Diskussion:Roderich Plate

Roderich Plate

Die Frankfurter Rundschau berichtet über Roderich Plate am 29.August 2009 folgendes:

„Roderich Plate (1907-1993): Plate trat als Nationalsozialist der ersten Stunde 1931 der NSDAP bei. Der Statistiker und Agrarmarktökonom war zunächst Leiter des Reichsbüros für Statistik, in dieser Funktion erarbeitete er 1935 eine Studie zur Anzahl der "Rassejuden" in Deutschland. Später war Plate Kontaktmann des Statistischen Reichsamts zum "Judenreferat" von Adolf Eichmanns Reichssicherheitshauptamt. In dieser Funktion erstellte er Statistiken über das "globale Judentum", mit denen er den Massenmord der Nazis unterstützte.“

Sollte die Rundschau recht haben dann sollte man den Artikel einfach in den Müll schmeissen. (nicht signierter Beitrag von 89.14.193.245 (Diskussion | Beiträge) 00:34, 29. Aug. 2009 (CEST))

In "Die restlose Erfassung" heißt es dazu:

“Plate wurde als Büroangestellter beschäftigt und dort eingesetzt, wo die Sonderzählungen außerordentliches Personal erforderten. 1935 schaffte er den Sprung zum Hilfsreferenten:”

RP war also nicht Leiter des Reichsbüros für Statistik.

Weiter heißt es:

“Auf Veranlassung des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP stellte Plate 1935 gemeinsam mit Burgdörfer eine Schätzung zusammen über die Zahl der »Rassejuden« im Deutschen Reich; 1938 folgte die Schätzung des »Weltjudentums«.”

Nach Durchlesen des Wikipedia Artikels zum Holocaust kann ich keinen Hinweis finden, dass es vor 1941 einem Statistiker klar sein konnte, dass es zu einem Massenmord an Juden kommen würde. Ob man mit der Erstellung dieser Statistiken unwissentlich den Massenmord der Nazis unterstützte, stelle ich ebenfalls in Frage.

Selbst vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Statistiken über Jüdische Abstimmung erstellt, siehe z.B. https://www.welt.de/geschichte/article212169927/Judenzaehlung-1916-Diese-Statistik-trieb-den-Rassenwahn-an.html

Ich würde so weit gehen zu behaupten, dass aus damaliger Sicht der Auftrag, solche Statistiken zu erstellen, nichts ungewöhnliches war und von jedem Beamten am Anfang seiner Karriere gewissenhaft und gründlich durchgeführt worden wäre.

Wer daraus im Nachhinein eine Unterstützung des Holocausts ableiten möchte, möge dies anhand der vorhandenen Quellen gerne belegen. --Stefantimm (Diskussion) 11:13, 20. Jan. 2022 (CET)

Weitere Infos zur NS-Vergangenheit von RP

Hier der Link zum oben genannten Text.

Quellen zu einem Teil dieser Behauptungen lassen sich laut Spiegelartikel "Der programmierte Massenmord" in dem Buch "IBM und der Holocaust" (Berlin: Propyläen Verlag, 2001) von Edwin Black. In dem Spiegelartikel heißt es bezugnehmend auf den Buchinhalt:

"Wie erhofft orderte das Reich massenhaft Hollerith-Technik und erwies sich als "statistikfreundlich" (Zahn) ­bis zur letzten Konsequenz: Zur Wannsee-Konferenz, wo 1942 Pläne zur Organisation der Judenausrottung festgelegt wurden, ließ sich NS-Sicherheitschef Reinhard Heydrich vorsorglich gleich durch zwei Hollerith-Experten beraten durch Richard Korherr, "Inspekteur für Statistik beim Reichsführer SS", und Roderich Plate, Kontaktmann des Statistischen Reichsamts zum "Judenreferat" des Reichssicherheitshauptamts."

