C4ü Bay 03

Drehgestell-Durchgangswagen mit Seitengang

Der C4ü Bay 03 war ein Drehgestell-Durchgangswagen mit Seitengang, der mit der Blatt-Nr. 177 für die Königlich Bayerische Staatseisenbahnen (K.Bay.Sts.B.) zum Einsatz im Internationalen Schnellzugverkehr gebaut wurde. Er führte nur die 3. Klasse.

C4ü Bay 03
C4ü Bay 03/30
Nummerierung: 13 001 bis 13 015
Anzahl: 15
Hersteller: MAN
Baujahr(e): 1903/1904
Ausmusterung: bis 1955
Gattung: CCü (C4ü)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 19.125 mm
Länge: 17.900 mm
Höhe: 4.000 mm
Breite: 3.000 mm
Drehzapfenabstand: 12.500 mm
Fester Radstand: 2.500 mm
Bremse: Handbremse, Westinghouse-Druckluftbremse
Zugheizung: Dampf
Kupplungstyp: Schraubenkupplung nach VDEV
Sitzplätze: 0 / 0 / 64

Beschaffung Bearbeiten

Zwischen 1903 und 1908 beschafften die Königlich Bayerischen Eisenbahnen insgesamt 77 Wagen der Gattungen A4ü, AB4ü, ABC4ü, BC4ü und C4ü mit den typischen nur leicht gewölbten Dächern süddeutscher Bauart. Sie standen im Gegensatz zu den in der vorherigen Beschaffungsperiode mit ihren aufgesetzten Oberlichtern eingeführten Typen, die den preußischen Bauarten ähnelten. Unter der Blatt-Nummern 177[1] wurden so insgesamt 15 Wagen in zwei Lieferserien bei dem Hersteller MAN beschafft. Die Wagen besaßen Zusatzausrüstungen für den Übergang zu ausländischen Bahnen.

Verbleib Bearbeiten

Insgesamt drei Wagen wurden 1919 als Reparationsleistung nach Belgien oder Frankreich abgegeben. Zwei Wagen wurden bereits vor 1939 ausgemustert. Bei vier Wagen konnte der Verbleib bei Kriegsende 1945 nicht mehr geklärt werden. Insgesamt fünf Wagen gelangten so noch zur Bundesbahn, wo sie bis 1955[2] ausgemustert wurden.

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Wie schon bei den Wagen nach Blatt 75 wurde der Grundrahmen des mit dem Wagenkasten verbundenen Untergestells komplett aus Holz aufgebaut, welches teilweise – z. B. für die äußeren Längsträger – mit aufgeschraubten Winkeleisen verstärkt wurde. Für die Querträger wurden ebenfalls hölzerne Profile verwendet. Man versprach sich durch diese Bauweise für hochwertige Wagen einen ruhigeren Lauf[3]. Die hölzernen Querträger zur Aufnahme der Drehschemelpfannen wurden ebenfalls mit Winkeleisen armiert. Zur Unterstützung der äußeren Längsträger wurde wegen des großen Radstandes auf beiden Seiten ein Sprengwerk mit nachstellbaren Zugstangen angebaut. Die Pufferbohlen waren komplett aus Walzprofilen aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 612 mm, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm. Die Puffer wurden in den 1930er Jahren gegen Hülsenpuffer der Regelbauart ausgetauscht.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten Drehgestelle bayerischer Bauart mit kurzem Radstand von 2.500 mm mit aus Blechen und Winkeln genietetem Rahmen. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper. Verwendet wurden Radsätze der bayerischen Form 39.

Die Handbremsen befanden sich jeweils im geschlossenen Übergang an einem Wagenende. Alle Wagen waren mit Druckluftbremsen des Typs Westinghouse ausgestattet. Teilweise kamen auch Luftsaugbremsen des Systems Hardy zum Einsatz.

Wagenkasten Bearbeiten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren glatt und bis über die äußeren Längsträger heruntergezogen. Die Wagen besaßen ein Tonnendach der süddeutschen Bauart ohne Oberlichtaufbau. Der Innenraum war in insgesamt acht gleich große Abteile aufgeteilt. Die Abteile waren jeweils mit Sitzbänken aus Holzlatten ausgestattet und hatten jeweils acht Plätze. Nur jeweils zwei Abteile – die an den jeweiligen Wagenenden – waren mit Schiebetüren zum Seitengang hin abgeschlossen, die Übrigen waren zum Seitengang hin offen.

Ausstattung Bearbeiten

An beiden Wagenenden befanden sich Aborte, die mit Waschgelegenheiten kombiniert waren.

