Diskussion:Folkwang-Museumsverein

Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von DownUnder36 in Abschnitt Fragwürdige Änderung vom 7.12.2021

Fragwürdige Änderung vom 7.12.2021

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Vorgestern hat der Nutzer "Mann spricht Deutsch" eine m.E. fragwürdige, lange Ergänzung dieses Artikels vorgenommen, die ich nach Sichtung verworfen habe. Das will ich begründen. Die vorgeschlagene Änderung im Absatz "Vorgeschichte der Gründung" hätte folgenden Wortlaut haben sollen:

"Osthaus wollte, dass die Sammlung in seiner Heimatstadt blieb. Ursprünglich wollte er sie ihr schenken, aufgrund der Wirtschaftskrise verlor er jedoch einen großen Teil seines Vermögens und wollte seine Familie nicht mittellos hinterlassen, er hatte deshalb sein Testament am 24. September 1920 geändert. Darin äußert er deutlich den Wunsch, dass das Museum und seine Werke in Hagen verbleiben sollen. Der als Testamentsvollstrecker bestellte Ernst Fuhrmann informierte die Stadt Hagen jedoch nicht, die auf eine Geldforderung wartete. Stattdessen verhandelte Fuhrmann sofort mit der Stadt Essen. Die Stadt Hagen erfuhr erst deutlich später davon und brachte unter anderem mit Hilfe der Stadt Dortmund, der Provinz Westfalen und der westfälischen Wirtschaft 11 Millionen Reichsmark auf, zehn für die Sammlung, eine für das Gebäude. Sie erreichte auch, dass der Staat auf fällige Abgaben verzichten würde. Nach Schätzung des als Experten hinzugezogenen Erfurter Museumsdirektors Dr. Kaesbach übertraf das Angebot von 10 Millionen Reichsmark für die Sammlung den von Karl-Ernst Osthaus vorgegebenen zehnten Teil des Wertes deutlich. Um die Sammlung jedoch stattdessen nach Essen zu holen, bildete sich im Sommer 1921 in Essen ein Initiativkreis...."

Warum habe ich sie verworfen?
1. Selbst wenn diese Darstellung so stimmt - eine Quelle wurde ja genannt - dann gehört dieser Aspekt der Vorgeschichte des Folkwang Museums nicht in den Wikipedia-Artikel über den Museumsverein, sondern in den Artikel über das Museum selbst. Der Museumsverein hat zu diesem Zeitpunkt 1920/21 ja noch nicht existiert. Man kann diese Geschichte, wenn sie denn so zutrifft, noch nicht einmal zur Vorgeschichte des Museumsvereins rechen, weil die handelnden Personen (Ernst Fuhrmann und die Zuständigen bei der Stadt Hagen und den anderen genannten Institutionen) auch später im Museumsverein keine Rolle gespielt haben.
2. Die Darstellung ist in einem zentralen Punkt so unplausibel, dass ohnehin zumindest eine zweite Quelle benannt werden sollte. Hätte der erwähnte Testamentsvollstrecker Fuhrmann gehandelt, wie hier behauptet, dann hätte er sich schon fast strafbar gemacht. Das ist zwar denkbar, nur passt dazu nicht die beschriebene Reaktion der Stadt Hagen. Sie hätte dann direkt gegen Fuhrmann vorgehen können, was offenbar nicht geschehen ist. Vor allem hätte sie dann auch weitere Aktivitäten zur Verlagerung der Sammlung nach Essen unter Hinweis auf den letzten Willen des Verstorbenen zumindest vorerst, wenn nicht endgültig stoppen können. Auch das scheint nicht geschehen zu sein. Darum sollte diese Geschichte besser belegt werden, bevor sie dann eventuell in den Artikel über das Museum Folkwang eingearbeitet wird.
Diskussionsbeiträge zu dieser Frage sind willkommen!--DownUnder36 (Diskussion) 14:12, 9. Dez. 2021 (CET)Beantworten

Weitere Argumente zur Frage "Standort Hagen oder Essen?

