Chacaltaya

Berg in der bolivianischen Cordillera Real

Der Chacaltaya ("kalter Weg" in der indigenen Sprache Aymara)[1] ist ein Berg in der bolivianischen Cordillera Real mit zwei Gipfeln (Bergstation des ehemaligen Skilifts 5395 Meter, Nachbargipfel 5421 Meter über dem Meeresspiegel).

Chacaltaya

Blick auf den Chacaltaya von Südwesten (Sept. 2005)

Höhe 5421 m
Lage Departamento La Paz, Bolivien
Gebirge Cordillera Real, Anden
Koordinaten 16° 20′ 47″ S, 68° 7′ 44″ WKoordinaten: 16° 20′ 47″ S, 68° 7′ 44″ W
Chacaltaya (Bolivien)
Chacaltaya (Bolivien)

Gipfelansicht in Richtung Ost (Okt. 2012)

Geographie Bearbeiten

Der Chacaltaya liegt zwischen den Gipfeln des Huayna Potosí auf der einen und des Illimani auf der anderen Seite. Diese beiden Berge, zahlreiche weitere Gipfel, bei gutem Wetter der Titicaca-See, sowie das ca. 30 km entfernte La Paz und El Alto sind von seinen Gipfeln aus zu sehen.

Der vermutlich 18.000 Jahre alte Gletscher wurde bis um 2008 noch als einziges Skigebiet des Landes genutzt und ist mit Stand 2022 verschwunden. Brocken des Eises sind von Glaziologe Patrick Ginot im Rahmen des globalen Projekts Ice Memory noch in die Antarktis zur Aufbewahrung und Beforschung gebracht worden.[2]

Forschungsstationen Bearbeiten

Mitte der 1940er-Jahre wurden mit Lamas schwere Geräte auf den Berg gebracht, um insbesondere die Höhenstrahlung zu erforschen.

Seit 1962 betreibt hier das Institute for Cosmic Ray Research (ICCR) der Universität Tokio gemeinsam mit Bolivien das zweithöchste Labor für Kosmische Strahlung (16°21' S, 68°08' W, 5300 m Seehöhe).

Das Bolivian Air Shower Joint Experiment (BASJE) wurde 2016 abgeschlossen. Darauf folgte Andes Large area PArticle detector for Cosmic ray Physics and Astronomy (ALPACA), teilweise vom Fuß des Berges aus auf 4740 m Höhe.[3]

Seit 2012 werden im Observatorium auf 5220 m Höhe in einer Kooperation von Organisationen aus Europa und den USA mit der bolivianische Universidad Mayor San Andrés (UMSA) in La Paz die Konzentration von Treibhausgase, Staub und anderen Luftschadstoffen gemessen.[4] Der Chacaltaya gehört heute zu den rund dreißig globalen Messstationen, die für den IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen bei den Vereinten Nationen) Daten über die Messung von Kohlendioxid und Methan liefern und Berichte über die globale Erwärmung erstellen[5].

Nach dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung liegt die Messstation auf 5240 m Höhe und weist eine 22 km lange LIDAR-Messstrecke nach Cota Cota auf. Die bisher höchste Station zur Messung von Veränderungen der Atmosphäre, das Nepal Climate Observatory Pyramid liegt nahe einem Basislager für Everest-Besteigungen im Himalaya auf 5079 m Höhe in Nepal auf der Nordhalbkugel.[6]

Das Haus des Observatoriums liegt genauer bei 16°21,014' S, 68°07,886' W, 5240 m Seehöhe. Höher am Nordwestgrat liegen einige Messgeräte bei 16°20,817' S, 68°07,698' W, auf 5380 m Höhe.[7]

Tourismus Bearbeiten

Der Berg ist bis auf eine Höhe von 5200 Meter mit Autos befahrbar, von La Paz aus werden organisierte Ausflüge angeboten. Am Endpunkt der Straße befindet sich eine Hütte des österreichischen Alpenvereins, die allerdings mangels Skigästen nun vom Club Andino Boliviano betrieben wird.

Der Chacaltaya galt über viele Jahre als das höchstgelegene Skigebiet der Welt, doch ist der Gletscher in den letzten Jahren durch die Erderwärmung geschrumpft und seit 2009 völlig verschwunden.[8] Es gibt nur noch eine kleine kurze Piste aus Schnee und die verrosteten Überreste eines Handschlepplifts, doch Skibetrieb findet nicht mehr statt. Den Gipfel kann man weiterhin problemlos zu Fuß besteigen.

Zwischenfälle Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Chacaltaya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Chacaltaya in Bolivien – ein Reisebericht mit Tipps und Bildern
  • [1] – Ein Bericht der BBC zum Gletscherschwund am Chacaltaya.
  • [2] – Ein Bericht der International Herald Tribune zum Gletscherschwund am Chacaltaya.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Handelsblatt 2018
  2. Chacaltaya Observatorium Klimaforschung im schwindenden Eis der bolivianischen Anden handelsblatt.com, 13. November 2018, abgerufen am 18. April 2022.
  3. Chacaltaya Observatory : Overview crr.u-tokyo.ac.jp, abgerufen am 18. April 2022.
  4. Handelsblatt 2018
  5. Chacaltaya - Vom schmelzenden Eis zur globalen Klimastation in den bolivianischen Anden latina-press 24. Oktober 2023
  6. Chacaltaya (5240 m) in Bolivien tropos.de, 24. April 2012, abgerufen am 18. April 2022.
  7. Chacaltaya GAW Station (LFA - IIF - UMSA): About the station chacaltaya.edu.bo, abgerufen am 18. April 2022.
  8. ipsnews.net: Glaciers – Going, Going… Gone? (Memento vom 9. November 2011 im Internet Archive) (englisch)
  9. Flugunfalldaten und -bericht CV-440 CP-1961 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. Juni 2023.