Die weiße Sklavin, 1. Teil: Zwei Eide

Die weiße Sklavin. 1. Zwei Eide ist der Titel des ersten Teils eines zweiteiligen stummen Kriminaldramas, das Arthur Teuber 1921 für die UnGo-Film Unger & Gottschalk in Berlin nach einem Drehbuch von Johannes Brandt realisierte.[1]

Film
Titel Die weiße Sklavin. 1. Zwei Eide
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Titel auf Deutsch
Erscheinungsjahr 1921
Länge 6 Akte, 2000 Meter, bei 22 BpS ca. 80 Minuten
Stab
Regie Arthur Teuber
Drehbuch Johannes Brandt
Produktion Ungo-Film Unger & Gottschalk (Berlin)
Musik Hermann Worch (Großkino Schauburg 1921)
Kamera Willy Großstück
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Der Film möchte anhand von zwei Fallbeispielen vor den Gefahren des organisierten Mädchenhandels warnen.

Hintergrund Bearbeiten

Der Film war eine Produktion der Ungo-Film Unger & Gottschalk Berlin, die auch den Erstverleih übernahm. Die Filmbauten errichtete Ernst Sachs. Die Photographie besorgte Willy Großstück. Der Film lag der Reichsfilmzensur am 11.08.1921 vor und wurde unter der Nummer B.03973 nur unter Jugendverbot freigegeben.

Die Uraufführung fand am 21.10.1921 in Berlin in dem Großkino Schauburg[2] statt. Hier leitete Hermann Worch (1882-1964) als Hauskapellmeister das Kino-Orchester.[3]

Eine Hauptrolle hatte darin die als Elli Giese in Berlin geborene Schauspielerin Evi Eva.[4]

Der Film griff, einschließlich seines Titels, die 1910 durch den dänischen Film „Die weiße Sklavin“ von August Blom auf die Kinoleinwand[5] gebrachte heikle Thematik des Mädchenhandels erneut auf, da sie noch immer aktuell schien[6] und Zuschauer in die Kinos lockte. Das sollte sie noch bis in die Tonfilmzeit hinein tun.[7]

Rezeption Bearbeiten

Der Prager Schriftsteller Franz Kafka „war ein begeisterter Kinogänger. Er sah auch den Film "Die weiße Sklavin" im Kino - den ersten längeren Spielfilm der Kinohistorie.“ Der Film "Die weiße Sklavin" taucht immer wieder in Briefen und Notizen Kafkas auf. Kafka zeigte sich fasziniert von dem damals neuen Medium.[8]

