Diskussion:Dorothea vom Ried

Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von 92.105.122.119 in Abschnitt Fortunatus Ridt als Komponist

Fortunatus Ridt als Komponist Bearbeiten

Bekannt ist die Komposition "Soli Deo Gloria" von Fortunatus Ridt. Sie ist als Digitalisat verfügbar bei der Staatsbibliothek Berlin unter der URL http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN789433788 . Auf dem Titelblatt werden auch die Namen der Töchter von Fortunat Ridt aufgeführt: SOLI DEO GLORIA / Dem Erbarn und Fürnemen Herrn Johann Löhner/ Wirth unnd Gastgeben zur Gulden Ganß inn Nürmberg / meinem sonders guten Gönnern und Freund / zu dienstlichen Ehrn und freundlicher Dancksagung / Vocal- und Instrumentaliter musicirt/ Durch / FORTUNATEM Ridt/ von Pfaffstetten/ Austriacum, zusambt seinem Choro Musico, als seiner / Jungen Söhne und Töchter/Namens: MARIA, ADAM, MATTHIAS und DOROTHEA. / Getruckt zu Nürmberg/ bey Johann/ Friderich Sartorio. Anno 1623. Das Konzert in Nürnberg wird übrigens auch von Ricarda Huch in ihrem Werk "Der Dreissigjährige Krieg" (ursprünglich "Der Grosse Krieg in Deutschland") beschrieben. Ausserdem findet sich im "Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek" folgender Artikel, der sich vermutlich auf Fortunat Ridt bezieht - in diesem Fall hätte der Künstler wohl auch eine Zeitlang in Dordrecht gelebt: RIET (Fortunatus) was een Toonkunstenaar te Dordrecht in de eerste helft der 17e eeuw. Men findt over hem in de Thes. rekening 1633 fol. 85, deze post: "Ter ordonnantie (van mijn E. Heeren)betaelt aan Fortunatus Riet, Mr. in musijck,de somme van vijstich ponden munte voorsz. tot eene vereeringe, dat hij aen mijn E. Heeren vsz. met sijne kinderen heft doen hooren, eene sonderlinge harmonie, dus hier bij deselve ordonanntie ende sijne quitantie L .[Pfund]" Waarschijnlijk was hij een reizend kunstenaar, want in andere registers komt zijn naam niet voor. - PS: Vielleicht kann jemand dieses Zitat auf deutsch übersetzen - ich kann's leider nicht. --178.199.14.197 17:52, 2. Dez. 2014 (CET) Ergänzung: Der Artikel im "Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek" ist abrufbar unter http://resources.huygens.knaw.nl/retroboeken/nnbw/#source=5&page=307&view=imagePaneBeantworten

Das habe ich lange gesucht, liebe IP!!! Ich hatte weder den Text, noch bisher die Stelle bei Ricarda Huch gefunden. (Und dann vergessen.) Von der Komposition Ried hatte ich auch keine Ahnung. Vielen Dank, ich werde es gerne einbauen. (Oder möchtest du es selbst machen?) Das holländische Zitat ist auch ein Volltreffer!!! Ich frage jemanden zum Übersetzen. Herzlichen Dank und Gruß! --Motmel ♫♫♪ 00:30, 4. Dez. 2014 (CET)Beantworten
PS:Bin echt begeistert von diesem Fund!--Motmel ♫♫♪ 00:34, 4. Dez. 2014 (CET)Beantworten
Bei erster Durchsicht könnte es sich um eine Komposition von Christoph Buel handeln, der namentlich über den Noten gedruckt ist. Von ihm gibt es noch andere Kompositionen. Riedt könntehat diese musiziert und seinem Gönner Löhner ebenfalls Komponist gewidmet haben.--Motmel ♫♫♪ 00:45, 4. Dez. 2014 (CET) PS: das dürfte jetzt stimmen.Beantworten

