Diskussion:Reemtsma-Skandal

Letzter Kommentar: vor 13 Tagen von Nordlicht3 in Abschnitt Hinweis zum Quellenbaustein

Steuererlass bei Betriebsschließung? Bearbeiten

Da wird mir der Sinn nicht ganz klar. Im Allgemeinen ist es doch so, das nur bei einer Unterstützung (Subvention, Bauland, Infrastrukturmaßnahmen oder eben Steuerermäßigung) ein Betrieb angesiedelt wird bzw. nicht geschlossen wird. Und hier wird bei Betriebsaufgabe die Steuerbefreiung erlangt, aber bei Fortführung nicht? --Eingangskontrolle 23:33, 9. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Nein, im Gegenteil. Bei Betriebsfortführung (Zigarettenfabrik) fiele die Steuerschuld ja an. Bei Betriebsfortführung (Kartonagefabrik) fiele die Steuerschuld - kraft Vereinbarung - nicht an. Seit 1972 werden die Rechtsverhältnisse zum Betriebsübergang in § 613a BGB u.a. geregelt, mit der Folge, dass auch steuerliche Pflichten übergehen. Das war wohl seinerzeit anders geregelt, sodass ein neuer Widmungszweck zumindest verhandelbar war (Kartonagen statt Zigaretten).--Stephan Klage 00:15, 10. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Leider nur die halbe Wahrheit Bearbeiten

Leider beschreibt der Artikel nur den Batschari-Reemtsma-Skandal der letzlich Auslöser dafür war, dass man sich mit den höchst zweifelhaften Methoden befasste mit denen Reemtsma innerhalb weniger Jahren von einem kleinen, unbedeutenden Zigaretten-Produzenten aus der thüringischen Provinz zum alles beherrschenden Tabak-Konzern aufstieg. Tetens hat dieses gut recherchiert und mit umfangreichen Quellen belegt, nachzulesen ist vieles auch in Pritzkoleit's "Auf einer Woge von Gold". Das der Skandal nicht wirklich publik wurde, ist offenbar den Umständen der Zeit geschuldet, sowie der "Machtergreifung" der Nazis, die es Reemtsma ermöglichte, sich mit einer Millionenspende an Göhring von einer Anklage freizukaufen. Der ganze Skandal endet eigentlich erst 1949 mit der skandalösen Revision des ohnehin zu milden Urteils (wg. Bestechung) von 1948.--Liekedeeler 18:43, 8. Mai 2011 (CEST)Beantworten