Die Berliner Zeitung bespricht ebenfalls das von Edwin Black in dem Artikel "Die Verlochkartung der Geschichte". Dort heißt es kritisch:

"Der Stellvertreter des Inspekteurs für Statistik der SS Roderich Plate, von Aly und Roth vorgestellt, ist bei Black plötzlich ein "erfahrener Hollerith-Experte" - kein kleiner Unterschied."

"Stellvertreter des Inspekteurs für Statistik der SS" ist allerdings auch kein kleiner Unterschied zu den bisher vorliegenden Angaben im Lebenslauf RP's.

Das Grundlagenwerk zur Klärung der Rolle von Plate müsste demnach "Die restlose Erfassung" von Götz Aly und Karl Heinz Roth (Berlin: Rotbuch-Verlag, 1984) sein.

Weitere Informationen zur Rolle RP's im 3.Reich scheint der Band "Volkszählungen unter dem Nationalsozialismus.Eine Dokumentation zur Bevölkerungsstatistik im Dritten Reich" von Jutta Wietog (Hrsg. Wolfram Fischer, Berlin: Duncker und Humblot, 2001) zu liefern. Immerhin gibt es einen speziell ihm gewidmeten Teil im biographischen Anhang des Buches.

--Uweka 13:29, 26. Sep. 2009 (CEST)

Die obige Information halte ich für interessant und ich werde entsprechend recherchieren aber den Recherchenhinweis werde ich inzwischen löschen. Aus persönlichen Gesprächen mit Roderich Plate in Hohenheim weiß ich, dass er im Statistischen Reichsamt als politisch unzuverlässig eingeschätzt und deshalb aus dem Staatsdienst entlassen wurde - bis Kriegbeginn arbeitete er bei einem befreundeten Bauer - im Krieg erreichte er den Rang eines Gefreiten! Diese Informationen sind an verschiedenen Stellen publiziert und wurden bei mehreren Anlässen als Hinweis für seine Geradlinigkeit genannt.--MGR 17:58, 26. Sep. 2009 (CEST)

Das Buch von Jutta Wietog werde ich kommende Woche erhalten, aber zwischenzeitlich gibt bereits die detaillierte Rezension in der FAZ deutliche Hinweise, dass Vorwürfe einer direkten oder indirekten Beteiligung am Holocaust nicht haltbar sind:

"Den Kernvorwurf einer Nutzung der "Abstammungskarte" für die Deportationen relativiert die Verfasserin jedoch deutlich gegenüber der bisherigen Forschung: Von Ausnahmen abgesehen, könne man "mit ziemlicher Sicherheit festhalten, daß bis etwa Mai 1941 die Unterlagen der Volkszählung 1939, also auch die Ergänzungskarten für die Sonderzählungen der Juden, nicht für außerstatistische Zwecke zur Verfügung standen" und dementsprechend auch "aller Wahrscheinlichkeit nach" nicht "für die Vorbereitung der Deportationen, nicht für die Anlage der dafür benötigten Judenkartei in Gänze" benutzt werden konnten. Im übrigen, so Wietogs bedenkenswertes Argument, verfügten Polizei und Gestapo für die listenmäßige Erfassung der Juden über ganz andere und viel zuverlässigere Karteien: die unter Zwang erstellten und ständig auf dem laufenden gehaltenen Erhebungen der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" und der jüdischen Kultusgemeinden, die polizeilichen Melderegister, die jährlichen Personenstandsaufnahmen aller Steuerzahler durch die Finanzämter, die Listen der ausgestellten Kenn- und Lebensmittelkarten oder auch die Standesamtsregister." (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rezension-sachbuch-17-mai-1939-141986.html) --Stefantimm (Diskussion) 13:45, 22. Jan. 2022 (CET)

Die beste Grundlage sind mit Sicherheit die Originalquellen. Die mit Abstand gründlichste Auswertung dieser Quellen findet man in Jutta Wietogs Buch.