. Ja, ich denke nun auch, dass Christoph Buel der Komponist war und Fortunatus Ridt oder Ried das Stück aufgeführt hat. Die Staatsbibliothek Berlin nennt ebenfalls Christoph Buel als Komponisten. Ich bedaure die Irreführung. Wenn ich mich recht erinnere, wird bei Ricarda Huch der Name Christoph Buel nicht genannt, das hat mich dann verleitet, Fortunatus Ried als Komponisten anzusehen. Ich schaue nochmals bei Ricarda Huch nach und werde dann auch angeben, wo genau in dem umfangreichen Werk von Huch die Aufführung beschrieben ist. Die Aufführung ist jedenfalls derart lebendig beschrieben, dass ich mehr über das Leben von Fortunatus Ried wissen wollte. Der Wiki-Artikel hat mir dabei sehr geholfen, er trägt sorgfältig die wenigen bekannten Spuren zusammen. Eigentlich bin ich erschrocken, dass man so wenig über ihn weiss! (nicht signierter Beitrag von 178.199.14.197 (Diskussion) 15:04, 4. Dez. 2014 (CET))Beantworten

Danke für deine Antwort. Ich wünsche dir viel Freude mit Fortunatos, mich interessierte seine Tochter, weil ich über Musikerinnen forsche. Aber der Vater muss ein wunderbarer Pädagoge gewesen sein. Bin gespannt. Möchtest du hier mitarbeiten? Dann gibt es viele Hilfen beim Einstieg. Soll ich mich kundig machen?--Motmel ♫♫♪ 15:29, 4. Dez. 2014 (CET) Herzlichen Dank für die freundliche Einladung, aber ich habe nicht so oft etwas beizutragen, es ist eher so, dass hier mal eine blinde Sau eine Eichel gefunden hat. Und in solchen eher seltenen Fällen melde ich mich, wie hier, meist über die Diskussionsseite. Ausserdem bin ich weder Historiker noch Musiker - ich bin durch Ricarda Huch zu diesem Thema hingeleitet worden. In ihrem Werk, das ja ein grossartiger Bilderbogen der Epoche ist, dazu in äusserst gepflegtem Deutsch, kommen beispielsweise auch Johannes Kepler und der Hexenprozess seiner Mutter, viele andere Geistesgrössen jener Zeit wie Johannes Gruter(us), sowie Heinrich Schütz und eben auch Fortunatus Riet vor - und da wollte ich eben auch über ihn etwas wissen. Ich bin noch immer ein bisschen erschüttert, wie wenig Spuren es von ihm, aber auch von seiner Tochter Dorothea gibt - das fernere Schicksal scheint völlig unbekannt zu sein. Mit der Erwähnung von Dordrecht besteht auch die Möglichkeit, dass Riet in den damaligen Vereinigten Niederlanden Zuflucht gesucht hat, er war ja offenbar ein Opfer der Rekatholisierung in den habsburgischen Erblanden Ober- und Niederösterreich und musste wohl von dort auswandern und hat sich danach gerne in lutheranischen, möglicherweise auch calvinistischen Gebieten aufgehalten. Da läge es nahe, dass er eben Sicherheit in den Niederlanden gesucht hat. Wie lange er in Dordrecht war, geht aus dem Eintrag im Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek leider nicht hervor. --- Nun aber nochmals zu Ricarda Huch. Ich besitze die zweibändige Taschenbuchausgabe des Insel Verlags aus dem Jahr 1974, als Nachdruck einer Ausgabe von 1962. Das Werk besteht aus drei Teilen "Das Vorspiel 1585-1620", "Der Ausbruch des Feuers 1620-1632" und "Der Zusammenbruch 1633-1650". Die Schilderung des Riet'schen Konzerts findet sich etwa dreissig Seiten ab Anfang des zweiten Teils, "Der Ausbruch des Feuers". Da die Paginierungen der verschiedenen Ausgaben sicherlich sehr unterschiedlich sind, will ich noch anfügen, dass der erste Teil in meiner Ausgabe rund 270 Seiten lang ist. Die Schilderung des Konzerts ist nicht so lang, und das Werk nicht so allgemein verfügbar, deshalb füge ich sie hier an, auch wenn das vielleicht die Diskussionsseite strapaziert - man kann es ja wieder löschen, das stört mich nicht.Beantworten


