Diskussion:Sättigung (Wachstum)

Letzter Kommentar: vor 6 Jahren von UKoch in Abschnitt "im eingeschwungenen Zustand"

Empirische Evidenz zu gesamtwirtschaftlicher Sättigung Bearbeiten

Dass es für gesamtwirtschaftliche Sättigung keine empirischen Belege gibt, halte ich für diskussionswürdig. Die Tendenz hochentwickelter Volkswirtschaften zur Herausbildung eines Dienstleistungssektors kann selbst als ein gesamtwirtschaftliches Sättigungsphänomen interpretiert werden, wenn man sich Jean Fourastié's 3-Sektoren-These genauer ansieht:

Fourastié unterschied zwischen:

  • primärem Sektor (niedriger Produktivitätsfortschritt)
  • sekundärem Sektor (sehr hoher Produktivitätsfortschritt)
  • tertiärem Sektor (sehr geringer, bzw. kein Produktivitätsfortschritt)

Hierbei ist es wichtig zu erkennen: Die statistischen Definitionen der drei Sektoren, mit denen wir heute empirisch Arbeiten, weichen grundsätzlich von Fourastié's Definition ab: Wenn man seine These ernst nimmt, müsste man jeden Beschäftigten einzeln in die Sektoren einteilen (rein nach dem Kriterium des Produktivitätsfortschritts). Dies aber nur am Rande.

Fourastié begründet die Entstehung eines Dienstleistungssektors nun explizit nachfrageseitig: Bei hoch entwickelter Arbeitsproduktivität, steigt individuell, sowie kollektiv die relative Nachfrage nach Tertiärem. Diese Nachfrage betrifft sowohl die Grundlage für weiteren Produktivitätsfortschritt in primärem und tertiärem Sektor (kollektiver, produktionsbezogener Anteil, wie etwa Bildung) sowie die Schaffung von konsumbezogenen Angeboten (individueller Anteil). Beim kollektiven Anteil ist zu betonen, dass der weitere Produktivitätsfortschritt nicht innerhalb der betreffenden Beschäftigungsbereiche stattfindet, sondern sie nur die Grundlage schaffen für weitere Innovationen im primären und tertiären Bereich

Mit anderen Worten wird, so Fourastié, immer mehr relatives Arbeitsvolumen frei, um den wachsenden Bedarf nach Tertiärem zu decken. Es wird also Raum geschaffen für wirtschaftlich 'statische' Betätigung: Produktive Arbeit, um produktivere Arbeit zu schaffen (wie man die Betätigung im sekundären Sektor formulieren könnte) wird immer weniger benötigt. Aufgrund der hohen Einkommenselastizität der Nachfrage im tertiären Sektor ist das zu vereinbaren mit der empirisch zu beobachtenden langfristigen Entwicklung der Sparquote in den Industrieländern, die die Sättigungsthese im klassischen (bzw. Keynes'schen) Sinn widerlegen. Dennoch existiert ein Sättigungsphänomen: Der relative Anteil an Beschäftigung in Sektoren mit wenig Potential für Produktivitätsfortschritt steigt sukzessive an, was gesamtwirtschaftlich ein sich langsam abschwächendes Wachstum zur Folge hat.

Im klassischen Sinn liegt zwar so keine gesamtwirtschaftliche Nachfragesättigung vor. Allerdings fällt der gesamtwirtschaftliche Bedarf an Produktivitätsfortschritt, weshalb die gesamte entwickelte Ökonomie zu einer Abschwächung des Wachstums tendiert. Dieses Sättigungsphänomen deckt sich eher mit der empirischen Realität und bietet eine Erklärung, warum die Sparquoten trotzdem stabil bleiben.

MfG, --T henze 15:36, 12. Sep. 2010 (CEST)Beantworten

"im eingeschwungenen Zustand" Bearbeiten

Was ist hier zu ergänzen? Heißt es "im eingeschwungenen Zustand eines Wirtschaftssystems"? Auch dann wäre das Wort "eingeschwungen" nicht ohne Weiteres verständlich, denke ich. Ginge "im eingeschwungenen Zustand eines Wirtschaftssystems, das Schwankungen unterliegt"? Ich denke, es wäre schön, wenn ein Fachmann/eine Fachfrau sich des Artikels annähme... -- UKoch (Diskussion) 22:26, 3. Jun. 2017 (CEST)Beantworten