Diskussion:James Franklin Jeffrey
SZ vom 19.8.2005
BearbeitenDiplomat in heikler Mission
James F. Jeffrey wird künftig die Irak-Politik der USA koordinieren Von Paul-Anton Krüger
Um die Besten der amerikanischen Regierungsangestellten zu ehren, wird in den USA alljährlich die "Dienst-an-Amerika-Medaille" verliehen. Unter den Nominierten in der Kategorie "bedeutende Lebensleistung" findet sich 2005 der Diplomat James Franklin Jeffrey. Er habe seinem Land in mehr als dreißig Jahren immer dort gedient, wo "der Bedarf am größten und das Risiko am höchsten" gewesen sei.
Was das Auswahlkomittee dem 1946 geborenen Jeffrey für die Vergangenheit bescheinigt, gilt mehr noch für die Zukunft, denn Condoleezza Rice hat ihn vor kurzem zum neuen Irak-Koordinator im Außenministerium ernannt. Er soll künftig die amerikanische Irak-Politik formulieren und muss die wiederstreitenden Interessen in der Regierung in Einklang bringen. Zuletzt hatte es unüberhörbar Dissonanzen gegeben im vielstimmigen Chor der beteiligten Ministerien. Die einen dämpfen Hoffnungen auf eine schnelle Niederschlagung des Aufstands und möchten möglichst bald US-Soldaten abziehen. Andere wollen trotz schwindenden Rückhalts in der Heimat die begonnene Mission "Demokratisierung des Irak" um jeden Preis zu Ende führen.
Wie komplex und verfahren die Situation im Zweistromland ist, weiß der Spezialist für Krisenmanagement und Konfliktprävention mit Balkan- und Nahost-Erfahrung aus erster Hand. Als stellvertretender Botschafter hat Jeffrey die größte Auslandsvertretung der USA in Bagdad mit aufgebaut, nachdem US-Marines am 30. Juni 2004 das Sternenbanner über einem ehemaligen Palast des Diktators Saddam Hussein aufgezogen hatten. Doch verschanzte er sich nicht hinter Stacheldraht und Panzerglas in der Festung der Grünen Zone, er bereiste das Land: Nadschaf, die heilige Stadt der Schiiten, besuchte er ebenso wie den Kurdenführer Dschalal Talabani in Kirkuk. So schaffte er sich bis zur Rückkehr nach Washington im Juni augenscheinlich beste Verbindungen in die Spitze des neuen irakischen Staates. Der zum Präsidenten aufgestiegene Talabani verabschiedete Jeffrey jedenfalls mit einem Bruderkuss.
Was die prekäre Sicherheitslage angeht, wird sich der dekorierte Vietnam-Veteran kaum Illusionen hingeben. Nur Minuten nachdem er Vertretern einer irakischen Partei in deren Bagdader Hauptquartier die Aufwartung gemacht hatte, flogen dort die Fensterscheiben aus den Rahmen, weil an der Straßenecke eine Bombe explodiert war. Verständnis für die Ängste der Soldatenfamilien nimmt man ihm also eher ab als dem Präsidenten, zumal Jeffreys Sohn, der neben dem amerikanischen auch einen deutschen Pass besitzt, sich 2002 freiwillig zum Afghanistan-Einsatz meldete, als ihn die Bundeswehr zum Dienst einzog.
Bevor Jeffrey, der mit einer Deutschen verheiratet ist und Anfang der neunziger Jahre im Generalkonsulat in München arbeitete, 2002 zum Botschafter für Albanien ernannt wurde, legte er bei einer Anhörung im Senat die Maxime seiner Laufbahn dar: Ob in Uniform oder ohne, er habe immer versucht sicherzustellen, "dass diplomatisches Handeln und militärische Optionen in Einklang stehen und sich sinnvoll ergänzen". Gelingt es ihm, diese Balance im Irak herzustellen, wäre er durchaus höherer Ehren würdig als der "Dienst-an-Amerika-Medaille".