Diskussion:Bahnstrecke Turin–Pinerolo–Torre Pellice

Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von Boonekamp in Abschnitt Text aus Vortext

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Seit einigen Jahren setzt sich die Bürgerinitiative "trenovivo" und die Umweltorganisation "legambiente" für die Wiederaufnahme des Zugverkehrs ein, unterstützt von Schüler- und Pendler-Vertretungen. Sie argumentieren gegen den Abbau der Bahnanlagen und gegen eine projektierte sehr lange Fahrrad-Piste auf dem jetzigen Bahndamm: Fahrradwege sollten an jeder größeren Straße vorhanden sein: Viele Menschen würden dann ihr Fahrrad bis zum Bahnhof nutzen, dort abstellen oder mit in den Zug nehmen. Seit 2012 gibt es Schienenersatzverkehr mit Überlandbussen. Die in Italien üblichen Fern-Busse mit ihren Stufen, Gepäckklappen unter dem erhöhten Fahrgastraum, engen Gängen sind nicht barrierefrei oder behindertengerecht, geschweige denn die existierenden Haltestellen. Es gibt keinen Verbund der verschiedenen Busgesellschaften, keine Infrastruktur zum Fahrkartenverkauf an Schaltern oder Automaten (Bar oder Zeitungskiosk oder Tankstelle!) und kaum Wartehäuschen. Die vorhandenen Bahnanlagen, Gleise, Oberleitungen usw. sollen abgerissen werden, die Bahnhöfe fremdvermietet, so Teile der Politik und regionalen Parteienlandschaft. Die italienischen Bahnen haben dagegen seit einigen Jahren ein gutes Ticketsystem mit Fahrkarten-Automaten.

Seit 2006 gab es leider schon keine direkten Züge mehr von Turin (oder Chivasso) bis Torre Pellice. In Pinerolo wurde immer ein Umsteigen nötig, davor hatten die Züge rangiert und gewendet. Das Umsteigen in Pinerolo erforderte einen längeren, schlecht ausgeschilderten, nicht barrierefreien, sogar sandigen (schlecht auch für Touristen mit Rollkoffer) Fußweg. Auch dadurch sank die Auslastung. 2012 kam leider die provisorische Aufhebung des Zugverkehrs zwischen Pinerolo und Torre Pellice, aber eine Stilllegung dieser Strecke war rechtlich bisher nicht möglich.

Es bleibt abzuwarten, wie der Meinungskampf ausgeht, der zur Zeit lokal um die Bahnlinie Pinerolo Torre Pellice läuft. So entscheidet sich, was aus der Strecke wird, die sogar in die Literatur einging. Der berühmte Dichter Edmondo De Amicis beschreibt seine Bahnfahrt nach Torre Pellice, in das von ihm so benannte "kleine italienische Genf", in seinem Epos "An den Pforten Italiens". Er schildert u.a. auch die Zugfahrt internationaler Gäste zur Waldenser Synode, die bis heute in Torre Pellice jährlich tagt. Ob künftig der Zug wieder durchgehend von Turin bis Torre Pellice fährt, oder ob ein Umstieg nötig sein wird, ob von Zug auf Zug, oder auf (Leih?)Fahrräder oder dann auf einen Wasserstoffbus mit neuem, anderen Tarifsystem, ist noch nicht entschieden. Im Gegensatz zur Lombardei, die an die nahe Schweiz angebunden ist, wird der ÖPNV in Piemont eher stiefmütterlich behandelt, was u.a. an der Hauptstadt der Autolobby und der Fiat-Werke, Turin, liegen könnte. Viele, auch von den populistischen Parteien, halten nichts davon, an den Klimawandel und die Verkehrswende zu denken.

[Ludwig Schneider-Trotier, Pfarrer, Offenbach a. M.] (nicht signierter Beitrag von Boonekamp (Diskussion | Beiträge) 15:41, 1. Aug. 2021 (CEST))Beantworten