Diskussion:Paul Wegener (Politiker)

Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Cjesch

Ist es zu vermuten, dass er der Bruder von Friedrich Wegener war?

Untenstehender Text von IP 85.16.1.12 unter falschem Lemma eingestellt --Bahnmoeller 20:10, 9. Sep 2006 (CEST)

(MFE entfernt. --Cjesch 16:08, 26. Dez. 2006 (CET))Beantworten

Benötigt dringend Überarbeitung: Layout, Inhalt Micha2564 12:04, 9. Sep 2006 (CEST)


Den Artikel gibt es schon -Gauleiter in vollständigen Klammern !!!!!!Eastfrisian 12:57, 9. Sep 2006 (CEST)



Wegener war als Nachfolger von Carl Röver ab 1942 der letzte NSDAP-Gauleiter im Bereich Weser-Ems sowie gleichzeitig der Reichsstatthalter und Reichsverteidigungskommissar für den Bereich Oldenburg-Bremen.

Paul Wegener wurde am 1. Oktober 1908 in der seinerzeit zum Großherzogtum Oldenburg gehörenden Stadtgemeinde Varel als Sohn des bekannten Vareler Arztes Dr. Friedrich Wegener geboren. Sein Vater war eines der ersten Parteimitglieder und finanzkräftiger Förderer der im April 1928 gegründeten NSDAP-Ortsgruppe Varel und ab Anfang 1931 als NSDAP-Abgeordneter Vorsitzender des Stadtrates in Varel. Die „Bremer Zeitung“ schrieb später über die beiden Wegeners: „Auch sein Vater ist Nationalsozialist aus der frühesten Kampfzeit der Bewegung, und all die guten Eigenschaften, die man in der Öffentlichkeit an dem Vater schätzt, finden wir beim Sohne wieder.“

Paul Wegener besuchte zunächst die Volksschule und Realschule (Moltkestraße) in Varel, danach die Gymnasien in Wilhelmshaven und Ballenstedt im Harz und verließ die Schule mit der Mittleren Reife. Da er plante, später als Farmer oder Kaufmann ins Ausland gehen zu wollen, studierte er nach einem Jahr praktischer Lehrzeit in der Landwirtschaft an der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen (Hessen), wo er seine Diplomprüfung (Dipl. Kolonialwirt) im Frühjahr 1928 mit der Abschlussnote „Gut“ ablegte.

In den Jahren 1929/30 übte er eine kaufmännische Tätigkeit in einer Export- und Importfirma in Bremen aus, anschließend war er Verkäufer bei Daimler-Benz in Bremen. Für die Firma „Nordwolle“ (Bremen-Delmenhorst) sollte er 1931 nach Argentinien gehen, daraus wurde aber nichts, da die „Nordwolle“ in Konkurs ging.

Seine politische Karriere begann im Sommer 1930 in der Parteiorganisation der NSDAP in seiner Geburtsstadt Varel. Am 1. August 1930 trat er der NSDAP unter der Mitgliedsnummer 286225 bei, am 1. Februar 1931 folgte sein Eintritt in die SA. Auf einer Mitgliederversammlung am 10. April 1931 wurde in der Ortsgruppe Varel der NSDAP offiziell ein Wechsel in der Funktion eines Ortsgruppenleiters vollzogen. An die Stelle des bisherigen Ortsgruppenleiters Hans Flügel trat der 23jährige Paul Wegener, seinerzeit der jüngste NSDAP-Ortsgruppenleiter in ganz Deutschland. Wegener blieb als Ortsgruppenleiter in Varel jedoch nur einige Monate in dieser Funktion, da ihn Hitler bei einer seiner Kundgebungen in Oldenburg zum Übertritt in die hauptamtliche SA-Laufbahn überredet haben soll.

