Betr.: "Für Notenunkundige nahm Becce zusätzlich eine Schallplatte mit den Musikstücken der Kinothek auf." Bearbeiten

Es blieb nicht bei einer Schallplatte, denn damals spielte eine 78er Grammophonplatte maximal 4-5 Minuten lang und reichte damit gerade einmal für ein Musikstück. Nein, Sie meinen vermutlich die Serie “Grammophon Cinema”, die die Grammophon/Polyphon - Gesellschaft zwischen 1927 und 1930 zur Jllustration von stummen Filmen mittels Grammophon auflegte. Die umfaßte in der Tat auch Stücke von Becce, aber auch solche von anderen Komponisten, z. B. von William Axt, Domenico Savino, Irénée Berge oder Gastón Borch.

Die Kompositionen wurden von einem standardisierten Symphonieorchester eingespielt. Der deutsche Kapellmeister und Komponist Franz Pepping (1901, Duisburg - 1981, Berlin-Spandau) arrangierte die Musik für die Plattenaufnahmen. Diese erfolgten bereits elektrisch mit Mikrophon.

Auf beiden Seiten einer 30 cm-Platte war das selbe Stück untergebracht, wahrscheinlich, weil sich die Schellackplatten unter den damaligen Tonabnehmern rasch abnutzten. So kam man auf die doppelte Lebensdauer - zur Freude des Kinobetreibers. Die Elektroindustrie brachte Mehrteller-Spieltische für die Lichtspieltheater auf den Markt, auf denen man zwei Plattenseiten mit Musik und eine mit Effektgeräuschen abspielen konnte. Während der Film lief - live ! Eine Aufgabe, die dann brotlos gewordene Kinomusiker übernehmen 'durften' - sie werden sich bedankt haben.

Der israelische Filmwissenschaftler Aitam Bar-Sagi hat mit copyright 2023 unter Grammophon Cinema and Polydor Cinema Catalog eine Tabelle der bekannt gewordenen “Grammophon-Cinema” Platten ins Netz gestellt. Ein Photo von Pepping fügte er bei.

Das label einer "Grammophon-Cinema"-Schallplatte (Nr. Ci 604 Preludio a un dramma von Becce) ist bei grammophon-platten.de abgebildet. Ein Hörbeispiel (Nr. Ci 219 Sulla spiaggia di sorrento von Becce) ist eingestellt auf youtube.

MfG --