Diskussion:Kustode (Buchherstellung)

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von 95.91.249.44 in Abschnitt Ok, war nur Satire...

Kustode - Kustos - Reklamante

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Anscheinend haben die drei Begriffe z.T. unterschiedliche Bedeutungen. Laut dem Lexikon Buch - Bibliothek - Neue Medien ist die Kustode eine Lagennummerierung (also eher die Bogensignatur, die Reklamante hingegen das hier beschriebene Folgewort am Seitenende in Handschriften und der Kustos dasselbe in Druckwerken (siehe hier für Kustos/Kustode und für Reklamante). Nach einer groben Übersicht von Handschriftenkatalogen und anderer Literatur scheint das einigermaßen zu stimmen. Allerdings scheint das nicht einheitlich gehandhabt zu werden, ausdrücklich z. B. L. Störk, Die Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg : Teil 2: Die Handschriften aus Dair Anbā Maqār. (Die Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 2) Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 1995, S. 33 Anm. 26: "Kustode bezeichnet hier das wiederholte, letzte Wort auf einer Seite, das auf der folgenden Seite das erste Wort ist (mitunter findet sich in der Kodikologie hierfür die Bezeichnung Reklamanten, im Gegen-satz zur Kustode, was für Ziffern, d.i. die Lagenzählung, gebraucht wird);"

So ganz sicher erscheinen mir die Angaben des Lexikons daher nicht. Weiß jemand genauer Bescheid? --Archaeopterix (Diskussion) 13:45, 23. Jun. 2019 (CEST)Beantworten