Im Juni/Juli 1931 besuchte er einen Lehrgang auf der SA-Reichsführerschule in München, ab Herbst 1931 war er dann zunächst als Adjutant des Sturmbannführers in die Führung des SA-Sturmbannes I in der SA-Standarte 19 (Varel) eingebunden. Von Januar bis April 1932 übernahm er die Funktion eines Leiters der SA-Gauschule Weser-Ems in Dornum (Ostfriesland). Ab 1. Mai 1932 übertrug man ihm die Führung der SA-Standarte 75 in Bremen und beförderte ihn rangmäßig zum SA-Standartenführer. Als der Bremer NSDAP-Kreisleiter Otto Bernhard, der ein sehr gespanntes Verhältnis zum NSDAP-Gauleiter Röver hatte, von diesem abgesetzt wurde, wurde Wegener am 11. März 1933 durch Röver zum neuen NSDAP-Kreisleiter in Bremen und Ende März 1933 vom neugebildeten nationalsozialistisch geführten Bremer Senat zum Kommissar bzw. Leiter eines „Amtes für Volksaufklärung und Propaganda“ ernannt. Bei der „Wahl“ zum Reichstag vom November 1933 wurde er Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Weser-Ems, im gleichen Jahre Mitglied der gleichgeschalteten Bremer Bürgerschaft.

Nach dem Bremer Zwischenspiel eröffnete sich für Paul Wegener sehr bald der weitere Aufstieg in die Reichsspitze der Partei. Im Juli 1934 verließ er zunächst Bremen und seine Heimatregion Weser-Ems und wurde in Berlin vom 11. Juli 1934 bis 8. August 1936 Reichsamtsleiter und Mitglied im Stab (Adjutant) von Rudolf Heß in dessen Funktion als „Stellvertreter des Führers“. Ab 8. August 1936 betraute man ihn mit dem Amt des Stellvertretenden NSDAP-Gauleiters der Kurmark (Brandenburg) mit Sitz in Berlin. Im März 1937 nahm er an einem Flak-Ausbildungslehrgang in Wurzen teil und wurde zum Gefreiten ernannt.

Kriegsdienst leistete er zunächst von Februar bis April 1940 bei der Luftwaffe (Luftwaffenkriegsberichtserstatter bei der LwKbK 5); dann wurde er in die deutsche Zivilverwaltung ins besetzte Norwegen geschickt, wo er seit 19. April 1940 im Stab des Reichskommissars für Norwegen und seit 15. Juli 1940 als Gebietskommissar von Drontheim (Nordnorwegen) und politischer Berater des von Deutschland abhängigen Ministerpräsidenten Vidkun Quisling tätig war. Im gleichen Jahr trat er von der SA zur SS über (Eintrittsdatum 20. April 1940, SS-Mitglieds-Nummer: 353161), wo er es später bis zum SS-Obergruppenführer brachte. 1941 folgte ein weiterer Kriegseinsatz im Griechenland-Feldzug (Geschützführer Artillerieregiment 6 der SS-Leibstandarte Adolf Hitler).

Am 16. Juni 1942 wurde er ─ als Nachfolger des verstorbenen Carl Röver ─ neuer NSDAP-Gauleiter sowie Reichsstatthalter und Reichsverteidigungskommissar von Oldenburg und Bremen. Zur Einführung in seine Funktion als Reichsstatthalter am 21. Juni 1942 erschien auch der Reichsinnenminister Dr. Frick in Bremen.

In den letzten Kriegstagen stieg Paul Wegener noch zum obersten zivilen Reichsverteidigungskommissar für den gesamten norddeutschen Raum auf (die Ernennung durch Hitler erfolgte „auf Betreiben des Großadmirals Dönitz“ am 23. April 1945). Er bekleidete nach der deutschen Kapitulation in der sogenannten „geschäftsführenden Reichsregierung“ des Admirals Dönitz in Plön (Schleswig-Holstein) das Amt eines Staatssekretärs und „Chef des Zivilkabinetts“, bevor diese letzte deutsche Zentralbehörde am 23. Mai 1945 von den Alliierten endgültig für aufgelöst erklärt und ihre gesamten Mitglieder durch Angehörige der 10. britischen Panzerarmee verhaftet wurden.

Paul Wegener kam nach dem Ende der letzten Reichsregierung zunächst wie zuvor schon viele andere hohe Partei- und Staatsfunktionäre nach Fallingbostel in ein alliiertes Internierungslager. Nach einem ersten Verfahren wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit im Juni 1949 vor dem Schwurgericht Oldenburg verurteilte ihn das für die britische Besatzungszone zuständige Spruchgericht Bielefeld am 28. November 1949 als einen der Hauptbelasteten des Dritten Reiches zu sechseinhalb Jahren Gefängnis unter Anrechnung der seit Mai 1945 erlittenen Internierungshaft. Den Rest seiner Strafe verbüßte er in der Justizvollzugsanstalt Esterwegen. Paul Wegener wurde dann Mitte März 1950 vom Entnazifizierungsausschuss beim Präsidenten des Verwaltungsbezirkes Oldenburg nur noch in die Kategorie III (Minderbelastete) eingestuft und zu 5000 DM Verfahrenskosten verurteilt. Er war nach seiner Haftentlassung aus Esterwegen im Mai 1951 in Hessen als Kaufmann tätig, zuletzt als Prokurist. Paul Wegener starb am 5. Mai 1993 im Alter von 84 Jahren in Hessen.