Noch 1957 ließ ein Titel wie “Liane, die weiße Sklavin” in Westdeutschland die Leute in die Lichtspielhäuser strömen. In der deutsch-italienischen Coproduktion wurde die Darstellerin Marion Michael „als nackte Urwaldschönheit für einen weiteren dümmlichen Abenteuerfilm ausgebeutet“.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek Berlin 1970.
  • Manfred Behn: Schwarzer Traum und weiße Sklavin. Ein CineGraph Buch. Verlag Ed. Text + Kritik, 1994. ISBN 978-3-88377-483-1, 167 Seiten, hier S. 55, 150, 165.
  • M. Moustapha Diallo, Dirk Göttsche: Interkulturelle Texturen. Aisthesis-Verlag, 2003. ISBN 978-3-89528-384-0, 363 Seiten, hier S. 172.
  • Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. München, Kindler, 1956, 469 Seiten, hier S. 384.
  • Adrian Gerber: Zwischen Propaganda und Unterhaltung. Das Kino in der Schweiz zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Schüren Verlag, 18.04.2018, 624 Seiten, hier S. 109 Anm. 292.
  • Tobias Nagel: Die unheimliche Maschine: Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino. Edition Text + Kritik, 2009. ISBN 978-3-88377-910-2, 827 Seiten, hier S. 436, 787, 815.
  • Johanna Niedbalski: Die ganze Welt des Vergnügens: Berliner Vergnügungsparks der 1880er bis 1930er Jahre. Verlag: be.bra wissenschaft verlag, 2018. ISBN 978-3-947686-06-3, 480 Seiten, hier S. 193.
  • Uwe Puschner, Walter Schmitz, Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur "Völkischen Bewegung" 1871-1918. Neuauflage. Verlag Walter de Gruyter, 1996. ISBN 978-3-11-096424-0, 1005 Seiten, hier S. 820 Anm. 74.
  • Esther Sabelus: “Die” weiße Sklavin: mediale Inszenierungen von Sexualität und Großstadt um 1900. Panama Verlag, 2009. ISBN 978-3-938714-05-8, 223 Seiten, hier S. 32, 90, 213.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. laut Thomas Staedteli bei cyranos.ch war jedoch Helmut Goeze, der in dem Film auch als Schauspieler in der Rolle des Holger in Erscheinung trat, der Verfasser : „Der Drehbuchautor Helmut Göze [sic] war anfangs der 20er Jahre an wenigen Filmen beteiligt. Er schrieb sein erstes Drehbuch für den Film "Die weisse Sklavin, 1. Teil: Zwei Eide" (21)“.
  2. Kino mit Parkett und eingebautem Rang in Berlin, Stresemannstr. (ehem. Königgrätzer Str.) 121 / Potsdamer Platz, gehörte zum Emelka-Konzern München, bestand von 1919 bis ca. 1930, vgl. allekinos.com
  3. vgl. Birett S. 152 und filmportal.de
  4. Ross-Postkarte Nummer 3518/2, 1928-1929 mit Photo der Künstlerin aus dem Atelier Balázs, Berlin, abgeb. bei flickr.com
  5. vgl. dazu Die weiße Sklavin (Filmreihe) und das Kapitel “Mädchenhandel – Kampagnen und Wirklichkeit” bei ludersocke, wo es heißt: „Das Thema Mädchenhandel eignete sich aufgrund seiner Skandalisierung bestens als Kinostoff und entwickelte sich zu einem regelrechten Subgenre. Die Geschichte des unbescholtenen Landmädchens, welches in der Großstadt auf einen unmenschlichen Zuhälter hereinfällt und von diesem in die Prostitution gezwungen wird, wurde erstmals 1907 mit dem dänischen Film „Den hvide Slavinde“ des Regisseurs Viggo Larsen einem größeren Publikum unterbreitet. [...] In deutschen Studios wurde nach dem Ende des 1. Weltkrieges eine Reihe ähnlicher Filme produziert, von denen die bekanntesten „Die weiße Sklavin“ und „Das Schweigen der Großstadt“ gewesen sein dürften.“
  6. ein intermediales Beispiel aus dem Bereiche des Rundfunks mag das verdeutlichen: in ihrer Radio-Parodie “Hallo hier Radio Wien” geben die beiden Sprecher Franz Engel und Fritz Wiesenthal die „Verlautbarung“ durch, dass die 92-jährige Rosa Kvapil abgängig sei; man fürchte, dass sie „Mädchenhändlern in die Arme gefallen“ ist. Anzuhören auf Columbia DV 1185 (mx. CHA 742 und 743) vom Mai 1936 auf youtube
  7. z. B. mit Jaap Speyers Tonfilm "Tänzerinnen für Südamerika gesucht" von 1930 mit Dita Parlo und Lizzi Natzler, der 1931 in Österreich unter dem Titel „Gier nach Blond“ gezeigt wurde, vgl. spiegel.de, Jllustrierter Film-Kurier Wien Nr. 174 sowie filmportal.de; weitere Abb. bei ludersocke
  8. gemeint ist hier allerdings der dänische Film von 1910, vgl. Artikel über das 28. Bonner Stummfilmfestival bei dw.com, dort auch ein Standphoto daraus.
  9. so das “Lexikon des internationalen Films”, bei Zweitausendeins, abgerufen am 2. März 2017. Der Film war die Fortsetzung von “Liane, das Mädchen aus dem Urwald” aus dem Jahr 1956, gedreht nach dem gleichnamigen Roman von Anne Day-Helveg.