Clegg & Guttmann ist ein Künstlerduo, bestehend aus Michael Clegg (* 1957 in Dublin) und Yair Martin Guttmann (* 1957 in Jerusalem).

Clegg & Guttmann in der BAWAG Contemporary, Wien (April 2012)

Michael Clegg ist Professor für künstlerische Fotografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.[1]

Yair Martin Guttmann lehrt als Professor in der Abteilung für Kunst und Fotografie der Akademie der Bildenden Künste Wien.[2]

Leben und Werk

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Michael Clegg und Yair Martin Guttmann zogen 1978 gemeinsam zum Studium nach New York, um an der dortigen School of Visual Arts bei Joseph Kosuth zu studieren, und arbeiten seit 1980 als Künstlerduo. Ihre Praxis umfasst großformatige fotografische Arbeiten, darunter Porträts, Landschaften und Stillleben, sowie skulpturale und installative Arbeiten und Projekte, die sich mit der Institution Bibliothek auseinandersetzen.

Clegg & Guttmann stellen seit 1980 international aus. Die Künstler haben an der Documenta, der Whitney Biennale und der Biennale von Venedig teilgenommen und waren mit Einzelausstellungen u. a. im Kunstmuseum Basel, der Wiener Secession, dem Israel Museum, dem CAPC Bordeaux, dem Kunstverein Stuttgart, Konschthal Esch in Luxemburg und im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst vertreten. Die Werke von Clegg & Guttmann befinden sich in den Sammlungen des Metropolitan Museum of Art, des Whitney Museum und des Guggenheim Museums in New York. In Europa sind ihre Arbeiten in den Sammlungen des Centre Pompidou (Beaubourg), der Staatsgalerie Stuttgart, der Staatlichen Sammlung im Kunstmuseum Bonn und des mumok in Wien vertreten. Für ihre Open Public Libraries wurden die Künstler mit dem Max-Herrmann-Preis der Staatsbibliothek Berlin ausgezeichnet.

DDR Children Library, Pritzwalk (2015/2019)

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"DDR Children Library, Pritzwalk", 2015/2019. Courtesy Clegg & Guttmann and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne

DDR Children Library, Pritzwalk (2015/2019), entspringt Clegg & Guttmanns Interesse an der Bibliothek als Institution, einem Thema, mit dem sie sich auf verschiedene Weise auseinandergesetzt haben. Im Rahmen ihrer Initiative The Open Public Library, die sie Anfang der 1990er-Jahre ins Leben riefen, installierten die Künstler frei zugängliche Bücherschränke in verschiedenen Stadtvierteln von Graz, Österreich. Jeder Bücherschrank enthielt von der Gemeinde gespendete Bücher, die die Künstler durch Hausbesuche einsammelten. Das Projekt förderte soziale Netzwerke durch Partizipation und stellte eine Repräsentation der Nachbarschaft dar. Darüber hinaus erkundet die DDR Children Library, Pritzwalk visuell und konzeptuell die Bibliothek als Wissensspeicher und Raum für kollektive Erinnerung. Die Arbeit in der Ausstellung entstand aus einer interaktiven Bibliothek, die für das Projekt Die Sieben Künste von Pritzwalk von Neue Auftraggeber, dem Kurator Gerrit Gohlke und Clegg & Guttmann im Jahr 2014 entwickelt wurde. Die Bibliothek mit Kinderbüchern, die in der DDR erschienen sind und von den Bewohnern Pritzwalks gesammelt wurden, war ein gemeinschaftliches Unterfangen zur Auseinandersetzung mit diesem Teil der DDR-Geschichte. Der ideologische Charakter der Literatur dieser Zeit spiegelt sich in der Bibliothek wider, die dadurch zu einem historischen Zeugnis wurde. So kann die DDR Children Library, Pritzwalk als ein emotional aufgeladenes Porträt einer Gesellschaft gelesen werden, die nicht mehr existiert.

BascoBasco (1984)

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"BascoBasco" (1984). Courtesy Clegg & Guttmann and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne

BascoBasco (1984), thematisiert das Stillleben als eine der wichtigsten Gattungen der Malerei des 17. Jahrhunderts. Häufig mit religiösen und allegorischen Symbolen versehen, die sich auf die dargestellten Objekte beziehen, nahm das Stillleben in der Hierarchie der Kunstgattungen die unterste Stufe ein. Das Stillleben von Clegg & Guttmann zeigt Münzen, zwei Flaschen Tabasco-Sauce und getrocknete violette Stangenbohnen – eine humorvolle Anspielung auf die beliebten Arrangements in niederländischen und flämischen Stillleben. Diese enthielten oft sorgfältig komponierte Objekte wie Münzen, Musikinstrumente sowie exotische Früchte oder Pflanzen, die bereits Anzeichen des Verfalls zeigten, um so die Vergänglichkeit des Lebens und der Sinnesfreuden zu betonen.

