Der betrogene Ifrit ist ein Märchen zu Beginn von Tausendundeine Nacht. Es steht in Claudia Otts Übersetzung als Der betrogene Ifrit (nach Die Geschichte von König Schahriyar und Schahrasad, der Tochter seines Wesirs), bei Max Henning mit unter Geschichte der Könige Schahriyâr und Schahzamân, bei Gustav Weil im Eingang.

Illustration von John Tenniel

Inhalt Bearbeiten

König Schahriyar wandert mit seinem Bruder fort. Als sie einen großen Ifrit sehen, fliehen sie auf einen Baum. Der Ifrit holt eine Frau aus einer Glastruhe mit vier Schlössern vom Meeresgrund. Er erklärt, dass er sie als Jungfrau raubte. Mit dem Kopf in ihrem Schoß schläft er ein. Die Frau nötigt die beiden, sie zu begatten, sonst würde sie den Ifrit wecken und sie töten lassen. Dann zeigt sie ihnen die Ringe all derer, mit denen sie ihn schon betrog. Sie gehen heim. Schahriyar lässt seine Frau töten. Fortan ehelicht er jede nur für eine Nacht, dann muss sein Großwesir sie töten, da keine Anständige darunter sei. Um das Leid zu beenden, erbietet sich Wesirstochter Schahrasad, zu ihm zu gehen und eine List anzuwenden.

Schahrasad lässt den König ihre jüngere Schwester Dinarasad holen. Sie bittet Schahrasad, ihnen eine Geschichte zu erzählen.

Einordnung Bearbeiten

Der König will sehen, ob es einen noch betrogeneren Ehemann gibt als ihn selbst im vorangehenden Die Geschichte von König Schahriyar und Schahrasad, der Tochter seines Wesirs. Ein Ifrit ist ein Dämon.[1] Schahrasad ist die arabisierte Form des persischen und in Europa als Scheherazade bekannt gewordenen Namens der Heldin, die über das ganze Buch hin als Erzählerin fungiert.[2] Ihr Vater will sie abhalten, zitiert das Sprichwort „Ich saß ruhig immerzu, doch meine Neugier ließ mir keine Ruh“ (vgl. Die Geschichte des dritten Bettelmönchs) und erzählt Der Esel, der Stier, der Kaufmann und seine Frau.

Die Frau im Schrein wird als Motiv AaTh 1426 auf buddhistisches Erzählgut mit literarischen Bearbeitungen ab dem 3.–4. Jahrhundert zurückgeführt und trug, mit anderen orientalischen Einflüssen, wohl zu dessen Verbreitung in Europa bei. Der älteste europäische Beleg, eine Novelle Giovanni Sercambis aus dem 14. Jahrhundert, ist inhaltlich ähnlich. Beispiel einer schwankhaften Ausgestaltung wäre Grimms Der alte Hildebrand.[3]

Literatur Bearbeiten

  • Claudia Ott (Hrsg.): Tausendundeine Nacht. Wie alles begann. Nach der ältesten arabischen Handschrift in der Ausgabe von Muhsin Mahdi erstmals ins Deutsche übertragen und mit einem Anhang versehen von Claudia Ott. Titel der arabischen Originalausgabe: The Thousand And One Nights (Alf Layla wa-Layla). dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-14611-1, S. 17–21, 27–28 (zuerst C.H. Beck, München 2006).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Claudia Ott (Hrsg.): Tausendundeine Nacht. Wie alles begann. Nach der ältesten arabischen Handschrift in der Ausgabe von Muhsin Mahdi erstmals ins Deutsche übertragen und mit einem Anhang versehen von Claudia Ott. Titel der arabischen Originalausgabe: The Thousand And One Nights (Alf Layla wa-Layla). dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-14611-1, S. 692 (zuerst C.H. Beck, München 2006).
  2. Claudia Ott (Hrsg.): Tausendundeine Nacht. Wie alles begann. Nach der ältesten arabischen Handschrift in der Ausgabe von Muhsin Mahdi erstmals ins Deutsche übertragen und mit einem Anhang versehen von Claudia Ott. Titel der arabischen Originalausgabe: The Thousand And One Nights (Alf Layla wa-Layla). dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-14611-1, S. 661–662 (zuerst C.H. Beck, München 2006).
  3. Karel Horálek: Frau im Schrein. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 5. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1987, S. 186–192.

Weblinks Bearbeiten