Der C3ü Bay 99a war ein dreiachsiger Durchgangswagen mit Seitengang der dritten Klasse, der mit der Blatt-Nr. 175 für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen (K.Bay.Sts.B.) zum Einsatz im Schnellzugverkehr gebaut wurde. Mit dem Umbau 1930 wurde der Faltenbalg entfernt und die Wagen wurden zu C3i Bay 99/30a umgezeichnet. Für den Übergang zu benachbarten Bahnen in Österreich, der Schweiz und Italien erhielten die Wagen entsprechende Signalhalter.

C3ü Bay 99a / C3i Bay 99/30a
Anzahl: 50
Hersteller: MAN
Baujahr(e): 1899–1905
Ausmusterung: bis 1959
Gattung: C3ü (C3i)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 13.574 mm
Länge: 12.350 mm
Höhe: 4.000 mm
Breite: 2.190 mm
Fester Radstand: 2 X4.625 mm
Raddurchmesser: bayer. Form 39
Bremse: Handbremse
Zugheizung: Dampf
Kupplungstyp: Schraubenkupplung
Sitzplätze: 48
Fußbodenhöhe: 1.235 mm
Klassen: 3.

Geschichte Bearbeiten

Für den Einsatz in schnelllaufenden Zügen (Eil- und D-Zügen) wurde im Jahre 1891 eine Bestimmung[1] erlassen, die festlegte, dass für den Einsatz in solchen Zügen die Verwendung von zweiachsigen Wagen nicht mehr gestattet wurde. So wurden für den Einsatz zusammen mit den damals neuen dreiachsigen Abteilwagen auch Durchgangswagen und Gepäckwagen beschafft.

Beschaffung Bearbeiten

Zwischen 1894 und 1905 beschafften die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen (K.Bay.Sts.B.) insgesamt 245 dreiachsige Wagen der Gattungen AB, B und C für den internationalen Schnellzugverkehr mit Übergangseinrichtungen.[2] Bei 96 Wagen waren diese Übergänge von Wagen zu Wagen mit Faltenbälgen geschlossen und konnten so auch vom Publikum genutzt werden. Gekennzeichnet wurde die so hergerichteten Wagen mit dem Nebengattungszeichen ü. Für die Beförderung in der 3. Klasse beschaffte die KBE in den Jahren zwischen 1899 und 1905 in drei Losen insgesamt 50 Wagen bei dem Hersteller MAN.

Verbleib Bearbeiten

14 Wagen wurden als Reparation an Belgien bzw. Frankreich abgeliefert. Weitere vierzehn Wagen wurde 1930 zu C3ü Bay 99/30a umgebaut. Von neun Wagen konnte der Verbleib nach Kriegsende 1945 nicht mehr nachgewiesen werden. Fünf Wagen waren nach Kriegsende als Altschadwagen abgestellt und wurden bis 1951 ausgemustert. Somit hatte die DB 1950 noch sieben Wagen im aktiven Fahrzeugbestand.

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Der Rahmen der Wagen bestand komplett aus Eisen und war aus Walzprofilen zusammengenietet. Die äußeren Längsträger hatten eine U-Form mit nach außen weisenden Flanschen. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 Millimetern, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 Millimetern.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten genietete Fachwerkachshalter aus Flacheisen mit der kurzen, geraden Bauform. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper, das mittlere Rad war seitlich verschiebbar. Die mittlere Achse war bei einem Teil der Wagen bremsbar.

Bremse: Handbremse im geschlossenen Übergang an einem Wagenende. Für die Übergangsfähigkeit auf fremde Bahnen wurden die Wagen sowohl mit Druckluftbremsen – z. B. Westinghouse – als auch mit Saugluftbremsen (z. B. für Österreich) ausgerüstet.

Wagenkasten Bearbeiten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren glatt. Die Wagen besaßen ein gewölbtes Dach ohne Oberlichtaufbau.

Der Innenraum hatte insgesamt sechs Abteile mit Sitzbänken aus Holzlatten. Die beiden an den Wagenenden liegenden Abteile waren mit Schiebetüren zum Seitengang hin abgeschlossen, die übrigen offen. Der Wagen hatte einen Abort, welcher sich an dem der Bremserseite gegenüberliegenden Wagenende befand.

