Das Hohelied Salomos

Bilderzyklus von 1923

Das Hohelied Salomos ist der Titel eines vollständig erhaltenen expressionistischen Bilderzyklus aus dem Jahr 1923.

Das Hohelied Salomos, Blatt 11 (Egon Tschirch)
Das Hohelied Salomos, Blatt 11
Egon Tschirch, 1923
Gouache auf Karton
64 × 47 cm
Kunstmuseum Ahrenshoop

Der deutsche Maler Egon Tschirch (1889–1948) interpretierte darin Texte des Hohelieds Salomos aus dem Alten Testament. Das Werk galt über 90 Jahre als verschollen und wurde 2015 wiederentdeckt.[1]

Beschreibung und Interpretation

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Der junge Egon Tschirch hatte Anfang der 1920er Jahre seine experimentierfreudigste Phase. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte er einen ganz eigenen Stil. Kennzeichnend war die Verwendung der Grundfarben Gelb, Rot und Blau. Sowohl die kräftige Farbigkeit als auch die expressiven, dynamischen Kompositionen seiner Arbeiten provozierten regelmäßig heftige Reaktionen.[2][3]

In diese Periode fiel die Auseinandersetzung Tschirchs mit den sehnsuchtsvollen, erotischen Texten des Liebesliedes aus dem Alten Testament. Mann und Frau besingen abwechselnd ihre Liebe zueinander im wechselvollen Zusammenspiel von Begehren und Erfüllung, von Trennung und Vereinigung. Tschirch schuf dazu mindestens 50 malerische Blätter phantastischer Bildvorstellungen in spannungsreicher Choreographie.[4] Naturkraft, Sinnlichkeit und Geist wirkten darin erlösend zusammen. Die Phänomene von Licht und Schatten, Wärme und Kälte in der Natur vermochte er, auf den Punkt zu bringen. Im Ergebnis der Auseinandersetzung mit Thema und Material wählte Egon Tschirch 19 Arbeiten heraus und nummerierte diese, um sie persönlich in Expositionen an Ausstellungswänden zu arrangieren.[1]

Hintergrund

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Seit 1913 arbeitete Egon Tschirch mit kriegsbedingten Unterbrechungen am Thema des Hoheliedes Salomos.[5] Am Ostersonntag 1923 wurde die Sonderausstellung der Vereinigung Rostocker Künstler im Städtischen Museum Rostock eröffnet.[6] Sie stieß auf derart große Resonanz, dass 1924 auch das Landesmuseum Schwerin den Bilderzyklus zeigte.[7]

Anschließend gingen die Arbeiten in Privatbesitz über und verschwanden bereits Ende der 1920er Jahre in einem Berliner Keller unweit des Kurfürstendamms. Der Bilderzyklus geriet vollständig in Vergessenheit und wurde 2008 eher zufällig vor der Entsorgung bewahrt. 2015 wurde eine große Anzahl von Bildern wiederentdeckt. Anhand von Zeitungsrezensionen aus der Entstehungszeit des Zyklus gelang es, ihn motivisch dem Hohelied Salomos zuzuordnen.[6][7] Mit dem Auftauchen weiterer Werke im Jahr 2019 konnte der Zyklus schließlich wieder komplettiert werden. Der Bilderfund umfasste insgesamt 32 der verbürgten 50 Arbeiten, darunter alle 19 nummerierten Blätter sowie 13 Studien.[1]

Präsentation und Provenienz

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Nach der Erstpräsentation 1923 in Rostock wurden die Werke 1924 auch in Schwerin gezeigt.[7]

Danach gelangten die Arbeiten zusammen mit weiteren Studien in Privatbesitz eines mit Egon Tschirch befreundeten Kunstdekorationsmalers in Rostock.[1] Nach dessen Tod 1928[8] verblieben die Bilder bis zum Jahr 2015 bei seinen Erben. Anschließend gelang es, die Kunstwerke zurück nach Rostock zu holen.[1] Im Kunstmuseum Ahrenshoop konnten 2017 große Teile des wiedergefundenen Bilderzyklus der Öffentlichkeit gezeigt werden.[9] 2020 wurde der komplette Zyklus nach 97 Jahren erstmals wieder in Rostock zur Schau gestellt.[10]

Siehe auch

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weitere Bilderzyklen zum Hohelied Salomos:

Literatur

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  • Dr. Heidrun Lorenzen: Egon Tschirch - Leben und Werk. Kulturhistorische Gesellschaft Rostock e.V., Hinstorff Verlag 2020, ISBN 9783356023091
  • Marion Gardei, Andreas Nachama (Hrsg.): Das Hohelied, Übersetzung: Max A. Klausner, Deutsch, Hebräisch, inkl. jüdischer und christlicher Auslegungsgeschichte, Zeichnungen: Astrid Saalmann. Berlin 2016, ISBN 978-3-95565-180-0.
  • Eros und Mythos. Das Hohelied Salomos. Aus dem Hebr. übers., erl. und in Dialogform gebracht von Egbert Richter-Ushanas. 4., überarb. Aufl. Richter, Bremen 2004, ISBN 3-924942-38-2.
  • Klaus Mayer: Wie schön ist deine Liebe. Bilder zum Hohelied im Nationalmuseum der Biblischen Botschaft Marc Chagall in Nizza. 4. Aufl. Echter Verlag, Würzburg 1990, ISBN 3-429-00857-3.
  • Tschirch, Egon. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 478 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Tschirch, Egon. In: Deutsche biographische Enzyklopädie, Band 10. Saur, München [u. a.] 1999, ISBN 3-598-23170-9, S. 107.
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Commons: Song of Solomon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Artmapp Frühjahr 2017: Das Hohelied in Farben, 17. März 2017, S. 44–47
  2. Mecklenburgische Warte , 5. August 1922
  3. Berliner Tageblatt, 3. März 1922
  4. Mecklenburg. Tageszeitung Güstrow, 15. April 1923
  5. Mecklenbg. Zeitung Schwerin, 30. September 1922
  6. a b Rostocker Anzeiger, 4. April 1923
  7. a b c Mecklenburger Nachrichten Schwerin, 2. März 1924
  8. Archiv der Hansestadt Rostock: Sterberegister. 1928 Nr. 972
  9. Website Kunstmuseum Ahrenshoop; abgerufen am 22. August 2017.
  10. Ostsee-Zeitung, 28. Februar 2020.
  11. Website Fine Arts Museums of San Francisco; abgerufen am 17. März 2017.
  12. Website KettererKunst; abgerufen am 17. März 2017.
  13. Website Bröhan-Museum; abgerufen am 17. März 2017.
  14. Website@1@2Vorlage:Toter Link/www.adolf.frahling.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Adolf Frahling – Mark Chagalls Hoheslied der Liebe; abgerufen am 17. März 2017.
  15. Website (Memento des Originals vom 25. Mai 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.france.fr Staatliches Museum Marc Chagall in Nizza; abgerufen am 17. März 2017.
  16. Website Lockport Street Gallery – Song of Songs of Solomon; abgerufen am 17. März 2017.