Geschichte, Hersfelder Zehntverzeichnis, Ortsname

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Die Zweifel an der Zuordnung von Miscawe zu Meuschau im HZV sind nicht stichhaltig sowie überholt und brauchen hier nicht mehr im Artikel zu erscheinen. Begründung: Die Slawisten Ernst Eichler und Hans Walther (Untersuchungen zur Ortsnamenkunde und Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer Saale und Weißer Elster, Berlin 1984, S. 231) haben hierfür eine Nennung von Meuschau im Jahre 1012 als Muscawe aufgeführt. (Leider ohne Einzelquellenangabe, aber in diesem Üniversallexikon nicht anders machbar, das ganze Werk ist absolut seriös). Diese Schreibweise ist dieselbe wie im HZV, der Unterschied marginal, evtl. ein Schreibfehler. Der erstaunlich schon so frühzeitig germanisierte Ortsname ist auf altsorbisch Musch - Mann zurückzuführen. Interpretation: ursprünglich Männer und slaw. Endung -ow, welche durch die deutschen Chronisten wie so oft im Saalegebiet zu deutsch -owe = aue - Flussniederung umgedeutet wurde. Somit ist Männer die Ausgangsform, was naheliegend Kriegsleute im fränkischen Dienst bedeuten könnte (Merseburc war der fränkische Hauptstützpunkt in der Region). Die Chutici waren ursprünglich Verbündete der Franken und wurden zu normalen Reichsangehörigen. Auch des Großen Karl gleichnamiger Sohn ließ das 805 neuerrichte Kastell in Halle mit slaw. Kriegern (Neletici) besetzen. Dergleichen Beispiele sind noch vielerlei bekannt. Die Bedenken gegen die Zuordnung im HZV beruhen im Wesentlichen darauf, dass die Hersfelder Zehntgrenze (seit 850) die Saale war. Das ist leicht zu entkräften. Stratigrafische Untersuchungen zu DDR-Zeit haben ergeben, dass die Aue zwischen Halle und Merseburg im letzten Jahrtausend durch die Flüsse an extremen Stellen um 8 m aufgeschüttet wurde, die Neumarktkirche erlitt Kürzung ihres Hauptportals und Hebung des Fußbodens um 2 m. Neuere Untersuchungen zeigen übrigens, dass diese Aufschotterungen auch schon vor den Großen Rodungen passierten. Das heißt, die Flüsse veränderten ihren Lauf, ihre Nebenarme, aber auch die absoluten Gewässerhöhen. Die Saale folgte als Stromsaale der alten Wilden Saale ab Rössen weiter östlich, teilweise ab Lössen dem Lauf der Luppe und floss an Kollenbey vorbei (Jesser ist ein Restarm der Saale, der Ortsname heißt Weiden an der Flussbiegung). Somit lag Meuschau damals links der Stromsaale, auch wenn evtl. ein Nebenarm Meuschau von Merseburg getrennt haben mochte und also im Zehntbezirk des Hersfelder Klosters. Siehe auch ganz neu: Christian Zschieschang: Das Hersfelder Zehntverzeichnis und die frühmittelalterliche Grenzsituation an der mittleren Saale, Köln,Weimar, Wien 2017, S.31 mit gleicher Begründung.

Manfred Linck