mh, dann würde der Artikel also eher unter falschem Lemma liegen und auch inhaltlich/sachlich etwas überarbeitet/angepasst werden müssen (weil nur mitunter auch die Benennung Kustode für das übliche Reklamante verwendet wird). Ich sehe das ähnlich wie du, was ich kenne, entspricht den Angaben, wie sie beim Eintrag zu Lage im Glossar zu Lorscher Handschriften gegeben sind: s. hier. Demnach ist "Kustode" die Lagennummerierung, "Reklamante" dagegen die Doppelung des ersten Worts der nächsten Seite am Fuß der Vorseite. Gruß --Rax post 00:59, 5. Feb. 2020 (CET)Beantworten
Lt. Lexikon des gesamten Buchwesens online 1. Handschriften: Lagen-Kustode "In den ma. Hss. standen sie als Buchstaben oder Ziffern meist auf der letzten Seite einer Lage." - 2. Drucke: Seiten-Kustode "sie haben aber ihre Form gewandelt: Als «custos» wurde nun das erste Wort der folgenden Seite (und Lage) am Fuß der vorausgehenden Seite, die zugleich die letzte der Lage ist, wiederholt bzw. vorweggenommen." (S. Corsten and B. Dotzler, “Kustoden”, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online. Consulted online on 05 February 2020. First published online: 2017, First print edition: ISBN: 9783777214122, 2014)
Der Begriff "Reklamanten" wird hier nur für Handschriften verwendet für Festlegung der "Reihenfolge der Blätter in der Lage und die der Lagen selbst" und zwar "aus Buchstaben und Ziffern zusammengesetzte Signaturen oder zählten die Doppelbl. durch." (S. Corsten, “Reklamanten”, ebenda) Allerdings zeigt die Abbildung zum Artikel ein Bsp. wo "das erste Wort der ersten Spalte der rechten Seite angebracht" ist - also eher wieder eine Lagen-Kustode --Tom Jac (Diskussion) 13:01, 5. Feb. 2020 (CET)Beantworten
Mit den Drucken kenne ich mich nicht so gut aus, danke für deine Recherchen!
Bei Handschriften dagegen ist es offenbar eher so, wie es im oben gegebenen Link auf das Lorscher Glossar wiedergegeben ist. Das ist allerdings nur mein Studiumswissen bisher (und das ist eine Weile her), also kein echter Beleg.
Ein Einzelbeispiel für die Begriffsverwendung wie im genannten Glossar wäre Cpg 5, deutlich z.B.: cpg5, f.47v, Reklamante ganz unten rechts, vgl. dazu cpg5, f.48r, Anfang erste Zeile, oder ders. Codex: cpg5, f.35v, Reklamante wieder ganz unten rechts, vgl. Folgeseite cpg5, f.36r, Anfang erste Zeile - also nicht "aus Buchstaben und Ziffern zusammengesetzte Signaturen oder [Zählung von Blättern]", sondern eben die Wortwiederholung. Die wiss. Beschreibung dazu von Karin Zimmermann (UB-Heidelberg) spricht nur von Reklamanten, s.: [1].
Gruß --Rax post 22:58, 7. Feb. 2020 (CET)Beantworten
Nachtrag: Auch im "Lexikon des gesamten Buchwesens" geht der Text von Corsten noch weiter, die von dir zitierten Zeilen beziehen sich nicht auf die Reklamanten, sondern auf die Festlegung der Reihenfolge der Blätter und Lagen durch die ma. Schreiber, wie du auch schreibst.
Dann heißt es aber dort weiter: "Zusätzlich traten in manchen Hss. durchweg oder nur an einzelnen Stellen R.[eklamanten] hinzu; d. h. am Ende einer Lage wurde(n) ein oder mehrere Wort(e) vom Anfang der folgenden Lage vorweggenommen und unter den Schriftspiegel gesetzt." (unterstreichung und erg. zu "R." von mir). --Rax post 12:28, 8. Feb. 2020 (CET)Beantworten
nochn Nachtrag: eine "Lagen-Kustode" (oben 13:01, 5. Feb.) kann die Buchdruck-Abbildung im Artikel (S. 13 aus Arngrímur Jónssons Brevis Commentarius de Islandia) nicht sein, da in dem Buch jede Seite eine solche Lesehilfe hat, s. das Digitalisat im Internet Archive. Gruß --Rax post 13:58, 8. Feb. 2020 (CET)Beantworten
Noch eine Anregung: reclamare bedeutet u.a. "widerhallen". Damit dürfte in diesem Zusammenhang zumindest ursprünglich nur das Wiederholen von Wörtern am Seitenwechsel gemeint gewesen sein, nicht eine Lagennummerierung. Bei Kustos/Kustode wiederum schien es mir, als ob die beiden Wörter ebenfalls unterschiedliche Bedeutungen hätten, v.a. nach dem Lexikon Buch - Bibliothek - Neue Medien: Kustos/Kustode. Danach wären die Bedeutungen folgendermaßen:
- Reklamante: Wortwiederholung in Handschriften
- (der) Kustos: Wortwiederholung in Drucken
- (die) Kustode: Lagennummerierung
Aber das muss ja nicht unbedingt auch stimmen. Jedenfalls wird es offenbar nicht einheitlich gehandhabt. Das Lexikon des gesamten Buchwesens kann ich leider nicht einsehen. Bezeichnet Corsten wirklich die Signatur/Nummerierung als Reklamanten?. -- Archaeopterix (Diskussion) 15:52, 15. Feb. 2020 (CET)Beantworten
Bezeichnet Corsten wirklich die Signatur/Nummerierung als „Reklamanten“? - nein, macht er nicht, s. dazu mein "Nachtrag" oben 12:28, 8. Feb. 2020. Gruß --Rax post 23:42, 16. Feb. 2020 (CET)Beantworten

Kustodensprache?

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Will man hier gar keinen (auch keinen "kritischen") Hinweis auf die Kustodensprachen-These von Wagenknecht, C., Wieckenberg, E.P. Die Geheimsprache der Kustoden Voruntersuchungen zu ihrer Erforschung. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 50, 259–280 (1976). https://doi.org/10.1007/BF03375031 anbringen? Ich kenne den aktuellen "Stand der Forschung" dazu nicht, aber es ganz zu verschweigen, scheint mir auch falsch. (nicht signierter Beitrag von 95.91.249.44 (Diskussion) 08:23, 15. Jan. 2021 (CET))Beantworten

Ok, war nur Satire...

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Ok, hab inzwischen nachgelesen, das war von den beiden gen. Autoren als Wissenschafts-Satire gemeint. Aber auch als solche könnte man sie hier kurz erwähnen; denn "gut gemacht" war sie auf jeden Fall... (nicht signierter Beitrag von 95.91.249.44 (Diskussion) 08:52, 15. Jan. 2021 (CET))Beantworten