Im biographischen Anhang steht im Abschnitt zu Roderich Plate: "Ob er auch, wie Aly behauptet, die Judenstatistik für die Wannsee-Konferenz, auf der die "Endlösung der Judenfrage" besprochen wurde, an der er aber genau so wenig wie Korherr teilnahm, zusammenstellte, geht aus den Quellen nicht hervor." Weiter wird ausgeführt, dass Eichmann wahrscheinlich auf Zahlen zurückgriff, die ihm von den SS-Stellen in den besetzten Gebieten gemeldet wurden. Auch hatte die Reichsvereinigung der Juden im Sommer 1941 eine Aufstellung der Juden in den einzelnen Ländern liefern müssen. Kombiniert man das mit dem ebenfalls hier abgedruckten Brief von Plate an Korherr nach seiner Einberufung aus dem Feld, in dem er sich über die außerordentlich schwierige Zusammenarbeit mit anderen Dienstellen der SS beklagt und damit einer möglichen Rückkehr zu dieser Dienststelle eine Absage erteilt, so erscheint Alys Behauptung, "das Zahlenmaterial für die Wannsee-Konferenz stammte unter anderem aus seiner Hand", immer unwahrscheinlicher. --Stefantimm (Diskussion) 20:26, 27. Jan. 2022 (CET)

Kein Teilnehmer an der Wannsee Konferenz

Im der aktuellen Fassung heißt es:

"Zusammen mit seinem Dienststellenleiter Richard Korherr beriet er Reinhard Heydrich als bei der Wannseekonferenz die Pläne zur „Endlösung der Judenfrage“ festgelegt wurden. Plate, Heydrich, und Eichmann waren die einzigen drei Experten niederen Ranges, die Zugang zu der ansonsten auf das höchste NSDAP-Spitzenpersonal beschränkten Konferenz hatten."

In der hier genannte Quelle (Götz Aly, Karl Heinz Roth, Edwin Black, Assenka Oksiloff: The Nazi Census: Identification and Control in the Third Reich.) steht dazu in der deutschsprachigen Originalausgabe (Die restlose Erfassung):

“Plate war zwischen den profilierungssüchtigen Protagonisten der Bevölkerungspolitik des Dritten Reiches der stille und zuverlässige zweite Mann. Bis zum 25. Januar 1942 hat er »Judenagglomerationen« und »Mischlingsanteile« berechnet, das Zahlenmaterial für die Wannsee-Konferenz stammte unter anderem aus seiner Hand. Drei Tage vor dieser Konferenz unterschrieb er, daß er »über Angelegenheiten, die ihm vermöge seines Dienstes bekannt geworden sind, strengstes Stillschweigen gegenüber jedermann zu bewahren habe«. Fünf Tage nach der Konferenz berief ihn die Wehrmacht ein.”

Wie wird aus der Erstellung eines Teils des Zahlenmaterials die persönliche Teilnahme an der Konferenz, wo es primär um die Logistik der "Endlösung" ging?

Das Protokoll inklusive Teilnehmerliste der Wannsee-Konferenz ist öffentlich zugänglich, z.B. hier: https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/der-zweite-weltkrieg/201442/protokoll-der-wannsee-konferenz. Plate steht weder auf der Teilnahmeliste noch wird sein Name an anderer Stelle genannt. (nicht signierter Beitrag von Stefantimm (Diskussion | Beiträge) 11:31, 22. Jan. 2022 (CET))

Was noch hinzukommt:

Plate war für seine Arbeit unabkömmlich gestellt. Zum Einzug zum Wehrdienst, der ziemlich zeitgleich mit der Wannsee-Konferenz erfolgte, schrieb er in seiner (unveröffentlichten) Autobiografie:

"Ich mochte daher nicht weiter 'u.k.' (unabkömmlich) gestellt sein, obwohl ich praktisch zur Untätigkeit verurteilt war. Mitte Januar ging ich deshalb zu dem für mich zuständigen Wehrmeldeamt , erklärte dem dortigen Offizier meine Situation und bat ihn, mich zur Wehrnacht einzuberufen, und zwar so kurzfristig, daß meiner Dienststelle keine Gelegenheit zum Einspruch bliebe. Er ging mit sichtlicher Genugtuung darauf ein, denn das Verhältnis zwischen Wehrmacht und SS war gespannt."

