Charakteristische Clavierstücke

zyklisch angelegtes Klavierwerk

Die Charakteristischen Clavierstücke von Gottlieb Christian Füger, publiziert im Jahr 1784, sind ein zyklisch angelegtes Klavierwerk und ein Beispiel für das Charakterstück des 18. Jahrhunderts.

Im Blick auf Friedrich Hölderlins musiktheoretisch begründete Lehre vom Wechsel der Töne ist das kompositorische Werk des sich selbst als Rosenkreuzer bezeichnenden Universalgelehrten Gottlieb Christian Füger, geb. am 3. Jul 1749 in Heilbronn, von Interesse, weil es im Sinne musikalischer Affektenlehre in zwölf 'Charakterstücken' Charaktere darstellt und deren Gemütslagen in Überschriften benennt:

Charakteristische Clavierstücke von G. C. Füger Pieces caracteristiques pour le clavecin par G. C. Füger. [Linke Spalte:] I. Ausgelassenheit. II. Lebhaftigkeit. III. Froehlichkeit. IV. Heiterkeit. V. Freude und Frohloken. VI. Zaertlichkeit. VII. Sehnsucht. VIII. Stolz und Kuehnheit. IX. Schwermuth und Gemütsunruhe. X. Wuth und Raserei. XI. Bitte und Drohen. XII. Schmeicheln und Liebkosen. Tübingen, auf Kosten des Verfassers [Selbstverlag von G. C. Füger]. [Rechte Spalte:] I. Joie immoderée. II. Vivacité. III. Gaieté. IV. Serenité. V. Joie et Allegresse. VI. Tendresse. VII. Ardent Desir. VIII. Orgueil et Hardiesse. IX. Melancolie et Mécontentement. X. Fureur et Rage. XI. Priéres [sic!] et Menaces. XII. Flatteries et Caresses. â Tubingue, aux depens de l'Auteur. [Selbstverlag; Teilvertrieb: Johann Jakob Heerbrandt] ([Am Ende:] gestochen von I. H. Walder [in Zürich].) [1784.] – Unter den auf S. [3] genannten Subskribenten ist der bedeutendste Bonner Lehrer Ludwig van Beethovens, Christian Gottlob Neefe, besonders bemerkenswert.

Eine Teilausgabe ohne Subskribentenliste. nur mit Schmucktitelblatt, wurde als Titelausgabe (lediglich mit anderem Titelblatt) von der Verlagsbuchhandlung Johann Heinrich Steiner und Compagnie [d. i. Johann Heinrich Sulzer "zum Adler"] vertrieben:

Charakterjstische Clavjerstücke von G. C. Füger Tübingen auf Kosten des Verfassers, übernohmen [so!] von der Steinerischen Buchhandlung in Winterthur [1786].[1]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vgl. Reinhard Breymayer: Freimaurer vor den Toren des Tübinger Stifts: Masonischer Einfluss auf Hölderlin? In: Tubingensia. Impulse zur Stadt- und Universitätsgeschichte. Festschrift für Wilfried Setzler zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Sönke Lorenz und Volker [Karl] Schäfer (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, 10). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008, S. 355–395; hier S. 383–391 zu Füger, S. 388–391 zu Fügers Charakterstücken. Durch seinen Bruder Heinrich Füger, den berühmten Wiener Kunstmaler und Freimaurer, und durch seinen freimaurerischen Freund Otto Heinrich Reichsfreiherrn von Gemmingen zu Hornberg (1755–1836) kam G. C. Füger auch in Verbindung zu Wiener Komponisten. Der Maler Füger ist in Wien mit seinen masonischen Ordensbrüdern Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn persönlich bekannt geworden, dazu auch mit Antonio Salieri.