"Zu den Gästen der Goldenen Gans [in Nürnberg] gehörte um diese Zeit ein österreichischer Musiker namens Fortunatus Ried, der um der Religion willen die Heimat hatte verlassen müssen, mit seiner Frau und sechs Kindern, von denen jedes sein Instrument spielte, eines die Orgel, eines die Bassgeige, eines die Laute, und auch das jüngste, vierjährige hatte ein kleines Saitenspiel, woran es mit Verstand und Geschick ein wenig zupfen konnte. Der Wirt, der Musik und Kinder liebte, pries das liebliche Konzertieren der frommen österreichischen Familie allenthalben so an, dass sie, als sie sich im Gasthaus hören liessen, einen grossen Zulauf hatten. Da nun jedermann sie hören wollte, gab ihnen der Rat die Erlaubnis, in der Lorenzkirche zu singen, wo denn die zarten Stimmen der Kinder, die tiefe, glockenhafte der Mutter und die weiche des Vaters wie ein Vogelchor emporstiegen und das heilige Steingewölbe jubilierend belebten. - Der Wirt hatte die Gewohnheit, wenn ihm jemand für eine empfangene Guttat danken wollte, den Dank mit den Worten abzuwehren: "Danke mir nicht, einem armen Sünder und Kinde des Todes, soli Deo gloria!", was auch die Österreicher oft von ihm vernommen hatten; denn er wollte keinerlei Entgelt von ihnen annehmen. Um sich ihm nun erkenntlich zu zeigen, setzte Fortunatus die Worte des guten Mannes künstlich in Musik, so dass die erste Rede als Rezitativ fast ernst und traurig vorgetragen wurde, worauf der Chor mit dem 'Soli Deo gloria' anhub, und zwar so, dass eine Stimme nach der anderen einfiel, bis alle miteinander laut und fröhlich durcheinanderwirbelten und ein rechtes Triumphgeschrei entstand. Als der Wirt sein Sprüchlein erkannte und so himmlisch ausgeschmückt auf sich niederschallen hörte, auch die Blicke der Anwesenden, denen seine Redensart vertraut war, sich zu ihm hinwendeten, gingen ihm die Augen über, und er pflegte nachher zu erzählen, dass alle gnädigen Worte und Geschenke grosser Herren, die ihm viel zuteil geworden, ihm nicht soviel wert wären wie das 'Soli Deo gloria' der frommen Auswanderer." --- Soweit der Auszug aus Ricarda Huchs Werk. Es wäre natürlich interessant zu wissen, auf was für Materialien sie sich gestützt hat, aber ich weiss nicht, wie weit dies bekannt ist. (nicht signierter Beitrag von 178.199.14.197 (Diskussion) 14:17, 5. Dez. 2014 (CET))Beantworten

man versteht, dass "die Augen übergingen"... Das hat Ricarda Huch tatsächlich wunderbar erzählt. Woher hat sie nur die Einzelheiten ? Vielleicht gibt es einen Nürnberger Kurier von damals. Jedenfalls danke ich dir, werte IP, sehr für deine Mühe, das hier wiederzugeben. Das ist auch keine "Strapaze" (s.o.) der Wikipedis Seite, im Gegenteil!! Schade, dass du nicht immer hier mitarbeiten willst... falls du es dir doch noch überlegst, dann melde dich. Vielleicht hat einer der Kollegen hier was echt Einladendes für dich auf der Hand, ich sagte ja, ich will mich kundig machen. Herzlich --Motmel ♫♫♪ 16:45, 5. Dez. 2014 (CET)Beantworten

Nachstehend noch der Versuch einer Übersetzung des oben angeführten holländischen Belegs (ich bedanke mich bei holländischen Kollegen für die Mithilfe). Im Text wurden verschiedene Abkürzungen und Formeln verwendet, die heute entweder nicht klar sind oder sich schwer übersetzen lassen. Die Übersetzung darf daher nur als Annäherung verstanden werden.