Was besonders auffällt, sind die hellen Lichter, die auf die Oberfläche des Klaviers fallen. Dieses Wechselspiel zwischen dunklen und hellen Zonen wird als Chiaroscuro bezeichnet, ein in der Spätrenaissance und im Barock entwickeltes Gestaltungsmittel, das sich durch starke Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnet und von Künstlern wie Rembrandt, Velázquez und Caravaggio verwendet wurde[1]. Diese Technik ist auch für das Werk von Clegg & Guttmann charakteristisch.

Porträts

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"Portrait of a Photography Enthusiast" (2003). Courtesy Clegg & Guttmann and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne

Während sich das Stillleben mit der menschlichen Wahrnehmung von Objekten und Konsum beschäftigt, setzen sich die Porträts von Clegg & Guttmann mit dem Diskurs der Macht auseinander. In ihren Auftragsarbeiten hinterfragen die Künstler, wie Formen der Macht dargestellt und abgebildet werden, und untersuchen Themen wie Prestige und Selbstdarstellung – Codes, die in der Porträtmalerei seit Jahrhunderten beobachtet werden können. Ihre Porträts zeigen sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen und nehmen Bezug auf die Malerei des 17. Jahrhunderts. Obwohl diese untrennbar im soziopolitischen Gefüge ihrer Zeit verankert ist, verdeutlicht sie, dass Konventionen hinsichtlich Körperhaltung, räumlicher Hierarchie und Emblemen wie Kleidung, Kunstwerken und Möbeln über die Jahrhunderte hinweg weitgehend konstant geblieben sind. Clegg & Guttmann haben eine klare Methodik entwickelt und zeigen direkte Porträts, in denen die Dargestellten manchmal wegschauen oder ihren Blick mit der Kameralinse – und schließlich mit dem Betrachter – verbinden. Dadurch entsteht eine Art Befragung des Betrachters. In Portrait of a Photography Enthusiast (2003), blickt uns die porträtierte Person direkt an, zieht uns in das Reich der Repräsentation und konfrontiert uns mit der Vorstellung von Präsenz, die seine Darstellung hervorruft.

Landschaften

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Im Gegensatz zu den „dramatischen“ und theatralischen Porträts zeigen die Landschaften von Clegg & Guttmann anonyme Orte, an denen nichts zu passieren scheint oder unsere Aufmerksamkeit erregt – Orte, die einfach nur existieren oder als „Nicht-Orte“ [2] bezeichnet werden. Die Landschaften zeigen Autobahnen, Bergansichten, Strommasten und Wolken, die über trostlosen Feldern schweben. Sie zeigen oft industrielle Elemente, die mit der Natur koexistieren und die Komplexität der Überschneidung von Natur und Industrie symbolisieren.


[1] Guttman, M. in Clegg & Guttmann (2022). Rejected [Exhibition catalogue]. Exhibited at Konschthal Esch 22.10.2022 - 15.01.2023

[2] Interview Clegg & Guttmann by Erik van der Heeg and Jan Åman

Literatur

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  • Michael Clegg, Martin Guttmann: Decompostiton – reconstitution. Berlin 1918. Anti-capitalism, avantgarde art, atonal music. Schlebrügge, Wien 2003, ISBN 3-85160-029-0
  • Hannelore Kersting (Bearb.): Kunst der Gegenwart. 1960 bis 2007. Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach 2007, ISBN 978-3-924039-55-4
  • Achim Könneke (Hg.): Clegg & Guttmann. die Offene Bibliothek. The Open Public Library. Cantz, Ostfildern 1994, ISBN 3-89322-684-2
  • Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz: Clegg & Guttmann. Monument for historical change and other social sculptures, community portraits and spontaneous operas. 1990–2005. Schlebrügge, Wien 2005, ISBN 3-85160-059-2
  • Christoph Thun-Hohenstein, Bärbel Vischer (Hg.): Clegg & Guttmann. Biedermeier reanimated. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der MAK-Expositur Geymüllerschlössel, MAK Wien, Verlag für moderne Kunst, 2016, ISBN 978-3-903131-62-0
  • Michael Lingner: Clegg & Gutmanns „Offene Bibliothek“. In: Kunstforum International, Bd. 124, November – Dezember 1993, S. 392–394

Einzelnachweise

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  1. Prof. Michael Clegg@1@2Vorlage:Toter Link/alpha.hfg-karlsruhe.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Univ.-Prof. Dr. Yair Martin Guttmann (Memento vom 4. Oktober 2016 im Internet Archive), Akademie der Bildenden Künste Wien; abgerufen am 21. Januar 2024.
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Commons: Clegg & Guttmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien