Dialogismos (altgriechisch διαλογισμός, wörtlich „Durchgang durch die Rechnungen“) hieß in Ägypten der Gerichtstag (conventus), den der Praefectus Aegypti jährlich zwischen Januar und April[1] in verschiedenen Städten des Landes abhielt. Dabei sprach er zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel Finanzangelegenheiten, Streitigkeiten zu Liturgien oder auch allgemeinen öffentlichen Arbeiten Recht.

Die Konventsorte waren (soweit bekannt)[2]: Pelusium (östliches Nildelta), Naukratis (westliches Delta), Xois, Iuliopolis, Memphis (Mittelägypten), aber auch Ptolemais Euergetis, Antinoupolis und Herakleopolis. Auch Koptos und Hermonthis (beide Oberägypten) könnten zu den Konventsorten gezählt haben.

Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. lautet der Terminus auch altgriechisch διαλογισμὸς καὶ δικαιοδοσίαdialogismos kai dikaiodosia (conventus und Rechtsprechung)[3].

Die Vorladung zu einem Dialogismos wurde altgriechisch παραγγελίαparangelia genannt und war im Normalfall an den Gau-Strategen gerichtet[4].

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Rudolf Haensch: Zur Konventsordnung in Aegyptus und den übrigen Provinzen des römischen Reiches, In: Akten des 21. Internationalen Papyrologenkongresses, Berlin 1995 (APF, Beiheft 3), Stuttgart-Leipzig 1997, S. 320–391, hier S. 330–332.
  2. Haensch, Konventsordnung, S. 331 und 392. Vergleiche N. Lewis, The Prefect’s Conventus: Proceedings and Procedures, in: Bulletin of the American Society of Papyrologists 18, 1981, S. 119–129, hier S. 120, fn. 3–6.
  3. Vergleiche Haensch, Konventsordnung, S. 342.
  4. Lewis, Conventus, S. 86 und 89.