Diskussion:Adasiyyah

Letzter Kommentar: vor 2 Tagen von Babfar in Abschnitt Die Erfolge

Das Vorgehen

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Adasiyyah war eine Initiative, die schlank und mit niedriger anfangs Investitionen begonnen wurde. Man fing mit Grundnahrungsmittel an und baute gleichzeitig Beziehungen zu Nachbargemeinschaften auf. Im weiteren Verlauf bauten die Bauern ihr Portfolio aus, indem sie von resilieten Grundnahrungsmitteln zu höherwertigen Produkten wie Obst und Gemüse übergingen, die mehr Bewässerung benötigten. Parallel dazu wurden die Infrastruktur, insbesondere die Bewässerungssysteme, ausgebaut und mit überregionalem Vertrieb begonnen. Gleichzeitig förderten sie die Gemeinschaftsentwicklung durch eine Kultur der Beratung, Gewinnbeteiligung und systematische Bildungsmaßnahmen, um das Leben der Gemeindemitglieder nachhaltig zu verbessern.


Am Anfang arbeiteten die Bauern händisch mit einfachen Werkzeugen. Sie konzentrierten sich auf Grundnahrungsmittel wie Weizen und Gerste. Allmählich steigert sie ihre Produktivität und konnten dann auch Flüge und Zugtiere einführen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellten sie dann ihrem der Bevölkerung in Ihrem Umfeld zur Verfügung, um eine Hungersnot abzuwenden. Dadurch und durch das Schließen von Freundschaft mit den Beduinen in der Umgebung, gelang es, die Raubzüge gegen sie zu beenden.

Ausgehend von diesen Grundnahrungsmitteln erweiterte man die Produktion um resilienter, höherwertige Pflanzen wie Auberginen, später Gersten, Kichererbsen etc., die auf den lokalen Märkten in der Umgebung verkauft wurden. Dazu kam später Obst, da dies höhere Preise erzielte, und sie bauten Zitronen, Tafeltrauben, Orangen, Grapefruit und so weiter an. Ergänzend dazu führten sie die passende Fruchtfolge für die Gegend ein

Um die Produktion weiter auszubauen, stellten Sie die in der Gegend übliche Reihen auf Beckenbewässerung um. Dies verhinderte die Verdunstung des Wassers vor dem Versickern. Später bauten sie einen Damm über einen Teil des Flusses Jarmo und richteten Bewässerungskanäle ein. Malaria bekämpften sie mit Eukalyptus, der moderndes Wasser absorbiert und damit den Malariamoskitos die Lebensgrundlage entzieht.

So wurden die Bauern autark bezüglich des Nahrungsmittelbedarfs und konnten ihre Erzeugnisse in den weiter umliegenden Städten verkaufen, ihren Materialbedarf abdecken und damit einen Beitrag zur regionalen Wirtschaftsentwicklung leisten.

Die Einführung dieser in der Gegend neuen landwirtschaftlichen und ökologischen Techniken verstärkte Abdu’lBahá durch einige soziale Innovationen.

Sicherlich ist das Herausragendste dabei die Einführung eines Entlohnungssystems, das den Bauern ermöglichte, materiell unabhängig zu werden und ihre moralische Entwicklung förderte: Abdu’l-Bahá gehörte das Land, die Bauern aber planten und führten selbstständig die Arbeiten durch und stellten die Ressourcen (Saatgut, Wasser, Arbeitskräfte). Dabei mussten sie anfangs ein Drittel ihrer Erträge an Abdu’l-Bahá abführen, der später seinen Anteil auf 20 % reduzierte. Dies war radikal anders als das, was im osmanischen Reich üblich war und den dortigen unmenschlichen Arbeitsbedingungen für Bauern.

Darüber hinaus führte er eine Kultur der Beratung und gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung ein, um die Gruppe von sich unabhängig zu machen. Nach einiger Zeit legte er den Menschen nahe, ihre Probleme, ohne ihn in Beratung zu lösen, was. So konnte 1924 in einer gleichen, demokratischen Wahl der erste Geistige Rat als Organ der Selbstverwaltung gewählt und eingerichtet werden. Dieser setzte einen Landwirtschaftsausschuss ein, der ökologische Fragen von allgemeiner Bedeutung beriet und entschied.

Die demokratische Wahl des geistigen Rates ist durchaus einer deutschen wilden Wahl vergleichbar, bei der es keine Kandidatur gibt, sondern die wählenden den Namen derjenigen Person, die sie für geeignet halten, auf einen Zettel schreiben und die Wahlener werfen. Dies wirkte Gruppenbildungen entgegen und ermöglichte offene, von Ideologie losgelöste Problemlösung.

Abdu’l-Bahá warnte die Bauern, dass wenn sie ihre Mitarbeitenden nicht am Gewinn beteiligten, dies zu Frustrationen führe und die Menschen sich ihren Anteil am Gewinn mit Gewalt holten. Dies ist durch jüngste Entwicklungen in manchen Volkswirtschaften zu beobachten: Wenn größere Bevölkerungsschichten ökonomisch zurückfallen, führt dies zur Radikalisierung in der Gesellschaft(Quelle).

Die Gemeinschaft legte großen Wert auf Erziehung und Ausbildung und führte in diesem Sinne systematische, schulische Lehrpläne ein. Das Curriculum umfasste Arabisch, Geographie, Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaften. Auch wenn die Bauern persischsäimmig waren, förderten sie den Arabischunterricht der Kinder, um sie besser in die Umgebung zu integrieren. Die religiöse Unterweisung in den Bahá’í-Schriften war auch Teil der Schulbildung , wobei man auf die Entwicklung geistiger Fähigkeiten fokussiert war inkl. des praktischen Umsetzens moralischer Werte im Alltagsleben. Es wurde darauf geachtet, dass die Kinder nicht in Bigotterie abglitten (Quelle). Koedukation gab es nicht. Die schulische Erziehung fand zunächst zu Hause durch die Familie statt, später wurde eine kostenlose Schule mit Lehrern aus der Gemeinschaft und auswärtigen Lehrern eingerichtet. Sie ging von Klasse 1-9 und umfasste für die Interessierten auch weiterführende Klassen.

