte, erzielte die SPÖ-Führung hingegen einen Teilerfolg: Weil sie beim KPÖ-Aufmarsch am 1. Mai 1965 im Spalier standen, wurden Peter Hallstein und sieben seiner Genossen aus dem VSM ausgeschlossen.“

„Trotz der Übernahme der in der KPÖ forcierten Österreich-Patriotismus war im VSM der Gedanke eines intransingenten sozialistischen Internationalismus noch verbreitet. […] Ihr Studium der marxistischen Klassiker ließ die VSMler auch am friedlichen Weg zum Sozialismus zweifeln, der von der KPÖ neu entdeckt wurde.“

Der VSM war vom Austromarxismus um Josef Hindels dominiert und moskowit (UdSSR-freundlich). Eine prochinesische (maoistische) Strömung und eine Gruppe „Staatskapitalisten“ befanden sich in der Minderheit. 1963/64 kam es zu einem Linksruck im VSM und zu einer wachsenden Orientierung am deutschen SDS um Rudi Dutschke, was zum Konflikt mit der „rechten“ SPÖ- und VSStÖ-Führung führte (v.a. um die Kampagne gegen Franz Olah, betriebliche Aktivitäten, Aktionen gegen den Vietnam-Krieg sowie gegen das Bundesheer und sonstigen „linken Aktionismus“).

„Zu einem Eklat kam es beim traditionellen Fackelzug am Vorabend des 1. Mai [1968]. Aus dem Marschblock des VSM, in dessen Reihen sich die gesamte Wiener Linke sammelte, zumal der VSStÖ nicht teilnahm, tönte es immer wieder: ‚Ho-Ho-Ho-Chi-Minh‘, ‚Sieg dem Vietcong‘, ‚Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!‘.“

Die Folge war der so genannte „Basmusikrummel“ am 1. Mai 1968, bei dem VSMler, Kommunarden (Kommune Wien) und unzufriedene VSStÖler die SPÖ-Feier am Rathausplatz störten und in Folge brutal von der Polizei attackiert wurden. Fritz Keller schreibt (S. 127f.):

„Es hagelte Fußtritte und Faustschläge. ‚Friedliche‘ Musikfans unterstützten die Ordnungshüter tatkräftig. Die Polizei ließ schon gefangene Demonstranten flüchten, um sie nochmals zu stellen und zu Boden zu werfen. Wachmänner knüppelten Demonstranten, sodaß sie in ihrer Angst auf die mit SPÖ-Prominenz gefüllte Tribüne kletterten, von wo sie in die Hände der Polizei gestoßen wurden. Ein Mädchen, das von den Ordnungshütern niedergetreten worden war, musste verletzt ins Spital. Einen Demonstranten schleiften die Polizisten einige Meter an den Haaren übers Pflaster. Der Kommentar des ÖVP-Innenministers Soronics zu diesen Geschehnissen bestand in eben jenen Worten, die der Prälat Ignaz Seipel, der Führer der Christlichsozialen, nach dem Justizpalastbrand 1927 im Parlament gefunden hatte: ‚Keine Milde bei Tumulten!‘ Obwohl der VSStÖ sich noch am Abend des 1. Mai in einer Presseerklärung von den Vorfällen distanzierte, forderte Kreisky ultimativ den Ausschluß aller am Blasmusikrummel beteiligten Mitglieder und eine förmliche Entschuldigung bei Bürgermeister Marek.“

Soviel zur Loslösung von der SPÖ. Die GRM („Trotzkisten“) entstand übrigens nicht aus dem VSM, sondern aus dem VDS/MLS (KPÖ-Studis/Maoisten). Dazu steht zwar nichts im Artikel, aber ich wollt es der Vollständigkeit halber erwähnt haben. So, jetzt bin ich aber zu müd für mehr Zitate … :-) Hoffe, sie helfen beim weiteren Ausbau des Artikels.

lg, redtux 01:46, 28. Mai 2008 (CEST)Beantworten

Noch etwas zum Verhältnis der SPÖ-Jugendorganisationen untereinander (S. 36f., 215):

„Eine Sonderstellung unter den Jugendorganisationen nahm der Verband Sozialistischer Mittelschüler (VSM) ein. Seit der Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ) sich Ende der fünziger Jahre nach rechts entwickelt hatte, war der VSM die einzige sozialdemokratische Organisation, die grundsätzlich Kritik an der Großen Koalition übte und Front gegen die Sozialpartnerschaft machte. Schon die Organisationsgründung 1953 war mit auf das Bestreben eines Teils der austromarxistischen Parteilinken zurückgegangen, sich einen neuen legalen Rahmen für ihre Aktivitäten zu schaffen, nachdem ihre Positionen in SJ und VSStÖ verloren oder zumindest schwer bedroht waren. Ihre Überlegungen trafen damals mit dem Wunsch rechter Kreise zusammen, das kritische Mittelschülerpotential von den Arbeiterjugendlichen zu trennen, und sie bauten auf den Standesdünkel selbst sozialdemokratischer Mittelschüler. Bis Mitte der sechziger Jahre blieb der VSM aufs engste mit der austromarxistischen Linken um Josef Hindels verbunden, die nach dem Übertritt des SPÖ-Zentralsekretärs Erwin Schärf und seiner Gruppe zur KPÖ 1948 und mehr noch durch vielfache Resignation während des Kalten Krieges personell sehr zusammengeschrumpft war.“

„Trotz dieser Anstrengungen [der Einbindung durch SPÖ-Vorsitzenden Bruno Kreisky] verlor die SPÖ die Kontrolle über die ‚von der Partei beaufsichtigten Jugendorganisationen‘, wie es durch einen Druckfehler in einem Antrag auf dem Parteitag von 1968 hieß. 1973 ging der VSM, der sich in eine dem Trotzkismus nahestehende Organisation gewandelt hatte. 1976 legt die SPÖ ihre Beziehungen zum VSStÖ still. SJ und Gewerkschaftsjugend, die die ‚Studentenkrawalle‘ ausdrücklich mißbilligten, schotteten ihre Organisationen erfolgreich gegen die Neue Linke ab.“

Mir ist klar, dass wir die Zitate in irgendeiner Form auflösen und in eine enzyklopädische Form bringen müssten, aber ich möchte abwarten, ob überhaupt Einverständnis existiert, all diese Infos in den Artikel einfließen zu lassen. In jedem Fall denke ich, dass sie in Bezug auf die damalige Entwicklung und auch im Zusammenhang mit der Gründung der aks 1976 durchaus aufschlussreich sind.

lg, redtux 08:34, 28. Mai 2008 (CEST)Beantworten