Diskussion:Kopenhagener Schule

Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von 84.56.3.115

2. Bemerkungen:

Zum Einen ist der Satz "War schon Saussure mehr an der langue als an der parole" interessiert viel zu sehr vereinfacht und trifft nicht das, auf was es Saussure ankommt -nämlich den Gegenstand der Sprachwissenschaft als Wissenschaft zu definieren und dazu in der Abgrenzung langue vs. parole und vs. langage in gleichem Maße auf das Vorhandensein von langue, wie von parole angewiesen zu sein. Es ist richtig, dass er im Folgenden den Schwerpunkt auf langue legt, da er in ihr den Gegenstand der Sprachwissenschaft sieht, aber dennoch beschäftigt er sich ausgiebig mit der Beschaffenheit der parole.

Zum Anderen sind die im Artikel angeführten Kennzeichen von Saussures Sprachwissenschaft zu verkürzt dargestellt- daher nicht ganz zutreffend- und v.a. scheint mir hier die in der neueren Forschung nahezu flächendeckend verbreitende Richtung, Saussures Ansichten von denen im "Cours de linguistique générale" dargestellten, zu unterscheiden, völlig außer Acht gelassen. Mittlerweile ist man sich einig, dass viele der expliziten, begrifflichen Unterscheidung sowie der Betonung von Sprache als System so nicht von Saussure selbst kommen (erkennbar aus seinen Schriften im Nachlass), sondern von den beiden Herausgebern des "Cours de linguistique générale" Sechehaye und Bally. Es ist also immer zu unterscheiden zwischen Saussure aus dem "Cours de linguistiques générale" und dem aus den 3 Genfer Vorlesungen.

Fehr, Johannes (Hg.:) Ferdinand de Saussure, Linguistik und Semiologie. Notizen aus dem Nachlaß. Texte, Briefe und Dokumente. Frankfurt a. Main: Suhrkamp, 1997. Scheerer, Thomas: Ferdinand de Saussure. Rezeption und Kritik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchhandlung, 1980.

--84.56.3.115 14:30, 18. Mai 2008 (CEST)MYBeantworten