Zur Förderung des Wohlstandes ermutigte Abdu’l-Bahá, die Bauern, den Aufbau aufrichtiger, geschäftlicher Beziehungen und ganz besonders rechtschaffenes Handeln. Er betonte die Bedeutung moralischer Werte im Alltag und Beruf für die Wohlstandsförderung und nahm dabei die Erkenntnis aus heutiger Zeit vorweg, dass die größten Umweltprobleme, Egoismus und Apathie sind und nicht das Klima (Quelle). Im Rahmen der Erwachsenenbildung ermutigte man die Erwachsenen, auch neue Anbaumethoden zu erlernen, um die Landwirtschaft und den Fortschritt in der Agrarwirtschaft anzutreiben.

Durch die Arabisch israelischen Kriege und eine Bodenreform in Jordanien, die den Prinzipien Atias widersprach, konnten die Erfolge nicht mehr fortgesetzt werden. Viele der Bauern verließen das Land, kehrten nach Persien zurück und waren dort, als Landwirte sehr erfolgreich durch das Know-how und die Erfahrung, die sie gesammelt hatten. Landwirtschaft gibt es heute in Adassiyyah und die Regierung in Jordanien unterstützt die Verbesserung und Instandhaltung der Anlagen, auch diejenigen, die die Bahai angelegt haben. Allerdings stellt dies eine gewisse Herausforderung dar, wegen der schwierigen Beziehung mit den Nachbarn und der fehlenden Stabilität in der Region.

Die Erfolge

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Bedingt durch diese Resultate sehen manche die Adasiyya-Initiative als ein „extrem erfolgreiches Experiment“[1] an. --Babfar (Diskussion) 08:53, 3. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

Nach dem Ersten Weltkrieg verhinderte die Gemeinschaft eine Hungersnot, indem sie Getreide von anderen Bauern kaufte und es unter den Einheimischen verteilte. Später wurde die Produktion um Auberginen, Kichererbsen, Linsen und verschiedene Gemüsesorten erweitert. Da Obst ergiebiger war und höhere Preise erzielte, ermutigte Abdu’l-Bahá den Anbau von Tafeltrauben, Orangen, Mandarinen, Grapefruits, Bananen und Limetten. Diese Maßnahmen machten Adasiyyah zu einem Vorbild für die landwirtschaftliche Entwicklung【Quelle】.

In der Blütezeit lebten rund 1000 Menschen in Alessia (Quelle). Ökonomisch war sicherlich der größte Erfolg die Beschaffung von Nahrungsmitteln im Umfang von (in damaligen lokalen Einheiten) 200 Kamelladungen, die eine Hungersnot abwandten (Quelle). Stellt man diese Ausbringungsmenge und die Wertsteigerung des Landes durch die Fruchtbarmachung, den anfangs Investitionen gegenüber zu ergeben sich Amortisationsraten, die von erfolgreichen Startups oder auch Fonds bekannt sind (Quelle).

Der ökologische Erfolg lag darin, dass diese massive Produktivitätssteigerung ohne Einsatz von industriellen Methoden (Monokultur, breiter Einsatz von Pestiziden, und so weiter) möglich war (Quelle). Auf der sozialen Seite war der größte Erfolg sicherlich der Aufbau einer nachhaltig funktionierenden Gemeinschaft, die sich um ihre Angelegenheiten in Selbstverwaltung kümmerte. Dies schließt auch die systematische Schulbildung, der jüngeren und die Kompetenzentwicklung der älteren und Erwachsenen mit ein.

Der dort verfolgte Ansatz war systemisch und vereinte, Ökonomie, Ökologie und Spiritualität: Im Einklang mit den Regeln der Natur, die materiellen Bedürfnisse der Menschen im Blick, ohne dabei die Entwicklung ihrer geistigen Fähigkeiten (von der Reinigung der Motivation in stillem täglichen Gebet bis hin zu kollektiver Beratung und Entscheidung) aus den Augen zu lassen(Quelle).

Wenn es gelingt, auf diese Weise Religion mit Wissenschaft und praktischem Handeln zu verbinden, wirkt sie sich positiv auf die Innovationskraft der Gesellschaft und Wohlstand aus. Wird sich hingegen zu blindem erfüllen von Riten vergangener Generationen, wirkte sich innovationshemmend aus. Diesen Sachverhalt hatte Abdu'l-Bahá bereits 1910 veröffentlicht, (Quelle) so dass aus heutiger Sicht die Initiative in Adasiyyah , ein erfolgreiches Proof of Concept für diese These angesehen werden kann. Später griff der iranische Religionshistoriker Abul-Fadl diese Frage in einer umfassenden histoirisch-exegetischen Untersuchung auf zeigte dieses Muster für die drei großen Religionen im Orient (Judentum, Christentum, Islam) auf. Damit lieferte er den exegetischen Hintergrund zu den Arbeiten von Max Weber, der als Zeitgenosse von -adasiyyah auch einen Zusammenhang zwischen Religion und Wohlstand festgestellt hatte und von einer protestantischen Ethik sprach, die Wohlstand fördert und auf die der Kapitalismus aufbaut (Quelle). --Babfar (Diskussion) 15:17, 24. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

  1. Seeding Sustainability, 01.10.2024. In: The Official Site of the Bahá'í Community of Ottawa, Ontario, Canada. Abgerufen am 2. Mai 2024.