Dinarolacerta

Gattung der Familie Echte Eidechsen (Lacertidae)

Dinarolacerta ist eine Gattung der Echten Eidechsen, die mit zwei Arten im südlichen Kroatien (nördlich bis nach Split), im südlichen Bosnien und Herzegowina, in Montenegro und im äußersten Norden Albaniens vorkommt.

Dinarolacerta

Mosoreidechse (Dinarolacerta mosorensis)

Systematik
ohne Rang: Sauropsida
Überordnung: Schuppenechsen (Lepidosauria)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Familie: Echte Eidechsen (Lacertidae)
Unterfamilie: Lacertinae
Gattung: Dinarolacerta
Wissenschaftlicher Name
Dinarolacerta
Arnold, Arribas & Carranza, 2007

Merkmale Bearbeiten

 
Lithographie Lacerta mosorensis, Annalen d. k.k. Naturhistorischen Museums Wien, Band 7, 1892

Dinarolacerta-Arten sind kleine Eidechsen, die eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 7 cm erreichen, und deutlich abgeflachte Köpfe und Körper besitzen. Der Geschlechtsdimorphismus hinsichtlich der Größe ist bei dieser Eidechsengattung nur gering. Auf der Prämaxillare sitzen neun Zähne, Flügelbeinzähne fehlen.

Sie sind im Allgemeinen bräunlich gefärbt mit Flanken die dunkler sind als der Rücken, und oft dunkleren Flecken und Punkten, auf dem Rücken, als Band entlang der Mittellinie des Rückens oder an den Körperseiten.

Die Bauchseite ist gelblich bis orange, mit einer blauen Fleckenreihe auf der äußersten Bauchschuppenreihe. Die Kehle hat die gleiche Farbe wie der Bauch und trägt dazu oft dunkle Flecke. Die bei vielen Eidechsen vorhandenen blauen Flecken auf der Schulterregion fehlen. Jungtiere besitzen die gleiche Körperfarbe wie die Ausgewachsenen, haben aber oft leuchtend grün oder blau gefärbte Schwänze.

Lebensweise Bearbeiten

Die beiden Dinarolacerta-Arten leben in den Bergen in felsigen Regionen mit häufigen Niederschlägen und sind mehr in schattigen Biotopen anzutreffen als die Dalmatinische Spitzkopfeidechse (Dalmatolacerta oxycephala).

Während der Paarung verbeißt sich das Männchen in die Flanke des Weibchens. Ein Gelege umfasst meist vier, seltener bis zu acht Eier. Die Embryos in frisch gelegten Eiern sind schon weit entwickelt und schlüpfen schon nach 17 bis 20 Tagen, während sie bei den meisten kleineren Eidechsenarten 40 oder mehr Tage dazu brauchen.

Taxonomie Bearbeiten

Die Gattung wurde 1921 erstmals von R. Mertens zusammen mit anderen europäischen Gebirgseidechsen aus der Gattung Lacerta in eine neue Gattung namens Archaeolacerta überführt. Die Merkmale der sogenannten „Arcaolacerten“ – insbesondere der abgeflachte Körper und Kopf – wurden als ökomorphologische Anpassungen an Gebirgs- und Felslebensräume interpretiert. Die Gattung wurde aber aufgrund von molekulargenetischen Merkmalen ausgegliedert.

2009 berichteten Pavlicev und Mayer, dass die Gattung Dinarolacerta aufgrund der untersuchten Gene mit den Kieleidechsen (Algyroides) nächstverwandt ist. Eine weitere Untermauerung dieses Befundes wurde von Podnar u. a. (2014) erbracht. Dabei stellten sich überraschenderweise die Kieleidechsen als paraphyletisch heraus, da die Gattung Dinarolacerta im Phylogenetischen Baum innerhalb der Kieleidechsen abzweigt.[1] Die Verwandtschaftsverhältnisse sind jedoch noch nicht abschließend abgeklärt.

