Cantate en l’Honneur de la Sainte Vierge
Die Cantate en l’Honneur de la Sainte Vierge op.62 ist eine geistliche Kantate des Komponisten Alexandre Guilmant zu Ehren der Gottesmutter Maria.
Entstehung
BearbeitenDas Werk entstand zwischen dem 27. Juni und dem 2. Juli 1885 in Meudon anlässlich der von Papst Leo XIII. autorisierten feierlichen Krönung des Marienbildes Unserer Lieben Frau vom Meer in Boulogne-sur-Mer, der Heimatstadt Guilmants.[1] Die Uraufführung und Krönung des Marienbildes fand schließlich am 23. August 1885 in der Basilika von Boulogne-sur-Mer statt.
Besetzung
BearbeitenEine effektvolle Besonderheit der Kantate ist die Besetzung eines zweiten Chores (genannt „Engelschor“) auf den höchsten Galerien der Basilika. Mutmaßlich handelt es sich dabei um die umlaufenden Galerien im Innern der Kuppel. Der Engelschor besteht aus vier Stimmen (SSAA) und singt a cappella. Für den Fall, dass dieser zum Sinken neige, schlägt Guilmant optional die Begleitung durch ein Mustel-Harmonium vor.[1]
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte / 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba / Pauken, Große Trommel, Becken / Orgel / 4 Harfen / Engelschor, Großer Chor / Violine I, Violine II, Bratsche, Violoncello, Kontrabass
Die Harfen (Guilmant schreibt mindestens vier Stück vor) spielen unisono und werden ausschließlich im Allegretto in der Mitte des Stücks eingesetzt.[1]
Werkgestalt
BearbeitenDas zusammenhängende Werk lässt sich in einzelne Abschnitte gliedern, die von einem insgesamt dreimal wiederkehrenden hymnusartigen Refrain eingerahmt werden. Dieser feierliche Refrain beginnt mit einem markanten Fanfarenmotiv und vereint die majestätische Pracht eines großen Orchesters mit romantischer Melodik. Es schließt sich ein langsames Più mosso an. Eine solistische Sopran-, später Tenorstimme wird von zurückhaltenden Streicher- und Holzbläserharmonien begleitet und bildet so einen starken Kontrast zum Anfang der Kantate. Nach einer leicht verkürzten Wiederholung des feierlichen Refrains leitet die Klarinette solistisch einen weiteren langsamen Abschnitt ein. Dieses Andante con moto im 3/4-Takt bewegt sich in ähnlicher Klangästhetik, wie das Più mosso, wird doch auch hier eine Tenorstimme von Streichern und Holzbläsern begleitet. Anders als erwartet folgt darauf nicht eine erneute Wiederholung des Refrains. Stattdessen überrascht Guilmant an dieser Stelle mit dem Tonartwechsel nach As-Dur, der Einführung der Harfe als neue Klangfarbe in das Stück und einem 2/4-Takt, der dem folgenden Abschnitt, dem Allegretto eine gewisse Leichtigkeit verleiht. In diesen Zeilen werden die Engel Gottes besungen und dazu aufgefordert Maria zu grüßen, woraufhin der Engelschor aus höchsten Höhen herab a cappella mit einem ausschweifenden Ave Maria antwortet. Nach einer Überleitung durch Harfe, Streicher und Holzbläser setzt wieder der große Chor mit dem melodischen Thema des Allegretto ein. Dieser Abschnitt endet mit einem ausklingenden Dialog zwischen dem Großen Chor und dem Engelschor. Darauf folgt nun ein im Kontrast zu den lyrischen Engelschören regelrecht bedrohlich wirkender Abschnitt. Sämtliche Männerstimmen singen unisono von den schäumenden Fluten des Meeres. Die Begleitung durch die Blechbläser sowie das in die Tiefen herabsteigende Motiv der Tuba verstärken die Dramaturgie dieser Textpassage. Nach der inhaltlichen und musikalischen Auflösung dieser Bedrohung erstrahlt der feierliche Refrain in gesteigerter Form: Ausladende schnelle Sechzehntel-Läufe der Violinen schaffen eine Atmosphäre überbordender Fröhlichkeit. Die feierlichen Akkorde, die mächtigen Bläserfanfaren und die kraftvollen Orgelregistrierungen schaffen eine imposante Klangkulisse, die sich in der Coda durch mehrere Harmoniewechsel aufschaukelt, vor dem endgültigen Schluss jedoch noch einmal innehält, um dem Engelschor Ruhe für einen letztes entrücktes Ave Maria aus der Höhe zu bieten.
Text
BearbeitenDen originalen französischen Text schrieb Révérend Père Victor Delaporte SJ.
Französischer Originaltext | Deutsche Übersetzung |
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Auf deine göttliche Stirn, Patronin, |