Corpus monodicum

digitale Edition und Langzeitforschungsprojekt zur einstimmigen Musik des europäischen Mittelalters mit lateinischem Text

Das Corpus monodicum (CM, lateinisch ≈ Überlieferungsbestand einstimmiger Gesänge) ist eine wissenschaftliche Edition der einstimmigen Musik des lateinischen Mittelalters, die als Druckausgabe und als digitale Onlineausgabe veröffentlicht wird.

Mit dem gleichen Namen wird das musikwissenschaftliche Langzeitforschungsprojekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, bezeichnet, in dessen Rahmen das Corpus monodicum am Zentrum für Philologie und Digitalität (ZPD) der Universität Würzburg unter Leitung des Musikhistorikers Andreas Haug und des Informatikers Frank Puppe herausgegeben wird.[1] Die Laufzeit des Projektes beträgt 16 Jahre (2011 bis 2026). Das Editionskorpus umfasst annotierte Transkriptionen von rund 5000 mittelalterlichen Gesängen verschiedener Gattungen mit Texten in lateinischer Sprache aus über 200 handschriftlichen Quellen des 12. bis 16. Jahrhunderts. Die Druckausgabe des Corpus monodicum erscheint beim Schwabe Verlag in Basel.[2]

Software und Digitale Edition Bearbeiten

Zu Projektbeginn ging das Corpus monodicum eine Kooperation mit Notengrafik Berlin ein, in der aufbauend auf MEI[3] die Eingabesoftware mono:di[4][5] entwickelt wurde, um Druckbände und digitale Ausgabe aus denselben Daten erstellen zu können.[6]

Die Nachfolgesoftware MonodiPlus dient neben der digitalen Transkription der Texte und der Melodien auch als Präsentationssoftware für die Onlineausgabe. Sie wurde von der Würzburger Firma Olyro GmbH in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme der Universität Würzburg entwickelt.

Publikationen Bearbeiten

  • Corpus monodicum. Die einstimmige Musik des lateinischen Mittelalters, Abteilung II, Band 1:'Tropen zu den Antiphonen der Messe aus Quellen französischer Herkunft. Hrsg. von Elaine Stratton Hild, Schwabe Verlag, Basel 2017, ISBN 978-3-7965-3563-5.
  • Corpus monodicum. Die einstimmige Musik des lateinischen Mittelalters, Abteilung II, Band 2: Tropen zu den Antiphonen der Messe aus Quellen deutscher Herkunft. Hrsg. von Andreas Haug, Isabel Kraft und Hanna Zühlke. Schwabe Verlag, Basel 2019, ISBN 978-3-7965-3564-2.

Literatur Bearbeiten

  • Tim Eipert [u. a.]: Editionsphilologische, informationstechnische und musiktheoretische Aspekte des digitalen Edierens einstimmiger Musik des Mittelalters am Beispiel des Corpus monodicum. In: Musiktheorie. Zeitschrift für Musikwissenschaft. Jg. 34. 2019. S. 215–228.
  • Tim Eipert [u. a.]: Editor Support for Digital Editions of Medieval Monophonic Music. In: Proceedings of the 2nd International Workshop on Reading Music Systems, Delft 2019.
  • Christoph Wick, Frank Puppe: OMMR4all – a Semiautomatic Online Editor for Medieval Music Notations. In: 2nd International Workshop on Reading Music Systems, Delft 2019.
  • Christoph Wick, Alexander Hartelt, Frank Puppe: Staff, Symbol and Melody Detection of Medieval Manuscripts Written in Square Notation Using Deep Fully Convolutional Networks. In: Applied Sciences. 2019. 9.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Projektseiten (Musik): Informationen : Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz. Abgerufen am 30. September 2020.
  2. Corpus monodicum. beim Schwabe Verlag. Abgerufen am 30. September 2020.
  3. Corpus Monodicum. auf den Seiten der Music Encoding Initiative. Abgerufen am 30. September 2020.
  4. mono:di Client. GitHub-Repositorium. Abgerufen am 29. November 2020.
  5. mono:di Backend. GitHub-Repositorium. Abgerufen am 29. November 2020.
  6. Elaine Hild, Thomas Weber: Developing Encoding and Software Solutions for the Digital and Analogue Publication of Medieval Monophonic Music. In: Perry Roland, Johannes Kepper (Hrsg.): Music Encoding Conference Proceedings. 2013 and 2014, 2015, S. 83–90, urn:nbn:de:bvb:12-babs2-0000007812.