Diskussion:Krematorium Berlin-Baumschulenweg

Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von Hopman44 in Abschnitt Ein Besuch im Krematorium Berlin-Baumschulenweg

Ein Besuch im Krematorium Berlin-Baumschulenweg

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Zu besonderen Anlässen, wie Totensonntag, Tag des Friedhofs usw. finden für interessierte Bürger Führungen durch das Krematorium statt. Gruseliges erwartet den Besucher dabei nicht. Angesichts der modernen Technik wähnt man sich eher in einem Industriebetrieb, zumal an den Besuchertagen der automatisch ablaufende, von Pieätät und Umweltschutz geprägte Kremationsbetrieb ruht und nur ein leeres Sarglager gezeigt wird. Solche Tage können auch dazu beitragen, Gerüchte und "Ammenmärchen" aufzuklären. So beklagte sich ein Mitarbeiter des Krematoriums bei den Führungen, dass es in der Öffentlichkeit Gerüchte gebe, dort würden nur Alkoholiker arbeiten. Schon wegen der zu bedienenden und zu überwachenden anspruchsvollen Technik ist das unmöglich. Verwaltungsmäßig mit dem Krematorium Berlin-Ruhleben zusammengefasst, werden in Baumschulenweg jährlich 12 bis 13000 Einäscherungen vorgenommen, was etwa 70% Auslastung entspricht. Mit den drei genutzten Öfen könnten in drei Schichten durchschnittlich täglich 58 Leichen eingeäschert werden. Drei weitere Öfen wären noch aufrüstbar. Obwohl das Verhältnis Feuerbestattungen zu Erdbestattungen in Berlin etwa 77% zu 23% beträgt, erfolgen hier Kremationen meist nur in zwei Schichten in drei Öfen. Grund der geringen Auslastung ist der so genannte "Leichentourismus", denn aus Kostengünden lassen viele Hinterbliebene ihre verstorbenen Angehörigen in Brandenburg oder im benachbarten Ausland einäschern. Oft hatte der Verstorbene das bereits zu Lebzeiten so verfügt.

Die Fahrzeuge der Bestatter erreichen das Krematorium über die Zufahrt Südostallee 55. In der Aufnahme werden die Särge mittels eines elektrischen Flaschenzuges auf einen Tafelwagen geladen und dann ins Krematorium gefahren. Dort erhält jeder Sarg einen Code, der am Kopf- und am Fußende angeklebt wird. In den Sarg wird eine unbrennbare Schamottplakette mit einer eingeprägten Nummer gelegt, wodurch Verwechselungen ausgeschlossen sind. Die Plakette kommt dann später mit in die Urne. So kann der Verstorbene stets identifiziert werden, selbst nach Jahren noch, wenn sich die Urne bereits im Erdreich aufgelöst hat. Nach der elektronischen Registrierung übernehmen computergesteuerte Stapelfahrzeuge die Särge und lagern sie im Sarglager ein. Der Sargtransport erfolgt stets mit dem Kopfende voran. Das Sarglager hat eine Kapazität von 628 Särgen. Hinzu kommen noch 24 Sonderkühlzellen für die Gerichtsmedizin. Die Stapelfahrzeuge orientieren sich bei ihrer Fahrt an im Fußboden eingelassene Induktionschleifen. Sie sind so autark, dass sie sich selbst abmelden und in Ladestationen fahren, wenn ihre Batterien erschöpft sind.

