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Alfred Stellmacher (*1837 in Steinheid/Thüringen; +1906 in Turn), gründete um 1876 in Turn bei Teplitz in Nordböhmen, damals zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörend, die Porzellanfabrik „Alfred Stellmacher, k.k. priv. Porzellanfabrik Teplitz-Turn (Böhmen)“. Diese erhielt bald internationale Anerkennung aufgrund hochwertiger und künstlerisch wertvoller Erzeugnisse mit hohem Exportanteil und nicht zuletzt wegen der Teilnahme an nationalen und internationalen Ausstellungen. Niederlassungen unterstützten das gutgehende Geschäft. Besondere Aufmerksamkeit erhielt Alfred Stellmachers neues Produkt, das sogenannte Elfenbeinporzellan mit wunderbar durchscheinenden, leicht gelblichen Scherben. Anfang der 1890er Jahre geriet das Unternehmen in finanzielle Nöte, nahm aber weiterhin an Ausstellungen teil, die hohe Auszeichnungen einbrachten.

Das mittlerweile etwas verkleinerte Unternehmen wurde 1896 an den Wiener Kaufmann Ernst Wahliss verkauft und erhielt nun den Namen „Kunst-Porzellan- u. Fayence-Fabrik Ernst Wahliss Turn -Teplitz (Böhmen)“. Aber Alfred Stellmacher war mit seiner Schaffenskraft noch nicht am

Ende, erst im Jahr 1901 zog er sich ganz ins Privatleben zurück. Heute wird Alfred Stellmacher vom Museum in Teplitz als „Nestor“ der nordböhmischen Keramikindustrie bezeichnet. Vom

Denkmal, das ihm 1927 in Turn-Teplitz gesetzt wurde, steht heute (2020) nur noch der Sockel im Park Smetanovo nam.

Alfred Stellmachers Sohn Eduard Stellmacher (1868-1945) und die Schwiegersöhne von Alfred Stellmacher, Karl Riessner (1868-1910), Hans Riessner (1863-1920) und Rudolf Kessel (1870-1922) gründeten 1892 eine eigene Firma names RStK, bald versehen mit dem Zusatz AMPHORA. Eduard und Hans waren zuvor bereits im väterlichen Betrieb tätig gewesen und konnten bei der Gründung Teile der alten Firma übernehmen sowie auf die Unterstützung und Kenntnisse von Alfred Stellmacher zurückgreifen. Als ein wesentlicher künstlerischer Gestalter war ein weiterer Schwiegersohn von Alfred Stellmacher, Paul Dachsel (1868-1945), tätig.

Die „k. k. priv. keramische Werke `AMPHORA` Riessner, Stellmacher u. Kessel Turn Böhmen“, wie der Betrieb von 1892 bis 1904 hieß, kurz AMPHORA-Werke, stellten anfänglich noch weitgehend historisierende, bald aber dem Jugendstil nahe kunstkeramische Erzeugnisse in Steingut und Porzellan, wie Vasen in hunderten Varianten, Ziergefäße sowie Figuren aller Art, her. Die Herstellung von Gebrauchsgeschirr bildete die Ausnahme.

Die AMPHORA-Werke nahmen an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, wie Kunstgewerbe- und Weltaustellungen, teil. Hier erhielten die AMPHORA-Werke hohe Auszeichnungen. Bald nach der Gründung waren bis zu 300 Mitarbeiter tätig. In mehren Städten, wie Wien, Leipzig und Paris, wurden Niederlassungen betrieben. Vertretungen in New York und London

erhöhten den Bekanntheitsgrad. Der Export, vor allem in die USA, bildete das Rückgrat des Geschäftserfolges.

Außer den drei eigenen Ideengebern der Firma, Eduard Stellmacher und Paul Dachsel (beide ausgebildet an der Kunstgewerbeschule Dresden) sowie dem akademischen Maler Hans Riessner (Studium an der Kunstgewerbeschule MAK Wien), konnten viele international bekannte Künstler als Gestalter gewonnen werden. Dazu zählten u.a. Prof. Artur Strasser (1854-1927), Ernst Hegenbarth (1867-1944), J. Piffrader (1888-1950) und Nikolaus Kannhäuser.

Paul Dachsel gründete 1904 eine eigene Firma „Kunstkeramik Paul Dachsel“ in Turn.

Ebenfalls 1904 zog sich Eduard Stellmacher aus dem Unternehmen zurück und gründete 1905 gleichfalls in Turn eine Porzellanmanufaktur „Eduard Stellmacher & Co., Porzellanfabrik und kunstkeramische Industriewerke Turn-Teplitz“. Beide Firmen mussten bereits 1910 Konkurs anmelden und bald danach schließen.

Ab 1905 nannte sich die Firma „Riessner & Kessel, k. k. priv. oesterr. Porzellanmanufaktur

AMPHORA Turn-Teplitz Böhmen“.

1909 schied Rudolf Kessel aus der Firma aus und Karl Riessner starb 1910 mit 42 Jahren.

Die „AMPHORA-Werke“ wurden nun von Hans Riessner unter dem Namen „Kunstkeramische

Betriebe `AMPHORA-Werke Riessner` Turn-Teplitz (Böhmen)“ bis zu seinem Tod 1920 allein

geleitet. Dann übernahm zunächst der Schwiegersohn von Hans Riessner, der Pfarrer Gottfried Wehrenfennig (1873-1950), die Leitung. Ab 1927 wiederum führte Roland Riessner (1904-1981), Sohn von Hans Riessner, zunächst allein und ab 1932 gemeinsam mit seinem Bruder Dr. Rüdiger Riessner (1905-1944) die AMPHORA-Werke.

1945, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde die Firma verstaatlicht und im August 1946 die Produktion ganz eingestellt.

Die AMPHORA-Werke zählen zu den bekanntesten Keramikfirmen der Jugendstilzeit (ca. 1890-1910); Kunstkeramiken von AMPHORA werden weltweit von Liebhabern gesammelt und in zahlreichen Museen ausgestellt. Besonders in den USA erfreuen sich die Spitzenerzeugnissse großer Beliebtheit und erzielen hohe Preise bei Versteigerungen.

Ich habe die Geschichte der Amphora-Werke sehr genau studiert und darüber ein Buch (AMPHORA, die Porzellan- und Keramik Manufaktur in Nordböhmen - ISBN 978-3-86386-379-1)herausgegeben. Mein Urgroßvater ist der Gründer Alfred Stellmacher. -- Amphora-Werke 08:25, 26. Jul. 2020