Dafür kämpfe ich nicht - CiG Nr. 28 / 1994, S. 231 Bearbeiten

Richard Reitsamer (1901 – 1944; erschossen in Oberau). Der aus Freiburg stammende KDVer kam schon in früher Jugend nach Meran in Südtirol. Dem Einberufungsbefehl 1944 kam er nicht nach mit dem Wort des Papstes, dass „mit dem Frieden alles gewonnen und mit dem Krieg alles verloren sei“. Verurteilt von einem Militärgericht und in Oberau erschossen.

Dafür kämpfe ich nicht

Richard Reitsamer: Bauernknecht, Märtyrer

In diesen Tagen jährt sich zum fünfzigsten Mal das mißglückte Attentat auf Adolf Hitler. Hinter den her­ausragenden Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944, für die beispielhaft Graf Schenk von Stauffenberg be­kannt wurde, stand eine große Zahl von Unbekannten, sogenannten kleinen Leuten, die ganz unverbildet ihrer Gewissensentscheidung treu blieben und zu Märtyrern ihrer christlichen Glaubensüberzeugung wurden. Einer dieser vielen war Richard Reitsamer. Er wurde am 3. März 1901 in Freiburg im Breisgau geboren und zwei Tage später in der Pfarrkirche Sankt Martin auf den Namen Richard Leopold Anton getauft. Sein Vater war Setzer in der Druckerei des Verlags Herder; seine Mut­ter Hedwig, die aus Donaueschingen stammte und 1920 starb, war eine feinfühlige, zur Schwermut neigende Frau. Nach Abschluß der Bürgerschule arbeitete Ri­chard Reitsamer als Knecht auf Bauernhöfen. Etwa 1935 begegnete er einem Priester, der ihm zum geistli­chen Vater wurde. Nun zog er sich noch mehr zurück und vertiefte sich in seiner knappen Freizeit in die Lek­türe vor allem erbaulicher Bücher. Bei der Volksabstimmung der Südtiroler im Jahre 1939 gab Reitsamer, der inzwischen dort arbeitete, seine Stimme für Italien. Aufgrund eines Rückenleidens wur­de er 1940 aus dem italienischen Militär entlassen. Im Februar 1944 erhielt er, damals Knecht auf dem Trenkwalderhof bei Meran, dreimal den Gestellungsbefehl für das Militär. Reitsamer leistete diesem Befehl dreimal keine Folge. Seine beiden noch lebenden Schwestern be­wahren einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1947 auf, in dem unter der Überschrift „Ein reiner Held unserer Hei­mat" auf einen der Gründe hingewiesen wird, warum Reitsamer den Militärdienst verweigerte. Er berief sich auf ein Wort von Papst Pius XII.: „Mit dem Frieden ist alles zu gewinnen, mit dem Krieg ist alles zu verlieren.' Der 43jährige Reitsamer wurde ins Gerichtsgefängnis nach Bozen gebracht. Vor Gericht bekannte er; „Als gläubiger Katholik kämpfe ich nicht für Hitler". Der Kaufbeurener Lehrer Jakob Knab, der sich mit den Biographien einer Reihe von Gewissensgegnern des Na­zismus verdient gemacht hat, zitiert aus den Erinnerun­gen des Bozener Gefängnisgeistlichen: „Ich fand Reitsa­mer am Morgen der Hinrichtung tief niedergeschlagen. In herzbewegender Erbauung empfängt er die heiligen Sakramente und den päpstlichen Segen mit Generalab­solution. Dann kommt der traurige Augenblick; ich stei­ge mit ihm auf den Todeswagen, und unter ständigem Gebet geleite ich ihn zum Hinrichtungsort, während er sich wie ein Kind mit seinem Körper an meinem leicht anschmiegt. Am Unheilsort angelangt, nehmen ihn zwei Soldaten unter den Armen, um ihn zum Pfahl zu führen und dort anzubinden. Nach zwei, drei Schritten reißt er sich los, kehrt zu mir zurück, küßt mir die Hände, und mit einem Lächeln auf den Lippen schickt er sich an, das Opfer zu vollbringen."

Am 11. Juli 1944 wird das Todesurteil vollstreckt. Reitsamers Leichnam wird auf dem Bozener Hauptfriedhof bestattet. Im Mai 1956 wird das Reihengrab dieses weithin unbekannten Martyrers aufgelöst, seine sterblichen Überreste werden in das Ossarium in Bozen gelegt. Wie sich die zuständige Kirchenbehörde damals verhielt, ist nach Auskunft von Jakob Knab nicht bekannt.

Christ in der Gegenwart Nr. 28/1994, S. 231--Veremundus 20:06, 29. Jan. 2010 (CET)Beantworten


Der Artikel wurde überarbeitet infolge neuem mehr direktem Beweismaterials erbracht durch Leopold Reitsamers Brief an seine Schwestern. Obwohl dieser Brief sich konzentriert auf die Beschreibung der Tragödie, als sie sich entwickelte in der Zeit von Richard Reitsamers Verhaftung und seiner Hinrichtung.

