Diskussion:Julius Bielefeld

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von Assayer in Abschnitt Relevanzfrage

Relevanzfrage

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worin besteht die enzyklopädische Bedeutung von Herrn Bielefeld?--Chianti (Diskussion) 16:24, 1. Feb. 2021 (CET)Beantworten

Relevanz wäre wohl gegeben. Vgl. Hans-Walter Schmuhl: Dülmen im Nationalsozialismus. In S. Sudmann (Hg.): Geschichte der Stadt Dülmen. Dülmen 2011, S. 271-344. Schmuhl zufolge war der Aufstieg der NSDAP in Dülmen eng verknüpft mit den Brüdern Franz und Julius Bielefeld. Die beiden hätten gestützt auf ihre SA-„Schlägertruppe“ in den Jahren 1933/34 „eine mafiöse Gewaltherrschaft“ errichtet. In einer Anklage aus Sommer 1933 hieß es, sie seien „der Schrecken von Dülmen“. Daraus erklärt sich auch die Verurteilung von 1950 („dringend verdächtig, im Jahre 1933 in Dülmen und sonst im Inland andere aus politischen oder rassepolitischen Gründen verfolgt zu haben“), die wegen Verjährung von Freiheitsberaubung und Körperverletzung aufgehoben wurde. Stellbrink spricht hier von „gnädigen Richtern“, die Bielefeld „1950 gar zugestanden“ hätten, „daß er sich ‚nach dem Siege des Nationalsozialismus in einen gewissen Machtrausch hineingesteigert‘ und seine politischen Gegner zudem ‚weder aus Grausamkeit noch aus ehrloser Gesinnung‘ verfolgt habe.“ (S. 118) Der kränkliche Julius Bielefeld war dauerhaft vom Wehrdienst freigestellt, hat also nie an „den Kämpfen des Zweiten Weltkriegs“ teilgenommen und auch kein EK II bekommen, sondern ein Kriegsverdienstkreuz, das auch Zivilisten bekamen. Er lebte nicht „bis zu seinem Tode“ von der Wohlfahrt, sondern das war der Status 1950. Im Jahr 1970 firmierte er als „Kaufmann“. Das distanzlose Zitieren aus dem Entnazifizierungsverfahren ist grundsätzlich problematisch und übergeht, dass Stellbrink auf die relative Machtlosigkeit des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung und seine „wohlbegründeten Einwände“ (S. 109f.) hinweist, gerade auch am Beispiel Bielefelds. Folglich wäre eine Überarbeitung angezeigt, welche die Lücke um 1933 schließt und die Fehler korrigiert.--Assayer (Diskussion) 18:37, 10. Feb. 2021 (CET)Beantworten
Danke für die Antwort, Assayer. Dennoch scheint mir das alles nur von lokaler Bedeutung zu sein, nichts davon ist irgendwie untypisch, außergewöhnlich oder von überregionaler Bedeutung bzw. Rezeption. Auch nicht die - leider zeittypische - nachsichtige Behandlung im Entnazifierungsverfahren und vor Gericht. Wer sich an den Ausbau dieses Artikel machen will, sollte mMn vorher diese Begründung in einer LD lesen.--Chianti (Diskussion) 20:18, 16. Feb. 2021 (CET)Beantworten
Was die Beurteilung enzyklopädischer Relevanz regional bedeutsamer Personen angeht, vertrete ich dezidiert andere Ansichten als Minderbinder. "Überregional enzyklopädische Bedeutung" ist gerade im Bereich Geschichte eine gern gebrauchte Wendung, um persönliche Vorlieben und ein elitäres Geschichtsverständnis zu ummänteln, weil es ein so schön weiches Kriterium ist. Damit kann man sich flexibel vieler Täter- und Opferbiographien entledigen. Von den Inkonsistenzen zu anderen Bereichen innerhab der Wikipedia will ich gar nicht anfangen. Aber hier wird die seriöse regionalhistorische Forschung pauschal abgewertet. Nicht, dass das den gegenwärtigen Tendenzen der historischen Forschung zum NS entsprechen würde (dazu empfehle ich einen Blick auf die Rezension des Stelbrink-Bandes durch Armin Nolzen[1]), oder dass dafür dann die gewünschten Überblicksartikel geschrieben würden - wobei biographische Einzelartikel übrigens gerade solche Überblicksartikel sinnvoll ergänzen würden -, es bewirkt auch, dass biographisch unsinnige Schwerpunkte gessetzt werden, weil man meint, irgendwie "Überregionales" im Gewöhnlichen suchen zu müssen. So hat es Julus Bielefeld 2010 in einen Artikel des Guardian geschafft, weil er 1933 Hitler mal als Ehrenbürger Dülmens vorgeschlagen hat und Dülmen so lange gebraucht hat, Hitler diese Würde wieder abzuerkennen. Sowas wird dann gerne im Löschdiskussionen durchgenudelt, ist aber tatsächlich biographisch irrelevant. Davon abgesehen sind Äquivalente von Landräten relevant, und dass Kreisleiter der NSDAP ein solches Äquivalent darstellen, lässt sich mit einigem Recht argumentieren.--Assayer (Diskussion) 22:09, 16. Feb. 2021 (CET)Beantworten