Dies ist auch die einzig plausible Erklärung für seine Einberufung zum Wehrdienst.

Nach Durchsicht des Online-Wannsee-Protokolls stimme ich zu, dass Plate nicht an der Konferenz teilnahm und deshalb der Biographie-Text entsprechend geändert werden muss.--MGR (Diskussion) 10:33, 30. Mär. 2022 (CEST)

Der vorgenommenen Textänderung stimme ich zu und habe die Sichtung vorgenommen. --MGR (Diskussion) 14:46, 30. Mär. 2022 (CEST)

Kein Organisator des Holocaust

Die erste Erwähnung von Roderich Plate im Zusammenhang mit dem Holocaust finden man im 1984 veröffentlichten Buch "Die restlose Erfassung" von Götz Aly und Heinz Roth:

“Plate war zwischen den profilierungssüchtigen Protagonisten der Bevölkerungspolitik des Dritten Reiches der stille und zuverlässige zweite Mann. Bis zum 25. Januar 1942 hat er »Judenagglomerationen« und »Mischlingsanteile« berechnet, “Plate war zwischen den profilierungssüchtigen Protagonisten der Bevölkerungspolitik des Dritten Reiches der stille und zuverlässige zweite Mann. Bis zum 25. Januar 1942 hat er »Judenagglomerationen« und »Mischlingsanteile« berechnet, das Zahlenmaterial für die Wannsee-Konferenz stammte unter anderem aus seiner Hand. Drei Tage vor dieser Konferenz unterschrieb er, daß er »über Angelegenheiten, die ihm vermöge seines Dienstes bekannt geworden sind, strengstes Stillschweigen gegenüber jedermann zu bewahren habe«. Fünf Tage nach der Konferenz berief ihn die Wehrmacht ein.”

Hier liegen schon mehrere Probleme. Zum einen bleiben die Autoren, deren Werk ansonsten Hunderte von Fundstellen zitiert, den Beweis, dass das Zahlenmaterial für die Wannsee-Konferenz unter anderem aus Roderich Plates Hand stammt, schuldig. Damit ist das nicht mehr als eine unbewiesene Behauptung.

Die genannte Verschwiegenheitserklärung erklärt sich auch laut Jutta Wietog schon aus der Tatsache, dass Roderich Plate am 25.1.1942 zum Wehrdienst eingezogen wurde. Dies ist mitnichten ein Hinweis auf irgendwelches Mitwissen.

Hier einmal der Text der wissenschaftlichen Untersuchung von Jutta Wietog:

