Diskussion:Eberhard Werner

Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Saxo in Abschnitt Politisch-künstlerische Restriktionen!

Politisch-künstlerische Restriktionen? Bearbeiten

Die kann man doch sicher irgendwie belegen und vor allem einige Beispiele bringen? Leider haben viele Künstler, die es in der DDR nicht zu Ansehen gebracht haben, den Weg in den Westen gewählt. Das machte ihr Werk aber nicht besser. Ich kann mir kaum vorstellen, daß er sich mit seinen landschaftlichen Idyllen im Stil der Jahrhundertwende Feinde gemacht hat. Also bitte etwas genauer. Saxo 23:49, 30. Mär. 2007 (CEST)Beantworten

Politisch-künstlerische Restriktionen! Bearbeiten

Ich glaube kaum, dass es Werner 1959 bei der Flucht in den Westen darum ging, mehr künstlerische Anerkennung zu bekommen. Man kann sogar bei den Ausstellungen sehen, dass es eher mehr öffentliche Wahrnehmung in der DDR gab als im Westen. Wichtiger war ihm, so malen zu dürfen, wie er wollte, also auch einmal die abstrakte Form zu nutzen oder sich Themen zuzuwenden, die nicht als gesellschaftlich nützlich akzeptiert bzw. sogar gefordert waren. Die Aufspaltung seiner Produktion zu DDR-Zeiten in einen (kleineren) Teil, der den Anforderungen an einen DDR-Lehrer mit Vorbildfunktion zu genügen hatte (also im Stil des sozialistischen Realismus`), und in einen Teil, der seine eigene künstlerische Entwicklungslinie dokumentierte, ist typisch für diese Problematik. Klar, dass ein Künstler diesen Spagat auf die Dauer nicht amüsant fand. Der entscheidende Grund für einen Neuanfang im Westen war aber der politische Druck, dem er sich als Lehrer ausgesetzt sah hinsichtlich der Erziehung seiner Kinder und seiner eigenen politischen Meinung (wozu der Kunstbegriff sicherlich dazugehörte). Die Tatsache, dass alle vier Kinder in der DDR getauft wurden, war schon etwas suspekt und ausreichend für einen "Anfangsverdacht". Als aber 1959 das Alter für die Jugendweihe oder die Konfirmation des Ältesten gekommen war, machte ihm sein Schulrat unmissverständlich klar, dass für ein Lehrerkind nur die Jugendweihe in Frage komme (für die er zudem bei Elternbesuchen qua Lehreramt auch noch Werbung zu machen hatte), wenn er als Lehrer weiterhin beschäftigt werden wolle und wenn er als Künstler weiterhin wahrgenommen werden wolle. Sich in dieser Situation nicht für die Anpassung, sondern für die Flucht zu entscheiden, ist m.E. ein Zeichen für eine enorme Willensstärke und Gradlinigkeit. Die Spätergeborenen können sich vielleicht gar nicht richtig vorstellen, was es hieß, in der Nachkriegszeit bei Null anzufangen, sich innerhalb der 50er Jahre einen bescheidenen Wohlstand und eine (bei Wohlverhalten) gesicherte soziale Position zu erarbeiten, und dann vor der Entscheidung zu stehen, all dies wieder aufzugeben oder sich ideologisch anzupassen. Hier gerade zu bleiben und die Anpassung zu verweigern, sich und der Familie einen erneuten Start bei Null zuzumuten, ist eine Leistung, die nicht jeder schaffen würde. Auch im Westen ist Werner bei dieser haltung geblieben, denn auch hier hätte ihn ein zunehmend exzentrischer Kunstmarkt zu Anpassungen gezwungen, wenn sein Ziel allein der ökonomische Erfolg gewesen wäre. Die künstlerische Hinwendung zu Natur, Landschaftsidylle und Heimat ist vor diesem Hintergrund wahrscheinlich nachvollziehbar, wenn auch nicht ohne eine gewisse Problematik, denn sie dokumentiert natürlich einen Rückzug, und Rückzug ist Resignation oder gar Niederlage. DAS kann man Werner vorwerfen, wenn man will. Wer von denen, die die Zeitgeschichte beurteilen können, wirft aber hier den ersten Stein?

Klingt nachvollziehbar. Damit könnte Werner zu den Künstlern gehört haben, die ihrer Zeit voraus waren mit ihrem Stil. In den 70er Jahren hätte er vermutlich gar keine Probleme gehabt. Ich kenne selbst Maler, die den "Spagat" zwischen gefordertem und eigenen Stil aber ganz gut über viele Jahre hingekriegt haben. Anders geht es gar nicht, will man von der Kunst leben, das war schon vor Jahrhunderten so. Taufe als Anfangsverdacht? Na ja, in den 50er Jahren war manches in dieser Richtung seltsam. Ich hab erst die 60er Jahre bewußt erlebt, und da war kirchliche Zugehörigkeit eher ein Thema, worüber man gar nicht sprach, was absolut in den Privatbereich gehörte. Ich hab erst nach Jahren mitgekriegt, wer aus meiner Klasse in die Kirche ging. Saxo 10:15, 23. Apr. 2007 (CEST)Beantworten