Der Bremer Historiker Herbert Schwarzwälder urteilte über Wegener: „Der einflussreichste Mann im staatlichen und politischen Leben Nordwestdeutschlands war seit Mai 1942 der Gauleiter Weser-Ems und Reichsstatthalter von Oldenburg und Bremen, Paul Wegener. Er folgte im Mai 1942 seinem ganz anders gearteten verstorbenen Vorgänger Carl Röver und war nicht der Typ des primitiven ‚Alten Kämpfers', sondern intelligent und energisch. (…). Wegener war ein Mann, der mit einer gewissen Distanz und Schärfe Gehorsam forderte und der sich aus persönlichem Ehrgeiz und ideologischem Fanatismus voll und ganz dem Nationalsozialismus verschrieben hatte. Zugleich war er aber auch ein Politiker, der Sachverstand - etwa in der Wirtschaft und Verwaltung - zu würdigen wusste und der auch in der Parteiarbeit auf Energie und Leistung sah. (...). In der Verwaltungsspitze begnügte sich Wegener manchmal, wo eindeutiger Sachverstand vorlag, mit Loyalität gegenüber dem NS-Staat, ohne dass er aktiven politischen Einsatz forderte. (...). Auch hatte Wegener nicht die Abneigung Rövers gegenüber Kaufleuten und Akademikern, und er war nicht wie sein Vorgänger ein Gegenspieler Bremer Interessen.“

Im nach dem Kriege vorgenommenen Ermittlungsbericht der Kriminalpolizei Oldenburg für das Spruchgerichtsverfahren in Bielefeld war über Wegener u.a. folgende Charakterisierung zu lesen: „Zu seiner charakterlichen Beurteilung wurde ermittelt, dass Wegener im allgemeinen als der ‚Mann vom Parkett' bezeichnet wurde, was zu bedeuten hat, dass er durch sein gediegenes Auftreten und durch seine charakterlich einwandfreie Haltung sehr aus dem Rahmen der übrigen Gauleiter hervortrat. (…). Die Ermittlungen ergaben weiter, dass Wegener als Ästhet in jeder Beziehung anzusehen war, und er während seiner Gauleitertätigkeit in Oldenburg einen sittlich und moralisch einwandfreien Lebenswandel führte. So ist z.B. nie bekannt geworden, dass in seinem Hause die bei Parteigrößen sonst üblichen Saufgelage und Orgien abgehalten wurden. Er führte ein sehr harmonisches Familien- und Eheleben. Die Ermittlungen bei seinen näheren Mitarbeitern und bei seinem ständigen Kraftfahrer ergaben, dass diese den Gauleiter niemals betrunken gesehen haben, und es wurde festgestellt, dass er in jeder Beziehung maßvoll war. (…)“

Aus der genannten kriminalpolizeilichen Untersuchung ergab sich offenbar aber auch eine ─ im Unterschied zu seinem als „volksnah“ charakterisierten Vorgänger Röver ─ für die Partei eher ungünstigere Beurteilung Wegeners durch die Bevölkerung: „(…). Röver wurde im Allgemeinen als der Mann aus dem Volk angesprochen und fand zu vielen Gelegenheiten Zeit, Rücksprachen mit allen Kreisen der Bevölkerung zu tätigen. Über Wegener ist nicht bekannt geworden, dass er selbst diese Art der Verhandlungen mit allen Schichten der Bevölkerung und besonders mit den weniger gut gestellten Personen geführt hatte. Mit dieser Aufgabe wurden grundsätzlich die zuständigen Referenten beauftragt. Es ist bekannt, dass er sich und seine Person mit einer gewissen Unnahbarkeit umgab und aus diesem Grunde im Volksmund die Bezeichnung ‚Prinz Paul’ führte.“