Diskussion:Hunimund (Donau-Sueben)

Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von Swipdag

In der Literatur wird für gewöhnlich nicht der einen Teil der Donau-Sweben 405 bis 409 auf die Iberische Halbinsel (SWEBEN-REICH VON BRAGA) führende Hermiger/Hermenricus, korrekter: Er(d)minrik als Vater des Hunimund angesehen,sondern ein gewisser Gesimund. Das macht zeitlich angesichts der durchschnittlichen Lebensdauer in jenen Jahren auch mehr Sinn. Ich beziehe mich an Literatur etwa auf Junghans, Siegfried: Sweben, Alamannen und Rom; Stuttgart: Theiss, 1986 oder bspw. Wolfram, Herwig: Die Goten; München, C. H. Beck, 1990. Professor Wolfram gibt etwa in einer Stammtafel der Amaler auch noch einen Hunimund der Ältere als Großvater oder Urgroßvater an, je nachdem ob es einen zweiten Gesimund als Großvater gegeben habe. Auf jeden Fall adoptierte Thiudimir, Vater jenes Theoderich, den man gelegentlich mit dem Epitaph "der Große" versieht (--> der Dietrich von Bern der Sage!) 467/468 n. Z. den jüngeren Hunimund als Waffensohn, womit er zum Amaler ehrenhalber wurde. Und wodurch Hunimund und Co in einen Stammbaum der eigentlich feindlichen ostrogotischen Stirps regia rutschten. Anlass für die Adoption war ein in gewisser Weise gescheiterter Raubzug der Donau-Sweben (--> zusammengewachsene und nicht länger nach Stämmen sortierte Reste von Quaden, Sudianern, Markomannen, Haderakämpern und Barmaikämpern) nach Dalmatien. Die Donau-Sweben siedelten als Ackerbauern und Kleintierzüchter, die sie waren, nach dem Untergang des pannonischen Hunnenreiches (454 Schlacht von Nedao) nicht länger am linken Donau-Ufer, sondern im fruchtbareren und von der römischen Zivilisation ausgebauten "Kleinen Alföld" zwischen Plattensee und Neusiedlersee. Ihnen im Norden benachbart waren die Eruler, die ihre alten Wohnsitze in der Westslowakei und Mähren übernommen hatten, die Rugier im Rugifjöld (Wein- und Waldviertel mit der romanischen Bevölkerung von Noricum ripense als Klientel im Westen, die Skiren im Bakonywald und auf den an Thermalquellen-reichen Hügeln von Buda und Ofen im Osten und im Süden die als nomadische Großviehzüchter lebenden steppeniranischen, bzw. sarmatischen Stämme der Jasz(ygen) und der Roxolanen, sowie das kleine Turkvolk der Sadagaren/Sada-Gur bis hinab zur Drau. Noch weiter südlich, in der Savia zwischen Drau und den Dinarischen Bergen saßen hingegen die dito als Großviehhalter lebenden Ostrogoten unter den drei Brüdern Valamir, Thiudimir und Vidimir.

Diese waren just von den noch einmal zurückkehrenden Hunnen unter Attilas mittlerem Sohn Dengitzik angegriffen worden, hatten allerdings den Sieg davon getragen und Valamir verfolgte die Hunnen mit der Hauptmacht der Goten durch die Walachei und Moldawien. Diese Abwesenheit vieler gotischer Krieger provozierte womöglich Hunimunds Raubzug. Auf dem Rückweg raubte man einen Teil der Pferde und Rinder der Goten nach germanischer Tradition. Aber man hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der in der Heimat verbliebene Thiudimir holte die als Reiter völlig ungeübten Sweben ein und kesselte sie ein. Angesichts der Kräfteverhältnisse arrangierte man sich. Die Sweben gaben ihre Beute raus und Hunimund wurde Waffensohn, was Thiudimir allerdings de iure eine gewisse paternale Gewalt über ihn gab.

Die Freundschaft zwischen Goten und Sweben förderte das nicht. Angesichts der immer stärker und an Zahl reicher werdenden Ostrogoten erneuerte Hunimund gemeinsam mit Flaccitheow von den Rugiern, Alarik von den Erulern, Edika von den Skiren, Beuka von den Roxolanen und Babei von den Jaszygen die Alte Koalition von Nedao. Nur der Mächtigste der einstigen Bündnispartner, der Gepide Arderik zeigte wenig Interesse an einer Renovatio und beteiligte sich an dem 469 erfolgenden und vom oströmischen Kaiser Leo I. beförderten Krieg nur mit einer kleineren Heeresabteilung. Da Valamir Anfang 469 im Kampf gegen die Skiren gefallen war, hatte Thiudimir auf gotischer Seite das Kommando in der entscheidenden Schlacht an der Bolia (--> der spätere Fluß Eipel). Die Goten gewannen die erbittert geführte Schlacht. U. a. hörten die Kleinreiche der beiden Sarmatenvölker auf zu existieren. Edika fiel und seine Söhne Hunulf und Odoaker suchten - ihre verbliebenen Krieger mit sich nehmend - ihr Glück fortan als Söldner in Ost-, bzw. Westrom, während die Alten, Frauen und Kinder um Scheyern in Bayern eine neue Heimat fanden (--> Sippe der Drazza). Das Jahr 470 sah erbitterte Kämpfe zwischen Thiudimir und Hunimund. Am Ende gab Hunimund erbittert auf und führte das Gros seines Volkes nach Westen zu den Alemannen.