Würde sich die paraphyletische Gruppierung der Kieleidechsen mit der Gattung Dinarolacerta weiterhin bestätigen, so müssten Dinarolacerta-Arten in Algyroides neu eingeordnet werden. Dabei zeigt sich in den Kieleidechsen eine westliche (Algyroides fitzingeri + A. marchii) und eine östliche (A. moreoticus + A. nigropunctatus) genetische Gruppe, die mit den Verbreitungsarealen der vier Arten zusammenfällt. Demnach sind die Arten der Gattung Dinarolacerta auch näher mit der östlichen Gruppe der Kieleidechsen verwandt als die westlichen Kieleidechsen mit den östlichen Kieleidechsen.[2]

Allgemein wurden die reliktischen Populationen im Areal von Dinarolacerta als genetisch heterogen festgestellt. Die einzelnen Populationen in dem stark zergliederten Areal sind durch acht sehr deutlich ausgeprägte Haplotypen vertreten, die untereinander keine distinktiven Kladen bilden.[3] Diese Populationen zeigen eine ähnliche oder stärkere Varietät der untersuchten Gene als dies bei anderen in ihren Merkmalen stark variierenden mediterranen Eidechsen der Fall ist, so z. B. bei der über zahlreiche Inseln in zwanzig Unterarten verbreiteten Adriatischen Mauereidechse (Podarcis melisellensis). Demnach könnte sich laut Arnold u. a. für die Artenzahl innerhalb der Gattung Dinarolacerta noch eine Veränderung ergeben.[4]

Arten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • E. Nicholas Arnold, Oscar Arribas, Salvador Carranza: Systematics of the Palaearctic and Oriental lizard tribe Lacertini (Squamata: Lacertidae: Lacertinae), with descriptions of eight new genera (= Zootaxa. 1430). Magnolia Press, Auckland 2007, ISBN 978-1-86977-097-6. (Digitalisat, PDF; 2,76 MB).
  • Katarina Ljubisavljević, Oscar J. Arribas, Georg Dzukic, Salvador Carranza: Genetic and morphological differentiation of Mosor rock lizards, Dinarolacerta mosorensis (Kolombatovic, 1886), with the description of a new species from the Prokletije Mountain Massif (Montenegro) (Squamata: Lacertidae). (Abstract PDF)
  • H. A. J. Bosch: Waarnemingen aan de Mosor-berghagedis (Lacerta mosorensis). Observations on Lacerta Mosorensis. In: Lacerta. No. 47-4, 1989, S. 108–111. (PDF)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dinarolacerta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. R. A. Pyron, F. T. Burbrink, J. J. Wiens: A phylogeny and revised classification of Squamata, including 4161 species of lizards and snakes. In: BMC Evol. Biol. 13, 2013, S. 93. doi:10.1186/1471-2148-13-93 Hier S. 17.
  2. M. Pavlicev, W. Mayer: Fast radiation of the subfamily Lacertinae (Reptilia: Lacertidae): history or methodical artefact? In: Mol Phylogenet Evol. 52(3), Sep 2009, S. 727–734.
  3. Martina Podnar, Branka Bruvo Madaric, Werner Mayer: Non-concordant phlogeographical Patterns of three widely codistributed endemic Western Balkans lacertid lizards (peptilia, Lacertidae) shaped by specific Habitat requirements and different Responses to Pleistocene climatic oscillations. In: Journal of Zoological and Systematic Evolution Research. 52(2), 2014, S. 119–129.
  4. E. Nicholas Arnold, Oscar Arribas, Salvador Carranza: Systematics of the Palaearctic and Oriental lizard tribe Lacertini (Squamata: Lacertidae: Lacertinae), with descriptions of eight new genera (= Zootaxa. 1430). Magnolia Press, Auckland 2007, ISBN 978-1-86977-097-6, S. 43.
  5. Prokletije-Spitzkopfeidechse
  6. Prokletije Rock Lizard