Um noch vor der Einäscherung Verstorbener eventuelle Tötungsverbrechen aufdecken zu können, ist in Deutschland eine zweite Leichenschau durch einen Gerichtsmediziner vorgeschrieben. Dazu holen die Stapelfahrzeuge die entsprechenden Särge aus dem Sarglager und bringen sie nach der Leichenschau auch wieder dorthin zurück. Herzschrittmacher und ähnliche medizinische Hilfsmittel müssen vor der Kremation entfernt werden. Sind alle vorgeschriebenen Formalitäten erfüllt, wird der Sarg mit dem Leichnam für die Einäscherung freigegeben. Danach werden alle Metallbeschläge des Sarges entfernt und er wird von einem Stapelfahrzeug zu einem der drei in Betrieb befindlichen Dreikammer-Etagenöfen gebracht und in die Hauptbrennkammer gefahren. Von einem Erdgasbrenner wurden vorher die Feuerraumwände aufgeheizt, so dass aus Pietätsgründen der Brenner bei der Sargeinfahrt abgeschaltet werden kann. Durch die Strahlungswärme der rot glühenden Feuerraumwände geht der Sarg in Flammen auf und die Einäscherung des Toten beginnt. Dieser Vorgang erzeugt selbst Wärme, weshalb der Gasbrenner erst gegen Ende der Einäscherung nochmals gezündet werden muss. Die Temperaturen liegen dabei zwischen 650 und 900°C. Die Einäscherung dauert mindestens 55 Minuten. Die übrig gebliebene Knochenasche kann Schadstoffe wie z. B. Schwermetalle enthalten. Deshalb fällt sie über eine drehbare Stahlplatte in die Ausbrennkammer, in der sich ihr Schadstoffanteil durch nochmalige thermische Behandlung bei 1200°C reduziert. Über eine weitere drehbare Stahlplatte gelangt die Asche in den Aschekühler und kann nach erfolgter Abkühlung zur weiteren Aufbereitung entnommen werden. Während die Mitarbeiter des Krematoriums hauptsächlich die Technik steuern und überwachen, müssen künstliche Gelenke und nicht magnetische metallische Gegenstände von Hand aus der Asche entfernt werden. Wertvolle Metalle erhält die Wirtschaft zur Wiederverwertung zurück. Magnetische Stoffe (z. B. Sargklammern oder -nägel usw.) werden in einem Magnetabscheider der Knochenmühle abgeschieden, wo das Zermahlen der durch den Verbrennungsvorgang bröselig gewordenen Knochen erfolgt. Die etwa 4 bis 5 kg Asche werden danach in die Urne gefüllt, welche nach Beigabe der Schamottplakette mit Nummer verschlossen wird. Auch die Rauchgase müssen nachbehandelt werden, weil sie Umweltgifte wie Dioxin und Furane enthalten können. Deshalb ist eine Nachverbrennung der durchmischten Rauchgase bei mindestens 850°C gesetzlich gefordert. Dafür ist ein Nachbrenner vorhanden. Bevor die Rauchgase über Filter in die Atmosphäre abgelassen werden, wird ihnen mittels Wärmetauscher die Wärme entzogen. Die auf diese Art zurückgewonnene Wärme wird zur Warmwasserbereitung und zur Heizung des Gebäudes genutzt. Der gesamte Kremationsprozess mit Abkühlung und Behandlung der Asche bis zu ihrem Einfüllen in die Urne dauert etwa vier Stunden.

Mit der Beisetzung der Urne gelangt der anorganische Anteil der Körpersubstanz eines Menschen wieder in die Natur zurück. --88.72.254.3 20:54, 8. Aug. 2014 (CEST)Beantworten

Danke, 88.72.254.3 für diese ausführliche Schilderung, wie das bei einer Einäscherung des menschlichen Körpers vonstattengeht. Interessant ist auch, dass die gewonnene Wärme zur Heizung des Gebäudes genutzt wird. Ein Beitrag zum Klimaschutz. --Hopman44 (Diskussion) 21:17, 6. Mär. 2020 (CET)Beantworten

Filmlocation für Cloud Atlas?

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laut IMDB (http://www.imdb.com/search/title?locations=Krematorium%20Baumschulenweg%2C%20Berlin%2C%20Germany&ref_=ttloc_loc_1) wurde hier ein Teil von Cloud Atlas gedreht. Weiss da jemand etwas darüber? (nicht signierter Beitrag von 194.208.251.69 (Diskussion) 19:42, 30. Apr. 2013 (CEST))Beantworten