Diskussion:Sebastian Brunner

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von Imbarock in Abschnitt "Antisemit" im Einleitungssatz?

"Antisemit" im Einleitungssatz? Bearbeiten

Die derzeitige Formulierung Sebastian Brunner (...) war ein antisemitischer katholischer Geistlicher und Schriftsteller stellt den Antisemitismus an die erstmögliche Stelle. SB war sicher Antisemit und radikal in vielerlei Hinsicht. Sein ganzes Werk ist aber facettenreich und gehört in einen historischen Kontext gestellt. Ich schlage vor, einen Abschnitt über Brunners starken Antisemitismus einzufügen, und das Eigenschaftswort "antisemitisch" aus dem Einleitungssatz zu streichen; es wirkt etwas polemisch, besonders wenn man bedenkt, wie viele Priester im Wien der Zeit ausgeprägte Antisemiten waren. --Melchior2006 (Diskussion) 16:43, 20. Mär. 2021 (CET)Beantworten

Zum Vergleich: Im Artikel über James Levine steht im Eingangssatz nicht, dass er pädophil war. --Melchior2006 (Diskussion) 16:53, 20. Mär. 2021 (CET)Beantworten
Der Vergleich ist vollkommen daneben und hat fast schon ein „Gschmäckle“. Mit Brunner vergleichbar ist der antisemitische Albert Wiesinger, aber bei ihm steht (leider) nicht im Einleitungssatz, dass er ein antisemitischer Pfarrer und Journalist war. Der Einfluss dieser Geistlichen u.a. durch die Wiener Kirchenzeitung war enorm. Hellmut Andics schrieb 1988: „Die von Brunner redigierte 'Wiener Kirchenzeitung' las sich wie ein einziges judenfeindliches Pamphlet“ („Die Juden in Wien“, S. 258). Kann jede(r) inzwischen den digitalisierten Exemplaren mit Erschrecken entnehmen. Unter Brunners „Werken“ findet sich zudem das anonyme Flugblatt „Die jüdischen Federhelden“, vielfach nachgedruckt. Ein Abschnitt zu Brunners Antisemitismus ist bereits vorhanden, er könnte sogar noch ausgebaut werden. Brunner war ein katholischer Geistlicher, Schriftsteller, Herausgeber und Antisemit. Daher kann man letztere Tatsache als Adjektiv auch voranstellen, denn er war von seinem Judenhass geradezu besessen. --Imbarock (Diskussion) 19:40, 20. Mär. 2021 (CET)Beantworten
Da ist schon was dran, danke für den Hinweis. Ich denke jetzt an den Artikel über Martin Luther. Laut Wiki "forderte er 1543 die evangelischen Fürsten zur Versklavung oder Vertreibung der Juden auf und erneuerte dazu die judenfeindlichen Stereotype...". Wenn Imbarocks Argument zutrifft, wäre eine Änderung von der Einleitung zu Luthers Artikel überlegenswert. --Melchior2006 (Diskussion) 20:53, 20. Mär. 2021 (CET)Beantworten
Mein Argument bewegt sich nicht 300 Jahre vor und nicht 150 Jahre nach Brunner (Beispiel James Levine). Nicht wenige jüdische Intellektuelle des 19. Jhdt's waren geneigt Luther bedingt zu würdigen, obwohl sie seine späteren judenfeindlichen Aussagen sehr wohl kannten. Brunners Antisemitismus hingegen war inmitten des 19. Jhdt's exorbitant, laut, brutal und stieß bei allen Juden, ob säkular oder religiös, auf konsequente Ablehnung. Brunner lässt sich (und er wurde es auch wissenschaftlich) mit Eugen Dühring vergleichen. Eine Änderung der Einleitung bei Brunner könnte in Entsprechung dann so aussehen: „ […] war ein katholischer Geistlicher, Schriftsteller, Herausgeber und Antisemit.“ Doch dann würde getrennt was zusammengehört, nämlich der „antisemitische katholische Geistliche“. Und das war er in einer solch hervorstechenden Weise, dass der Rest seiner „schöngeistigen“ Arbeiten, in denen er vor allem ab Mitte der 1840er eine häufig ebenso judenfeindliche Feder führte, verblasst. Und gewiss gab es andere katholische Blätter, wie etwa das Augsburger „Deutsche Wochenblatt für constitutionelle Monarchie“ (ich kenne die Namen dahinter), das kurz nach 1850 gegen die „Republik Judaea-Bavaria“ polemisierte und in puncto Antisemitismus der Wiener Kirchenzeitung in nichts nachstand. Selbst nationalliberale Zeitungen befanden, das Augsburger Wochenblatt sei (wegen seiner Antisemitismen) „schlimmer, als die ultramontanen Schandblätter“.
Ich bringe jetzt ein einziges Beispiel, aus nur einem Jahr und nur einer Zeitung, wie sehr von jüdischer Seite Brunner als „alter“ und eben insbesondere „neuer“ Antisemit begriffen wurde: [1]]. Mein Fazit: Die Einleitung, wie sie steht, ist korrekt und ist nicht polemisch. --Imbarock (Diskussion) 18:02, 21. Mär. 2021 (CET)Beantworten