Consumer-Citizen-Gap

widersprüchliches Verhalten als Konsument und als Bürger

Consumer-Citizen-Gap bezeichnet die Erscheinung, dass die Einstellungen der Verbraucher in ihrer Rolle als Bürger deutlich vom Verhalten in ihrer Rolle als Konsument abweichen. Die Menschen kaufen als Konsument anders ein als sie als Bürger in Umfragen angeben einzukaufen. Dies wird auch als „Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz“ bezeichnet.[1] Zum Beispiel gibt es Unterschiede zwischen in Umfragen gemachten Statements zur Tierhaltung bzw. zum Tierwohl und dem tatsächlichen Verhalten beim Kauf und Konsum von Fleisch. Auch liegen bei Bioprodukten die tatsächlichen Marktanteile und die in Umfragen genannte Bereitschaft zum Kauf auseinander.[2][3][4][5]

Als Gründe für die Entstehung dieser Diskrepanz am Beispiel der Nutztierhaltung werden in der Studie SocialLab genannt:[6]

  • Die nicht ausreichende Zahlungsbereitschaft der Konsumenten.
  • Die Antworten von Verbrauchern zu ihrer Besorgnis oder ihren Einstellungen in Befragungen aufgrund von sozialer Erwünschtheit verzerrt sind. Demzufolge geben Befragte an, besorgt zu sein, weil sie eine Sorge um das Tierwohl als sozial erwünscht ansehen, obgleich diese Sorge nicht Ausdruck ihrer eigenen Einstellung ist.
  • Ein dritter und weiterer Erklärungsansatz ist, dass es an Alternativen fehlt, die den Konsumenten eine attraktive und freie Wahl an Verkaufsstätten bieten und deren Bedürfnis nach einem „mehr an Tierwohl“ widerspiegeln

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Michael Harth: Zur Analyse der Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz beim Konsum von Bio-Lebensmitteln – eine Anwendung des Impliziten Assoziationstests (IAT). In: ageconsearch.umn.edu. 15. August 2017, abgerufen am 22. Juni 2019.
  2. Iris Vermeir und Wim Verbeke: Sustainable Food Consumption: Exploring the Consumer “Attitude – Behavioral Intention” Gap. In: Journal of Agricultural and Environmental Ethics. Band 19, Nr. 19, April 2006, S. 169–174, doi:10.1007/s10806-005-5485-3 (englisch, springer.com [abgerufen am 22. Juni 2019]).
  3. Ramona Weinrich, Sarah Kühlb, Anke Zühlsdorf und Achim Spiller: Consumer Attitudes in Germany towards Different Dairy Housing Systems and Their Implications for the Marketing of Pasture Raised Milk. (PDF; 411 kB) In: www.ifama.org. November 2014, abgerufen am 22. Juni 2019.
  4. Heinke Heise und Ludwig Theuvsen: Die Mehrzahlungsbereitschaft für Milch, Eier und Fleisch aus Tierwohlprogrammen: Eine repräsentative Verbraucherbefragung. In: Journal of Consumer Protection and Food Safety. Band 12, Nr. 2, 26. Dezember 2016, S. 105–113, doi:10.1007/s00003-016-1062-0 (springer.com [abgerufen am 22. Juni 2019]).
  5. Bio-Anteil an den Gesamtausgaben für Lebensmittel in Deutschland. In: www.nim.org. GfK Verein, April 2018, abgerufen am 22. Juni 2019.
  6. Abschlussbroschüre "SocialLab – Nutztierhaltung im Spiegel der Gesellschaft". (PDF, 9,6 MB) In: www.sociallab-nutztiere.de. S. 55, abgerufen am 22. Juni 2019.