Dieser Brief weist auf zwei angeführten Gründe für seine Ablehnung:

- Seine Vorstellung, daß er nachdem er die ialienische Staatsbürgerschaft angenommen hatte nicht verpflichtet sei zu deutschem Militärdienst. Leopold Reitsamer legt dies so aus, daß dies merh ein Zeichen eines Aufstandes war gegen das harte Leben, das er führen musste.

- Die päpstliche Opposition zum Krieg.

Eine gewißensgesteuerte Ablehnung wegen seinem religiösen Glauben scheint höchst unwarscheinlich zu sein für eine Anzahl von Gründen:

- Er hatte sich freiwillig gemeldet zum Dienst in der italienischen Armee, bevor er für untauglich erklärt wurde (bedeutende Rückenprobleme).

- Eine Ablehnung aus religösen Gründen würde in der Familie nicht gut ankommen in Anbetracht der völlig entgegengesetzten Ansichten seiner Eltern in Bezug auf Kirche und Christentum – was schon immer Grund für einige Spannung in der Familie war. Deswegen wäre eine religiöse Haltung sicher erwähnt worden. Man kann nur spekulieren, was wohl dazuführte zu Richard Reitsamer Vermeidung aller jener Auswege, die nicht zu seiner Hinrichtung führen würden. Der Brief seines Bruders beleuchtet Umstände, die mögllicherweise eine Rolle gespielt haben. Er schreibt:

‘Von den hiesigen Bauern ausgenützt bis auf die Knochen, hatte er seinerzeit in seiner Verzweiflung sich für die Italienische Staatsangehörigkeit entschieden, ohne im Grund jedoch italienische Gesinnung gehabt zu haben. Ihr wisst es ja selber, dass er in letzter Zeit ganz verbittert war und sich immer mehr zurückzog um sich um sich zum Schlusse überhaupt nicht mehr zu sehen zu lassen.‘

Es ist bedauerlich, daß der ursprüngliche Artikel einige Fehler enthält und auch vorgibt, daß die überlebenden Schwestern stolz waren auf Richard Reitsamers Haltung den deutschen Behörden gegenüber. Die folgende Zitate, zum Beispiel, deuten auf ganz andere Hintergründe:

'Von den hiesigen Bauern ausgenützt bis auf die Knochen, hatte er seinerzeit in seiner Verzweiflung sich für die Italienische Staatsangehörigkeit entschieden, ohne im Grund jedoch italienische Gesinnung gehabt zu haben. Ihr wisst es ja selber, dass er in letzter Zeit ganz verbittert war und sich immer mehr zurückzog um sich um sich zum Schlusse überhaupt nicht mehr zu sehen zu lassen.‘

'Mit mehr elterlicher Liebe in seinen jungen Jahren und in seiner Entwicklungszeit hätte er ein anderes Dasein haben können als das, als Sohn eines hochgestellten Beamten bei den Bauern arbeiten zu gehen, beziehungsweise, kaum aus der Schule entlassen, dorthin gesteckt zu werden.‘

'Nun hat er Frieden, wenn es ein Jenseits gibt, wird es ihm bestimmt gut gehen, denn hier auf Erden hatte er nichts Gutes gehabt und viel gelitten.‘

Weiters:

Es ist bedauerlich, daß der ursprüngliche Artikel einige Fehler enthält und auch vorgibt, daß die überlebenden Schwestern stolz waren auf Richard Reitsamers Haltung den deutschen Behörden gegenüber. Zum Beispiel: ‚Seine beiden noch lebenden Schwestern be¬wahren einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1947 auf, in dem unter der Überschrift „Ein reiner Held unserer Hei¬mat" auf einen der Gründe hingewiesen wird, warum Reitsamer den Militärdienst verweigerte.‘

Tatsächlich waren drei überlebenden Schwestern. Ja, sie hatten Kopien des Artikels, jedoch sie sahen ihn nicht als christlichen Martyrer. Für sie war es nur ein Bericht über ihren Bruder.

Fritigern, 10:35, 1. Januar 2013 CET

Leider ist alles, was du schreibst, komplett unbelegt. Es mag stimmen oder auch nicht, du musst dich auf jeden Fall an WP:Q, WP:EN und WP:LIT halten. Privatbriefe sind für Wikipedia nur dann Quellen, wenn sie das für einen anerkannten Historiker oder sonstigen Autor sind, der sich darauf in einem in einem seriösen Verlag erschienenen Buch bezieht. Wir selber dürfen keine Primräquellen auswerten: WP:KTF. Kopilot (Diskussion) 23:22, 4. Aug. 2013 (CEST)Beantworten