"Plate war im Statistischen Reichsamt, wie Aly schrieb, "Eichmanns Ansprechpartner", d. h. er war wahrscheinlich vom Statistischen Reichsamt als der zuständige Mitarbeiter für Judenstatistiken genannt worden. Ob er auch, wie Aly behauptet, die Judenstatistiken für die Wannsee-Konferenz, auf der die "Endlösung der Judenfrage" besprochen wurde, an der er aber genauso wenig wie Korherr teilnahm, zusammenstellte, geht aus den Quellen nicht hervor. Plate war seit Juli 1941 nebenamtlich beim Inspekteur für Statistik tätig, seit Oktober 1941 dann hauptamtlich, und die Wannsee-Konferenz war ursprünglich für den 9. Dezember 1941 angesetzt, dann aber auf den 20. Januar 1942 verschoben worden. Zeitlich ist eine derartige Zuarbeit also möglich, genauso gut denkbar ist, daß sich die SS direkt an das Statistische Reichsamt gewandt hatte- so wie es später die einzelnen Hauptämter ebenfalls taten, über den Kopf des Inspekteurs für Statistik hinweg, den man kaum zur Kenntnis nahm, und, was wahrscheinlich erscheint, daß Eichmann auch auf Zahlen zurückgriff, die ihm von den SS-Stellen in den besetzten Gebieten gemeldet worden sind. Folgt man der Darstellung von Claudia Steur in ihrer Dissertation über Theodor Dannecker, dem "Judenberater" Eichmanns im besetzten Frankreich, dann stammten zumindest die Zahlen der französischen Juden aus dessen Tätigkeitsbericht vom Juli 1941, und zwar sowohl für das besetzte Frankreich, wo die Juden 1941 registriert worden waren, als auch für den unbesetzten Teil, wo allerdings Dannecker nur eigene, viel zu hohe Schätzungen abgeben konnte. Auch die Reichsvereinigung der Juden hatte im Sommer 1941 eine Aufstellung "nach Erdteilen alphabetisch mit Angaben über die Begriffsbestimmungen des Juden in Ländern mit Judengesetzen anband der bekanntgewordenen Verordnungen" liefern müssen. Aus den Angaben Korherrs über die Aufgaben seines Stellvertreters kann man ebenfalls wenig Rückschlüsse auf Zuarbeiten für die Wannsee-Konferenz ziehen; er schrieb, Plate sei "mit kriegswichtigen Statistiken betraut, z. B. Statistik des Kriegseinsatzes der SS und der Polizei, vor allem Gefallenenstatistik in Zusammenarbeit mit der Wehrmnachtsauskunftsstelle, Statistik der Umsiedlung der Volksdeutschen und der Festigung deutschen Volkstums, die nur jetzt während der Umsiedlungszeit gemacht werden kann, Statistik der deutschen Volksgruppen im Ausland, Statistiken der Fremdvölkischen im Reich, Statistiken der Feindstaaten". Viele dieser Zahlen sind nicht von Korherr oder Plate selbst erhoben worden, sondern sie erhielten die Rohdaten von den SS-Ämtern zur statistischen Auswertung zugesandt."

Edwin Black stellt folgende Behauptung auf:

“During the meeting, Heydrich presented a long list of Jewish populations, broken down by territory and country. Eichmann provided the list based on compilations by Korherr and Plate. Working with a coterie of current and former Dehomag experts, they developed the statistics. The conclave at Wannsee resulted in a Protocol, which outlined the massive demographic and geographic logistical challenge. The printed Protocol’s centerpiece was, in fact, the statistical report on the mission ahead.”

Als Quelle für diesen Absatz gibt er an: “Jochen von Lang, ed., Eichmann Interrogated: Transcripts for the Archives of the Israeli Police, transl. Ralph Manheim (New York: Farrar, Straus & Giroux, 1983), pp. 88–89.”

Ich habe mir das Werk in dieser Ausgabe (Übersetzung der deutschen Originalausgabe) besorgt und hier findet sich auf den angegebenen Seiten (die die Wannsee-Konferenz behandeln) und auch in den umliegenden Kapiteln keinerlei Bestätigung für diese Behauptungen.

Damit fehlt jeder Beweis dafür, dass es sich bei Roderich Plate um einen "Organisator des Holocaust" handelt.

Darüberhinaus stellt sich die Frage, ob ein Statistiker (vereidigter Beamter), der ohne Wissen über den kommenden Holocaust auf Basis geltender Gesetze (Nürnberger Gesetze) Bevölkerungsstatistiken erstellt hat, damit zu einem "Organisator des Holocaust" werden kann.

Der aktuelle Wikipedia Artikel zu Roderich Plate versucht, diese von der Wissenschaft längst abgehakten falschen Behauptungen zu wiederholen, um ihm eine Belastung aus der NS-Zeit anzukreiden. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass derjenige, der ihn nach dem Krieg von seiner Arbeit als Knecht an einem Bauernhof in Velpke zur Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt holte, Arthur Hanau war, der ihn und seine Einstellungen sowie seine Tätigkeit ind er NS-Zeit aus der Zeit seiner Promotion sehr gut kannte und selbst als "Achteljude" zeitweise interniert war.

