Hallo,

die Darstellung der Saison 1953 zB ist falsch! Masetti hatte nach wie vor einen Vertrag mit Gilera, war aber als bisheriger Spitzenfahrer der Marke und Titelverteidiger des 1952er Titels der 500er Klasse überhaupt nicht damit einverstanden, dass die Familie Gilera nun auch dem Vorbild der italienischen Konkurrenz (hauptsächlich MV Agusta zB mit den Fahrern Graham und Sandford sowie Guzzi zB mit Fergus Anderson) folgte und ausländische, meist britische Spitzen-Fahrer auf die Werksmaschinen setzte. Gilera verpflichte den britischen Superstar Geoff Duke für eine damals erhebliche Summe und holte mit Dickie Dale und Reginald Armstrong zwei weitere der britischen Top-Stars. Masetti erfüllte widerstrebend seinen Vertrag, d.h., dass die Bemerkung in Ihrem Artikel, dass er "54 wieder Gilera fuhr", unzutreffend ist. Allerdings beschränkte sich der "protestierende" Masetti 1953 auf Starts in der italienischen Meisterschaft, die er gewann. Er startete übrigens immer wieder einmal auf Ferrari-Sportwagen und Monoposti, und sein 6. Platz auf der NSU Rennmax in Monza war sein einziger Start 1953 für diese Marke in der 250er Klasse. NSU kämpfte um den Titel in der Klasse beim entscheidenen Grand Prix in Italien gegen die Guzzi von Anderson, und man hatte in Neckarsulm ganz einfach begriffen, dass in Italien für ein ausländisches Team, das gegen ein italienisches kämpft, alles viel einfacher ist, wenn man einen italienischen Fahrer im Team hat. Mercedes wiederholte diesen Trick in der kurzen Zeit der Formel 1-Teilnahme 1954/55, als man Piero Taruffi mit einem "Silberpfeil" ausstattete. Taruffi war übrigens neben seiner Rennfahrer-Karriere auch Rennleiter bei Gilera und damit sozusagen Masetti's Chef. Nach der Saison 54 konnte Masetti endlich Gilera verlassen, denn sein "Schattendasein" hinter dem alles dominierenden Duke frustrierte ihn masslos. Er wechselte also zu Gilera's schärfstem intalienischen Konkurrenten MV Agusta, aber stand dort in der 250er Klasse wieder im Schatten eines Teamkollegen, nämlich des Multi-Champions Carlo Ubbiali, und ab 1956 war auf den größeren Vierzylindern der Schatten von John Surtees eher noch größer und "dunkler" für Umberto. 1958 übersiedelte Masetti nach Argentinien und fuhr dort im lokalen Rennsport praktisch jedes Motorrad, das er bekommen konnte, ohne an alte Erfolge anknüpfen zu können. Zur 1962er Saison war er zurück in Italien, nachdem ihn in Argentinien sportlich und besonders privat das Glück vollkommen verlassen hatte. Morini gab ihm 1962 einige Male die Werks-250er, doch anschließend beendete Umberto seine Rennsport-Karriere wirklich. Nach Maranello übersiedelte er übrigens erst 1997.

Gruß K.-H. Bendix