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Ein sehr guter Kenner der Materie hat mir unterdessen folgende Überlegungen zu diesem Thema mitgeteilt:

Hagen ist nicht geprellt worden, Hagen hat sogar vor dem Oberlandesgericht Hamm gegen den Verkauf nach Essen geklagt und die Klage verloren.
Es gab drei Fassungen des Testaments von Osthaus: a) v. 24. September 1920, b) v. 31. Oktober 1920 und eine c) vom 26. März 1921, dem Tag vor dem Tod von Osthaus. Richtig ist, dass Osthaus aus wirtschaftlichen Gründen und um seinen sieben Erben (der Ehefrau, den fünf Kindern und seinem Lebenspartner Hellmuth Fritzsche) nicht sein nahezu ganzes Vermögen vorzuenthalten entschieden hatte, das Museum nicht mehr zu stiften, sondern einer öffentlichen Körperschaft zu einem "mäßigen Bruchteil des Taxwertes" (a) zum Kauf anzubieten.
Nach seinen Erfahrungen in und mit Hagen wusste er, dass sein Wunsch, das Museum in Hagen zu erhalten, illusorisch sein würde, da sich die Stadt kaum engagieren würde. Daher hatte er in seinem Testament (a) von vornherein mehrere Möglichkeiten erwogen, konkret nannte er "das Reich, der Preußische Staat, die Provinz Westfalen und die Stadt Hagen, vielleicht auch eine zu diesem Zwecke gegründete Körperschaft" (a). Das Wichtigste war ihm, dass das Museum und seine Sammlungen komplett erhalten werden und nicht auseinandergerissen werden würden.
Auch in der zweiten Fassung des Testaments (in der die Stadt Hagen schon nicht mehr erwähnt wird) spricht er ausdrücklich von "Verhandlungen mit dem Reiche und anderen öffentlichen Körperschaften (...), die einen Übergang des Museums zu mäßigem Preise an diese Stellen zum Ziele haben" sollten (b).
In der dritten Fassung schließlich wird Ernst Fuhrmann ausdrücklich als Testamentsvollstrecker genannt, der diese Verhandlungen führen soll (er war immerhin gelernter Kaufmann und sprach sich eng mit Adalbert Colsman ab), falls weder sein Sohn Waldemar noch sein Freund Hellmuth Fritzsche beim Eintritt seines Todes volljährig wären (was ja dann so eintrat). Über alle weiteren Verhandlungen gibt es ausführliche Berichte von Fuhrmann an die Erben und deren Vertreter (...) Deutlich ist darin stets, dass die Stadt Hagen sich weder ernsthaft bemüht hat noch ernsthaft in Aussicht stellen konnte, den zunächt geforderten Kaufpreis in Höhe von 10 Millionen Mark für die Sammlungen aufzubringen.
Die Stadt Hagen hat sich offenbar erst wirklich engagiert, als sie merkte, dass ihr das Museum tatsächlich nicht als Vermächtnis zufallen werde und erließ eine Einstweilige Verfügung gegen den Verkauf nach Essen, als von dort bereits der - durch die Inflation angepasste - Kaufpreis in Höhe von 15 Millionen Mark bewilligte. Sowohl Hagen als auch Essen haben seit September 1921 zudem versucht, durch breit angelegte Pressekampagnen für je ihre Sicht der Dinge Werbung zu machen. Eine wichtige Rolle spielte auch die Tatsache, dass Hagen, wenn die Stadt das Museum erworben hätte, keinerlei Mittel in Aussicht stellen konnte, dieses weiter zu betreiben oder gar zu entwickeln, was jedoch in den Papieren von Gosebruch und Janus von vornherein mitgedacht worden war.
Im Mai 1922 wurde die Einstweilige Verfügung vom Oberlandesgericht Hamm endgültig aufgehoben und der Verkauf nach Essen rechtskräftig.

Ich hoffe, diese Informationen, die offenbar gut belegt werden können, tragen zur Klärung bei.--DownUnder36 (Diskussion) 16:56, 16. Dez. 2021 (CET)Beantworten