Anbetrachts dessen von der "Fortsetzung seiner Karriere" nach 1945 zu sprechen, ist ebenfalls geradezu absurd. (nicht signierter Beitrag von Stefantimm (Diskussion | Beiträge) 12:13, 30. Mär. 2022 (CEST))

Es ist absurd, hier Wissenschaftlern drei Stufen tief nachzuforschen, um irgendwo ein Argument zu finden, Plate reinzuwaschen. Noch schlimmer ist es natürlich, wenn man es schlecht macht! Natürlich wird die entsprechende Stelle nicht auf den zitierten Seiten zu finden sein, wenn man mit der Übersetzung arbeitet. Und selbst auf Englisch verändern sich Seitennummern zwischen den Auflagen. Jedefalls finde ich in meinem Exemplar auf den Seiten 113ff:

One day a statistician came to see me. A professional statistician. His name may have been Zacharias or some such thing. I have an idea that it began with a Z. You can surely find out. My immediate superior, Müller, told me a report to Hitler, to the Führer as he said at the time, had to be made, on orders from Himmler, and it had to be typed on a Führer machine. I'd never heard that term before. It was a typewriter with outsized characters. When the statistician finished his report, I had to borrow one from Gestapo headquarters on Prinz-Albrecht-Strasse, because the Security Police had only one machine. Well, this man, this statistician, came to my office. He had been given instructions by the Reichsführer to compile exact statistics on the progress of the solution of the Jewish question in Europe; we were told to make everything, all our top-secret documents, available to this man. He seemed well informed. That was my impression from the start. He wrote to all the Security Police commanders.

LESS: What figure did he arrive at?

EICHMANN: He covered the whole extermination process in the East. It came roughly--taking account of emigration, and including the figure for natural diminution, as he called it-to 4.5 or 5 million. That figure stuck in my memory. Thus- the report concluded--thus the Jewish problem in Europe was to all intents and purposes solved.

LESS: You're not sure about that statistician's name?

EICHMANN: It began with a Z. Why do I keep thinking of Zacharias?

LESS: Dr. Korherr?

EICHMANN: Korherr? Good God, how can I have been so mistaken? Korherr, Korherr? Yes, I've heard that name.

LESS: What material did you give this statistician?

EICHMANN: All our top-secret stuff. That was the order. All the shipments, insofar as they had been reported to us. (112)

LESS: Did this material also include figures on the extermination of the Jews?

EICHMANN: No. Not the extermination. I never had those figures.

LESS: Only the evacuation figures and the shipment figures? A report was sent to you when a shipment went out?

EICHMANN: We received those reports. That was the only figure I knew. And from those figures Günther drew up a graph on the wall of his office-_-Dr. Löwenherz must have seen it a dozen times, everyone who came into that office could see it, a long thick line. I'm sorry, I don't remember the final figure.

LESS: Had you, before that, drawn up a report on the number of Jews deported?

EICHMANN: Before the statistician came? I don't know, Herr Hauptmann. I'm sure I did if I was ordered to. But I don't remember. With all the paper work we had-because all our work was paper work-it's really very hard for me today to vouch for details.

LESS: Did the statistician come to see you because Himmler was dissatisfied with the extermination rate? EICHMAN: No. That statistical report was drawn up so Himmler could fill Hitler in. Because I got the report back with a notation by Himmler:

"1. Führer has taken note.

2. Destroy document."

Or maybe it didn't say document. Just "2. Destroy."

Dr. Richard Korberr was not a member of the SS. He was a noted statistician. Himmler made use of Dr. Korherr because he thought statistics might help him to unmask the failings and misdeeds of his subordinates. In addition, he hoped to impress Hitler with the progress of his extermination program. But, to his dismay, he was unable to submit the report in person to his Fübrer and was obliged to leave it with Reichsleiter Martin Bormann, the Führer's deputy. It was returned to him by Bormann with the remark that it could not be submitted to Hitler in its present form. The words "liquidation" and "special treatment" had to be replaced by others. Even when this was one, Bormann delayed submitting the report to Hitler. He was well aware that Hitler wanted the Jews to be exterminated, but officially and ostensibly without his knowledge.