Riet (Fortunatus) war ein Tonkünstler in Dordrecht in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Man findet über ihn den folgenden Eintrag in den Thes. rekening 1633 fol. 85 : "Auf Anweisung (von meinem Gnädigen Herrn) bezahlt an Fortunatus Riet, Meister der Musik, die Summe von fünfzig Pfund Münze als Dank, dass er meinen vorgenannten gnädigen Herrn mit seinen Kindern eine merkwürdige Harmonie hören liess, demzufolge hierbei die Anweisung und die Quittung über 50 [römische Zahl L] Pfund." Wahrscheinlich war er ein reisender Künstler, denn in anderen Registern kommt sein Name nicht vor.


Anmerkungen:

Tonkünstler = Musiker

Thes. Rekening 1633 fol. 85 = (vermutlich) Thesauriersrekeningen 1633, Band 85, Thesaurier = Schatzmeister, Kassierer, „Rechnungen des Finanzamts“

E. Heeren: vermutlich Edelachtig Heeren, etwa „hochgeachteten Herrn“ oder eben „gnädigen Herrn“

Mr.: vermutlich Meester, Meister

Pfund Münze: Gemeint sind wahrscheinlich hollandse pond, eine Rechnungseinheit, die es nicht als Münze gab, aber im Wert einem Gulden entsprach. (Dies war, in gangbaren Münzen: 1 Gulden = 20 Stuivers, 1 Schelling = 6 Stuivers.) 50 Gulden waren eine recht grosse Summe, die mehreren Monatslöhnen eines Handwerkermeisters entsprechen mochten. Aus dem Beleg geht nicht genau hervor, was mit der Summe entgeltet wurde, was Zeitraum und Anzahl Aufführungen betrifft.

tot eene vereeringe: als eine Verehrung, als Geschenk, als Dank.

sonderling: wird übersetzt mit ungewöhnlich, sonderbar, eigenartig, fremdartig, bizarr, merkwürdig, wunderlich, seltsam, absonderlich, aussergewöhnlich. Ich habe „merkwürdig“ gewählt, weil darin noch „merk-würdig“ mitschwingt. Das Verständnis für die aufgeführte Musik fehlte also teilweise, die Musik stiess auf Bewunderung, aber wohl auch auf Ablehnung.

voorsz. tot eene vereeringe: vermutlich „Vorstehender (gnädiger Herr) (gibt) als Verehrung, als Geschenk, als Dank

vsz. = voorsz. = voorszegde ? – obgenannt, vorstehend (nicht signierter Beitrag von 92.106.186.47 (Diskussion) 16:08, 21. Jun. 2015 (CEST))Beantworten

Werte IP, Großen Dank, ich bin grad dabei, es einzuarbeiten. Es wird noch was dauern. Danke auch Deinen Niederländern!!Liebe Grüße

--Momel ♫♫♪ 17:21, 28. Jun. 2015 (CEST)Beantworten


Zu den Quellen könnte noch der Brief aufgenommen werden, der in Linda Maria Koldaus Werk als Nachtrag auf Seite 1186-1187 (wieder)abgedruckt ist. In diesem Brief empfiehlt der Kemptener Pfarrer Zeämann die Familie Ridt seinem Ulmer Kollegen und Superintendenten Konrad Dieterich wärmstens. Offenbar verbrachte die Familie drei bis vier Wochen in Kempten und reiste dann am 29.Juni 1626 ab nach Isny, mit dem Plan, über Lindau und Ravensburg nach Ulm zu gelangen. Zitat aus dem Brief: "Es ist je eine rechte Wundermusik, welche wir nun hier in die 4.Wochen mit grosser Verwunderung und nicht ohne heisse Zähren öffentlich in der Kirche und privatim angehört, dazu man über etliche Meil Wegs allhero gezogen." Der Brief wurde ein erstes Mal (nach Koldau) abgedruckt in: Hermann Dieterich, "D. Konrad Dieterich. Superintendent und Scholarch in Ulm (1614-1639) und sein Briefwechsel", Ulm 1938. (nicht signierter Beitrag von 92.105.122.119 (Diskussion) 16:52, 4. Jan. 2016 (CET))Beantworten