Ich habe die Zwischenüberschrift geändert. Da fehlen noch ein paar Quellen. Merkwürdigerweise wird gleichzeitig aber die Martin Brinkmann AG als größtes Tabakunternehmen Europas bezeichnet - immerhin 6000 Mitarbeiter. Spielte die auch eine Rolle? --TennisOpa (Diskussion) 11:09, 16. Jun. 2019 (CEST)Beantworten
Ich denke, Liekedeeler übersieht die folgenden Punkte:
1. Technischer Fortschritt. Reemtsma entwickelte eine Zigarettendrehmaschine, die es ermöglichte die Jahresproduktion innerhalb weniger Jahre von einigen Tausend auf vier Millionen Stück zu steigern. Dadurch konnte er seine Zigaretten anfangs günstiger anbieten, als seine Mitbewerber.
2. Entwicklung von Marken und Logos. Reemtsma war im Deutschen Reich der erste, der geschmacklich einheitliche Produkte herstellte und unter Namen wie "R6" und "Ernte23" vertrieb, der erste mit einem Einheitslogo auf den Verpackungen und der erste mit reichsweiter Reklame, insbesondere an den Bahnstrecken zwischen den deutschen Großstädten.
3. Eine von Beginn an auf Expansion ausgelegte Firmenpolitik. Noch nach dem ersten Weltkrieg war der Zigarettenamrkt in Deutschland regional organisiert, vergleichbar der Bierproduktion. Rund 1000 Hersteller produzierten jeweils für ihren lokalen Markt, die Zigaretten waren regional sehr verschieden in Qualität und Geschmack. Reemtsma vereinheitlichte das Angebot und damit den Markt, garantierte ein "erwartbares" Geschmackserlebnis. Ebenfalls ganz so, wie wir das heute von den großen, bundesweit erhältlichen Biermarken kennen.
4. Erschliessung neuer Kundenschichten. "Frauen wurden mit der Zigarette als neuer Kundenstamm erschlossen, da Pfeife oder Zigarre als zu männlich betrachtet wurden. Die schlanke Zigarette passte zum damaligen Schönheitsideal, und so wurde das Zigarettenrauchen von emanzipierten Frauen populär gemacht. Mit der aufkommenden Zigarettenwerbung versuchte die Industrie, die Nachfrage zu erhöhen und den Markt auszudehnen." (Wikipedia/Geschichte des Tabakkonsums)
Diese vier Komponenten dürften weit mehr zum Aufstieg Reemtsmas beigetragen haben, als alle Bestechungs- und Korruptionsvorwürfe.
Im Fall der Übernahme von Batschari vertrat Reemtsma die Position, sie könnten den Standort (und damit auch die Arbeitsplätze) retten, aber eben nicht, wenn sie die Steuerschuld mit dem Kauf zu übernehmen hätten. Kurz vor den Wahlen wollte kein Politiker angesichts der wirtschaftlichen Probleme und zunehmender Arbeitslosigkeit die Verantwortung für weitere Arbeitsplatzverluste auf sich nehmen. Da musste wohl wirklich niemand im Finanzministerium erst "bestochen" werden, damit die Steuerschulden dem neuen Eigentümer erlassen wurden.
Erst nach der Machtergreifung wurde von den Nationalsozialisten der vermeintliche "Korruptionsfall" wieder hochgekocht. Hintergrund war die konkurrierende "Cigarettenfabrik Dressler", eine im Umfeld der Nationalsozialisten erst 1929 gegründete Firma, welche ihren schnellen Aufschwung der exklusiven Zusammenarbeit mit der "Sturmabteilung" (SA) der NSDAP verdankte (SA-Mitglieder durften aussschliesslich Dressler-Zigaretten, z.B. "Sturm" oder "Trommler" rauchen, die Überprüfung erfolgte durch regelmäßige unangekündigte Taschenkontrollen), und die mit Reemtsma den wichtigsten Konkurrenten im Kampf um den freien Markt aus dem Feld räumen wollte. Hierzu wurde Reemtsma als "Judenzigarette" verfemt, denn seit 1920 war David Schnur, ein Tabakexperte jüdischer Abstammung, für den Einkauf bei Reemtsma verantwortlich. Philipp Reemtsma, der mittlere der drei Brüder, die 1923 die Firma von ihrem Vater übernommen hatten, war Flieger im ersten Weltkrieg gewesen und kontaktierte nun über ehemalige Angehörige der Luftwaffe Hermann Göring, den von den Nazis eingesetzten Ministerpräsidenten Preußens mit der Bitte um Beistand. Der Haupsitz der Reemtsma GmbH befand sich nämlich nicht(!), wie in diesem (und vielen anderen Wikipedia-Artikeln zum diesem Thema, "in Hamburg", sondern in Altona, welches zu dieser Zeit noch zu Preußen gehörte und erst 1937 mit der Bildung "Groß-Hamburgs" von Preußen auf Hamburg überging. Göring verlangte als Gegenleistung zunächst 10% des Vermögens, drei Millionen Reichsmark, für sich. Reemtsma ging mangels Alternativen auf die Erpressung ein, die Klage verlief im Sande. Ein Jahr später kam der "Röhm-Putsch", welcher die weitgehenden Entmachtung der SA innerhalb der Nationalsozialisten und die Ermordung der meisten Führungskader zur Folge hatte. Die Dressler Cigarettenfabrik fiel in ein machtpolitisches Vakuum, dass Reemtsma dazu nutzte, sich bei den Nazis anzubiedern. Gegen eine jährliche Zahlung von 250.000 Reichsmark wurden die Verträge mit Dressler gekündigt und auf Reemtsma übertragen. Dressler ging bald danach in Konkurs. Dennoch musste Reemtsma die "arische Säuberung" des eigenen Betriebes mitansehen. David Schnur musste ausbezahlt und entlassen werden, 1935 wurde ein Ausbürgerungsverfahren gegen ihn eingeleitet, er konnte allerdings den Häschern durch Zufall entkommen und emigrierte über Frankreich 1939 in die USA, wo er bald wieder im Zigaretten-Import-Export-Geschäft tätig werden konnte. Zudem pflegten die Nazis ein ambivalentes Verhältnis zum Rauchen. Während sie einerseits den Konsum nutzten, um Parteiabteilungen, wie etwa die SA, zu finanzieren, führten sie andererseits aus Gründen der "Erhaltung der Volksgesundheit" als erste Regierung "eine umfassende Kampagne gegen das Rauchen in öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln und am Arbeitsplatz. Auch die Werbung für Tabak und der Anbau wurden starken Auflagen unterworfen. Adolf Hitler bezeichnete Tabak als „Rache des roten Mannes“ (Indianer) an der „weißen Rasse“ für den Alkohol. Im Mittelpunkt der Propaganda standen gesundheitliche Folgen und die Minderung der Arbeitskraft, vermengt mit rassistischer Propaganda gegen Juden und Schwarze" (zitiert nach Wikipedia/Geschichte des Tabakkonsums). Mit dem Krieg wurden die Rauchverbote wieder stark gelockert, was im Fall Reemtsma allerdings auch zu weiteren Zahlungen an Göring führte, der auf diese Weise insgesamt 12 Millionen RM als "Schutzgeld" erhalten haben soll.
Hier also ein Bild zu konstruieren, wonach Reemtsma äußerst bereitwillig die NSDAP und deren Weltanschauung unterstützt habe, und im Gegenzug erst und einzig durch die Hilfe und Protektion der Nationalsozialisten zum größten deutschen Tabakwarenkonzern aufgestiegen sei, ist nicht einmal "die halbe Wahrheit". Es ist historisch betrachtet schlicht falsch. --84.59.249.108 11:06, 31. Okt. 2021 (CET)Beantworten

Hinweis zum Quellenbaustein Bearbeiten

Dieser befindet sich seit 2019 im Artikel.[1]. Anmerkung im Jahr 2021 von --Nordlicht3 (Diskussion) 07:06, 22. Mai 2021 (CEST)Beantworten

Danke Nordlich3t für den Hinweis. Hatte ich bisher komplett übersehen. Der Artikel stammt aus meiner Frühzeit und ist in dieser Fassung unzureichend. Ich kümmere mich mal um eine erste Welle der Überarbeitung. --Stephan Klage (Diskussion) 15:40, 22. Mai 2021 (CEST)Beantworten
So schon etwas besser? --Stephan Klage (Diskussion) 13:02, 23. Mai 2021 (CEST)Beantworten

AbC Bearbeiten

Beleg ABC: https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012764346/Batschari+August+Karl Kann ihn nicht einsetzen wg Mangelnde Kompatibilität Tablet Editor. —Nordlicht3 (Diskussion) 08:18, 25. Apr. 2024 (CEST)Beantworten