LESS: Now I'm going to show you a photostat of a letter from the Reichsführer to the head of the Security Police and the SD in Berlin. Top secret. Can you tell me whose initials those are at the bottom?

EICHMANN: That's Himmler's signature, H.H. A top-secret communication from the Reichsführer's field headquarters. "I have received the statistical report of the Inspector for Statistics concerning the final solution of the Jewish questin. I consider this report satisfactory as material for possible use at a later date, for purposes of camouflage .. For the time being, it must be neither published nor passed on. The essential, in my opinion, remains that as many Jews as humanly possible should be shipped to the East.

Erkentniss, wie bekannt: diese Statistik sprach klar aus, dass es um Ermordung ging, und sied nannte Zahlen in Millionenhöhe. --Karl Oblique 00:18, 31. Mär. 2022 (CEST)

Die Seitenangaben von Edwin Black bezogen sich auf: “Jochen von Lang, ed., Eichmann Interrogated: Transcripts for the Archives of the Israeli Police, transl. Ralph Manheim (New York: Farrar, Straus & Giroux, 1983), pp. 88–89.”, also die mir vorliegende Übersetzung von 1983.

Die oben abgedruckte Stelle bezieht sich auf einen Report, der lange nach Plates Einberufung in den Wehrdienst von Korherr erstellt wurde. Bis zur Wannsee-Konferenz gab es mit Sicherheit keinen Report über die "extermination rate".

Wieso ist es absurd, die Quellen zu überprüfen? Im aktuellen Wikipedia Artikel findet sich die Behauptung aus Edwin Blacks Buch, dass Plate und Korherr an der Wannsee-Konferenz teilgenommen hätten, was Black selbst in der aktuellen Ausgabe korrigiert hat. Hätte Black diese Behauptung damals nicht in die Welt gesetzt, würden wir heute diese Diskussion gar nicht führen.

Was rechtfertigt also die Behauptung, Plate sei ein "Organisator des Holocaust" gewesen? Dass er Bevölkerungsstatistik nach der geltenden Rechtslage gemacht hat zu einem Zeitpunkt, als das, was wir heute den Holocaust nennen, noch gar nicht begonnen hatte und er davon auch nicht wissen konnte? Damit gehört er zum Heer der Menschen, die NSDAP Mitglied wurden, weil sie Nationalisten waren und den Kommunismus verhindern wollten. Das fällt meinem Verständnis nach unter Kollektivschuld der Deutschen.

Wäre Plate nicht im Januar 1942 aufgrund seiner freiwilligen Meldung einberufen worden und stattdessen bei Korherr geblieben, dann sähe die Sache sicher anders aus. --Stefantimm (Diskussion) 08:26, 31. Mär. 2022 (CEST)

Ich zitiere in diesem Zusammenhang aus der deutschsprachigen Übersetzung von Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Saul Friedländer ist sicher einer der kompetentesten Historiker überhaupt, was den Holocaust betrifft. Hier ist der Abschnitt bzgl. der in Ihrem Zitat genannten Berichte:

"In einem Brief vom 18. Januar 1943 an Müller nahm der erzürnte Reichsführer kein Blatt vor den Mund: «Das Reichssicherheitshauptamt selbst hat ... auf diesem Gebiet keine statistischen Arbeiten mehr zu leisten, denn die bisherigen statistischen Unterlagen entbehren der fachlichen Genauigkeit.»Am gleichen Tag beauftragte der Reichsführer den Inspekteur für Statistik, Richard Korherr, mit der Aufstellung der Statistik für die Endlösung der europäischen Judenfrage: «Das Reichssicherheitshauptamt», schrieb Himmler an Korherr, «hat Ihnen alle für diese Statistik notwendigen und gewünschten Unterlagen zur Verfügung zu stellen.»