Die verbliebenen Donau-Sweben wurden hernach Teil der langobardischen Nation und gelangten mit Alboin nach Italien. Hunimund führte seine Leute keineswegs nach Quedlinburg. Die sogenannte Suavia um Aschersleben, den Lauf der Boder, bzw. anstelle des vormaligen Landes Anhalt besiedelten deutlich später Havel-Sweben, Nachkommen von Semnonnen, Chalen, Sidinern, Faradinern, usw., die kein Teil des Neuvolks, bzw. Kriegerverbundes der Alamannen geworden und zudem in der alten Heimat geblieben waren. Vielmehr siedelten sich Hunimunds Sweben zwischen den etwa neun alemannischen Kleinreichen an und da, wer zu spät kommt, sich zumeist mit dem unwirtlichsten Gelände begnügen muß, blieb für Hunimunds Sweben einzig die wasserarme, karge swebische Alb. Strategisch oder militärisch lag in diesem Gelände allerdings ein Vorteil und Hunimund konnte seinen Herrschaftsraum auf Kosten der anderen Kleinkönige noch ein Gutteil weiten. Es heißt der Runde Berg oberhalb Urachs und der Wirtemberg bei Esslingen hätten seine beiden Gauburgen beherbergt.

Noch zur Suavia, bzw. dem Swebengau in Sachsen-Anhalt. Dieser entstand in etwa um 569 n. Z.! Bis 534 gehörte dieses Gebiet zum von der Altmühl bis zur Jeetze reichenden Thüringer-Reich. Dieses ging durch den Bruderkampf zwischen den drei Söhnen des jüngeren Bisin, Berthachar, Erminafried und Baderik zugrunde. Berthachar wurde von seinem, mit einer Amalerin vermählten mittleren Bruder Erminafried vergiftet. Als der dann auch noch nach dem Reichsteil des Jüngsten, Baderik, griff, setzte sich dieser erfolgreich zur Wehr. Der in die Ecke gedrängte Erminafried suchte daraufhin die Allianz mit den alten Erzfeinden, den Frankenkönigen Theuderich und Chlothachar und diversen sächsischen Großen, darunter einer Abteilung aus Britannien zurückkehrender Sachsen unter dem Anführer Hadugatho. In mehreren erbittert geführten Schlachten, darunter die von Runniberg gegen die Franken und von Scithingi gegen die Sachsen fand Baderik schließlich sein Ende. Aber auch Hadugatho kam mythisch verbrämt in der Iring-Sage um. Als Lohn des Sieges durften sich die nun führerlosen britannischen Sachsen auf dem Gebiet des späteren Anhalt ansiedeln.

Allerdings blieben sie den Franken tributär verbunden. Anläßlich des großen Thüringer- und Warnen-Aufstands von 542 erhoben sich auch diese Sachsen. Und als der Aufstand zusammenbrach, suchten sie das Weite und zogen mit einer "Fara" zu den Langobarden in Pannonien. Das Gebiet lag nun einige Zeit weitgehend brach. Anno 565 trafen dann die turko-mongolischen Awaren/Ruan/Uar vom anderen Ende des Eurasischen Steppenkorridors kommend in Ost-Mitteleuropa ein und ihr Khagan Bajan wurde in die Auseinandersetzung zwischen dem Langobardenkönig Alboin und dem Gepidenkönig Kunimund gezogen. Mit dem Ergebnis, dass 567 sowohl Langobarden, als auch Gepiden, Sweben und Eruler aus dem Karpatenbecken fliehen und sich nach Italien abseilen mußten.

Der Gewalt der Awaren und ihrer slawisch-wendischen Vasallen vermochten auch die an Havel (Chalusos) und Spree (Sysebos) verbliebenen Havelsweben nicht länger zu trotzen. Unter Führung eines in mittelalterlichen Chroniken Ascanius/Eschenmann genannten Priesterfürsten kamen sie an die fränkische Grenze, bzw. die Elbe und baten König Sigebert I. von Auster ins Fränkische Reich aufgenommen zu werden. Sigebert, der sich mehrfach mit unterschiedlichem Ausgang mit den Awaren schlug, gab ihrem Verlangen nach und siedelte sie um Aschersleben, nicht dem weiter nördlich gelegenen Quedlinburg an.

Die Sache hatte ein Nachspiel. Die bei den Langobarden lebenden, einst aus Britannien gekommenen Sachsen kriegten sich mit den Langobarden in Italien in die Haare und verließen diese. Sie fielen nach Frankoburgund ein, wo sie allerdings dessen König, Sigeberts Bruder Guntram stellen und einzukesseln vermochte. Auf ihr Verlangen hin überstellte er sie seimem Auster beherrschenden Verwandten Sigebert I., dem sie nun feierlich Treue gelobten, würden sie denn ihre alten Sitze wiederbekommen. Das Ende vom Lied bestand darin, dass sich Havel-Sweben und Wandersachsen um das gleiche Territorium prügelten. Die Sachsen zogen den Kürzeren, so Menghin, Wilfried (Die Langobarden, Stuttgart: Theiss, 1985) und mußten sich mit dem begnügen, was ihnen die Sweben überließen.

In der Zeit der frühen Hausmeier (Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich, Stuttgart: W. Kohlhammer, 1988) überrannten dann die ostfälischen Sachsen die ganze Region bis hinab zur Unstrut und der sich zwischen Ballenstädt und Dessau ausbreitende Swebengau wurde zu einem sächsischen Gau mit der besonderen Couleur, die ein fremder Volkssplitter mitbringt. --Swipdag (Diskussion) 05:51, 9. Jul. 2015 (CEST)Beantworten