Diskussion:Hans von Rechberg

Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Fredou in Abschnitt Raubritter

Raubritter Bearbeiten

Der Begriff Raubritter ist ein Neologismus der Romantik, was im entsprechenden Artikel auch beschrieben wird. Heutige Historiker vermeiden den Begriff. Rechbergs Fehdepolitik ist zum Beispiel nicht ungewöhnlich für das 15. Jahrhundert, sein harsches Vorgehen unterscheidet ihn wenig von Zeitgenossen. Die Trennung in "Raubritter" und "guter Ritter" hat zweifellos etwas Romantisches.

Zitat: „Neuere historische Arbeiten plädieren dagegen dafür, den ideologisch belasteten Begriff Raubritter im wissenschaftlichen Gespräch ganz zu vermeiden.” --HostaMadosta 07:56, 23. Apr. 2008 (CEST)Beantworten

Danke, wieder was gelernt. Allerdings lege ich doch Wert darauf, dass diese möglicherweise damals übliche Handlungs- und Erwerbsweise nach heutigen Begriffen in die Spanne zwischen Diebstahl und Raubmord fällt, also eigentlich als ungesetzlich und moralisch verwerflich einzuordnen ist. Oder denke ich da zu romantisch? Oder meintest Du, dass die vermeintlich "guten Ritter" so ehrenhaft auch nicht waren und sich so von ihren "raubenden" Brüdern nicht sehr abgehoben haben? Lg --Fredou 04:15, 20. Nov. 2011 (CET)Beantworten
Zusatzfrage: Wenn wir die Auffassung der Wissenschaft übernehmen und den Begriff „Raubritter“ vermeiden wollen, sollten wir auch die „Kategorie:Raubritter“ durch eine passendere Lösung ersetzen. Hier bei Rechberg, aber auch bei vielen anderen wie Götz, von Sickingen und Frundsberg wäre vielleicht „Kategorie:Fehdeunternehmer“ nicht schlecht. Was meinst du dazu? --Fredou 04:25, 20. Nov. 2011 (CET)Beantworten
Ja, man könnte darüber nachdenken, die Kategorie zu löschen. Es verhält sich so ähnlich wie beim Begriff "Orient" - das sind Termini, die lange Zeit in Gebrauch waren (auch im wissenschaftlichen Diskurs), die aber heute zurecht kritisch hinterfragt werden. Einzelnen Personen den Stempel "Raubritter" aufzudrücken, entspricht jedenfalls nicht dem aktuellen Stand der Geschichtswissenschaft, darum würde ich deinen Vorschlag unterstützen, die Kategorie:Raubritter durch die Kategorie:Fehdeunternehmer zu ersetzen. Was deine Frage nach der moralischen Bewertung betrifft: Ich denke, wir sollten uns nicht anmaßen, vermeintlich universelle ethische Maßstäbe - die selbst nur Ausdruck unseres Zeitgeistes sind - auf vergangene Epochen anzuwenden, sondern sollten uns möglichst eng an der authentischen Terminologie und der damaligen Rechtsauffassung orientieren. Unter dem Begriff des "Raubritters" werden viele individuelle Verhaltensweisen subsumiert, vom unrechtmäßigen Mord und Diebstahl bis hin zum (damals legalen) Fehdewesen, das mit der Feudalismuskritik der Neuzeit eine grundsätzliche moralische Bewertung erfuhr. Über die Zeit und das Rittertum selbst sagt der Begriff wenig aus, er wurde vielmehr der komplexen historischen Realität übergestülpt, um eindimensionale Abgrenzungen zu ermöglichen. Grüße --HostaMadosta 16:13, 11. Dez. 2011 (CET)Beantworten
Sehr, sehr packend und erhellend. Es kribbelt in mir, mich auf den Artikel Raubritter zu stürzen, um dort einige Informationen aus den angegebenen Bezugsquellen einzubauen. Der Schlüssel scheint mir, wie Du dargelegt hast, in diesem Bereich einerseits die Entwicklung des Rechts und anderserseits der sozialen (und wirtschaftlichen) Rolle des Rittertums zum Ausgang des Mittelalters zu sein. Ich werde mich aber zurückhalten wegen anderer Themen, bei denen ich mich etwas kompetenter fühle. Ich danke Dir. --Fredou 14:31, 13. Dez. 2011 (CET)Beantworten