Zur Beheizung verfügten die Wagen über eine Dampfheizung. Die Belüftung erfolgte über Dachlüfter bzw. über die versenkbaren Fenster.

Die Beleuchtung der Wagen erfolgte durch Gaslampen. Die zwei Vorratsbehälter hingen in Wagenlängsrichtung am Rahmen. Ab den 1930er Jahren erfolgte eine Umrüstung auf elektrische Beleuchtung.

Bemerkung Bearbeiten

Mit dem Umbau von 1930 erfolgten Änderungen an der Toiletteneinrichtung. Außerdem wurden elektrische Schaltschränke eingebaut und die Beleuchtung umgestellt.

Skizzen, Musterblätter, Fotos Bearbeiten

Wagennummern Bearbeiten

Die Daten sind den Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen entnommen (siehe Literaturliste) sowie den Büchern von Emil Konrad (Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band II) und Alto Wagner (Bayerische Reisezugwagen).

Personenwagen Bearbeiten

Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche
Fahrwerk / Ausstattung
(siehe jeweilige Legende)
Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
An-
zahl
ab
1876
ab
1907
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
DRG
n. Umbau
Ausge-
mustert
letzt.
Heimat-Bf.
Anz.
Ach-
sen
LüP
(mm)
Unt.
Gest.
LA. Brem-
sen
Bl. Hz. Art u.Anz. Abteile
(Sitze je Klasse)
Mil. Sig-
nal-
hlt.
Bemerkung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
153
1903
CCü
177
1913
C4ü


C4ü Bay 03


C4ü Bay 03


C4ü Bay 03/33
(siehe jeweilige Legende) A 1. 2. 3. 4. O M
1903 MAN 8 13 001 13 001 26 001 Mü 17 424 Reg xx/1945 München 2 19.125 HE/
E
Pl
Wsbr
Ahbr
Ggl D 2 8
(64)
48 AT
13 002 13 002 26 002 Mü 17 425 Reg 17 425 Reg 10/1950 Köln Altschadwagen
13 003 13 003 26 003 Mü 17 426 Reg xx/1945 Passau
13 004 13 004 26 004 Mü 17 427 Reg 11/1954 Hannover [Anm 1]
13 005 13 005 X 11/1919
13 006 13 006 26 005 Mü 17 428 Reg xx/1945 Passau
13 007 13 007 26 006 Mü 17 429 Reg xx/193x München
13 008 13 008 26 001 Reg 17 430 Reg xx/193x München
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
153
1903
CCü
177
1913
C4ü


C4ü Bay 03


C4ü Bay 03


C4ü Bay 03/33
(siehe jeweilige Legende) A 1. 2. 3. 4. O M
1904 MAN 7 13 009 13 009 26 007 Mü 17 431 Mü xx/1945 München 2 19.125 HE/
E
Pl
Wsbr
Ggl D 2 8
(64)
48 FR
13 010 13 010 X 11/1919
13 011 13 011 26 001 Nür 17 432 Nür 03/1955 Weiden
13 012 13 012 26 008 Mü 17 433 Mü 17 433 Mü 08/1953 Weiden Umbau zu Bahndienstwagen
13 013 13 013 X 11/1919
13 014 13 014 26 009 Mü 17 434 Mü 17 434 Mü xx/1945 München
13 015 13 015 26 010 Mü 17 435 Mü 11/1955 Augsburg FR.

Literatur Bearbeiten

  • Königl. Bayerischen Staatseisenbahnen (Hrsg.): Wagenpark-Verzeichnis. 1. Juli 1903.
  • Königl. Bayerischen Staatseisenbahnen für das Rechtsrheinische Netz (Hrsg.): Wagenpark-Verzeichnis. 31. März 1913.
  • Alto Wagner: Bayerische Reisezugwagen. 1. Auflage. Kiruba Verlag, Mittelstetten 2015, ISBN 978-3-945631-00-3.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band 2. 1. Auflage. Franckh, Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Kupplung, Rundschreiben für Wagenfreunde, Heft 96 ; Quelle=Reichsbahn Zentralamt, Zusammenstellung der Bestände zum Stand von 31.12.1932. Wolfgang Diener, Eigenverlag, Reinheim 2019.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Verkauf an die Britische Besatzungsmacht

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. nach Wagenverzeichnis der KBayStsB von 1913
  2. siehe Alto Wagner, Stationierungen für C4ü Bay 03
  3. Lutz Übel, 150 Jahre Schienenfahrzeuge aus Nürnberg, Lieferbedingnisse für 4-achsige Personenwagen