Ein erster Bericht Korherrs, 16 Seiten stark, der die Gesamtzahl der bis zum 31. Dezember 1942 getöteten Juden bestimmte, wurde Himmler am 23. März 1943 vorgelegt: Die Anzahl der «evakuierten» Juden wurde auf 1.873.539 geschätzt. Auf Himmlers Anforderung erstellte man für Hitler eine abgekürzte Schätzung, die bis zum 31. März 1943 fortgeführt war; sie war sechseinhalb Seiten lang. In dieser zweiten Version mußte Korherr den Ausdruck «Sonderbehandlung der Juden» abändern; stattdessen sollte es heißen: «Transportierung von Juden aus den Ostprovinzen nach dem russischen Osten: Es wurden durchgeschleust durch die Lager im

Generalgouvernement ... durch die Lager im Warthegau ...». Die in der zweiten Version enthaltene Gesamtzahl kennen wir nicht, aber sie muß bei 2,5 Millionen gelegen haben. Korherr gab seinem Bericht den Titel: «Die Endlösung der europäischen Judenfrage.»

Einigen Interpretationen zufolge brauchte Himmler den Bericht, um sich gegen Kritik zu verteidigen, die von Speer und vom Befehlshaber des Ersatzheers, General Friedrich Fromm, mit Blick auf die Tötung potentieller Arbeiter oder gar Soldaten geübt wurde. Das erscheint unwahrscheinlich, da im Februar 1943 auf Befehl Hitlers Tausende von Juden, die in deutschen Industriebetrieben arbeiteten, festgenommen und deportiert und dann im Laufe des Jahres weitere Zehntausende jüdischer Sklavenarbeiter systematisch ermordet wurden. Außerdem hatte Himmler am 29. Dezember 1942 Hitler über die Vernichtung von Juden in der Ukraine, in Südrußland und im Distrikt Bialystok während des Sommers 1942 berichtet; wie wir sahen, wurde in der Ukraine kein Unterschied zwischen arbeitenden und nichtarbeitenden Juden gemacht. Den Angaben des Reichsführers zufolge waren bei diesen Operationen 363.211 Juden umgebracht worden. Hätte Hitler eine derart unterschiedslose Vernichtung kritisiert, dann hätte es aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwo einen Hinweis darauf gegeben.

Der Korherr-Bericht war ein allgemeiner Fortschrittsbericht, den Himmler, daran sollten wir uns erinnern, seit dem Hochsommer 1942 zu bekommen versuchte. War es reiner Zufall, daß Hitler ihn am Vorabend seines 54. Geburtstags erhielt, nachdem Deutschland seine bislang schlimmsten militärischen Niederlagen erlitten hatte? Wenigstens hier gab es einen Krieg, den Hitler gewann. Das Dokument wurde schließlich an das Büro Eichmanns zurückgeschickt; es trug den Vermerk Himmlers: «Führer hat Kenntnis genommen, vernichten, H. H.»"

Wir sprechen hier also von einer Zeit lange nachdem Plate am 25.1.1942 seinen Wehrdienst angetreten hat. Er kehrte davon erst 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück.

Wenn man sich nicht die Mühe machen will, die strittigen (oder besser: falschen) Fakten zu prüfen, sollte man sich bitte von Änderungen in der Wikipedia zurückhalten. Dieser Appell entspricht auch den Statuten der Wikipedia. --Stefantimm (Diskussion) 18:04, 31. Mär. 2022 (CEST)

Nach den bisher vorgelegten Daten war der Regierungsrat Plate wohl für die Auswertung der statistischen Daten der Volkszählung als Generalreferent zuständig. Durch seine frühe Meldung zur Wehrmacht ist jedoch seine Beteiligung am Holocaust auszuschließen.--MGR (Diskussion) 10:35, 1. Apr. 2022 (CEST)