Zur Beheizung verfügten die Wagen über eine Dampfheizung. Die Belüftung erfolgte über Dachlüfter bzw. über die versenkbaren Fenster.

Die Beleuchtung erfolgte durch Gaslampen. Die zwei Vorratsbehälter hingen in Wagenlängsrichtung am Rahmen. Mit dem Umbau 1930 erhielten die Wagen eine elektrische Beleuchtung.

Bemerkung Bearbeiten

Mit dem Umbau 1930 wurden die Doppelfenster in den Abteilen durch große Einzelfenster ersetzt und auch die Beplankung der Seiten erneuert. Die ab 1905 gebauten Wagen hatten schon werksseitig große einteilige Fenster. Schließlich wurden bis 1939 die Faltenbälge abgebaut, ohne dass die Wagen aber in eine entsprechende Nummerngruppe umgezeichnet wurden.[3]

Skizzen, Musterblätter, Fotos Bearbeiten

Wagennummern Bearbeiten

Die Daten sind in den diversen Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen sowie im Literaturverzeichnis aufgeführt sowie den Büchern von Emil Konrad (Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band II) und Alto Wagner (Bayerische Reisezugwagen) entnommen.

Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche (mit Direktionsangaben)
Fahrwerk Ausstattung Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
An-
zahl
ab
1876
ab
1907
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
DRG
n. Umbau
Ausge-
mustert
letzt.
Heimat-Bf.
Anz.
Ach-
sen
LüP
(mm)
Unt.
Gest.
LA. Brem-
sen
Bl. Hz. Art u.Anz. Abteile
(Sitze je Klasse)
Mil. Sig-
nal-
hlt.
Bemerkung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
152
1903
Ci
175
1913


C3ü Bay 99


C3ü Bay 99
175a
1930
C3i Bay 99/33
(siehe jeweilige Legende) A 1. 2. 3. 4. O M Mittelachse bei Wagen 8791 bis 8796 bremsbar
1899 MAN 20 8791 8791 29 501 Au 17 375 Mü xx/193x München 3 13.574 E V Pl
Wsbr
Hnr
Ahbr
Hbr
Ggl. D 1 6
(48)
30 AT
CH
8792 8792 X 11/1919
8793 8793 29 501 Mü 17 376 Mü xx/193? München
8794 8794 29 502 Mü 17 377 Mü xx/193? München
8795 8795 29 503 Mü 17 378 Mü xx/193? München
8796 8796 29 028 Mü 17 379 Mü 17 379 Mü 1945? München
8797 8797 29 505 Mü xx/1929 München Pl
Wsbr
Hbr
8798 8798 29 506 Mü 17 380 Mü 17 380 Mü 1945? München
8799 8799 29 507 Mü 17 381 Mü 17 381 Mü 05/1957 München ab 1955 bei DB: 91 054 Mü
8800 8800 29 508 Mü 17 382 Mü xx/193? München
8801 8801 X 11/1919
8802 8802 29 509 Mü 17 383 Mü xx/193? München
8803 8803 29 510 Mü xx/1929 München
8804 8804 29 511 Mü 17 384 Mü 17 384 Mü xx/1955 München ab 1955 bei DB: 91 055 Mü
8805 8805 X 11/1919
8806 8806 29 512 Mü 17 385 Mü xx/193? München
8807 8807 29 513 Mü 17 386 Mü xx/1954 München
8808 8808 29 514 Mü 17 387 Mü xx/193? Salzburg
8809 8809 X 11/1919
8810 8810 29 501 Reg 17 388 Mü xx/193? München
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
152
1903
Ci
175
1913


C3ü Bay 99


C3ü Bay 99
175a
1930
C3i Bay 99/33
(siehe jeweilige Legende) A 1. 2. 3. 4. O M Mittelachse nicht bremsbar
1901 MAN 20 9466 9466 29 502 Reg 17 394 Mü 17 394 Mü xx/193x München 3 13.574 E V Pl, Wsbr Ggl. D 1 6
(48)
30
9467 9467 29 503 Reg 17 395 Mü 17 395 Mü xx/1940 München
9468 9468 X 11/1919 München
9469 9469 X 11/1919
9470 9470 29 501 Nür 17 396 Mü 17 396 Mü 1945? München
9471 9471 29 504 Reg 17 397 Mü 17 397 Mü 1945 ? München
9472 9472 X 11/1919
9473 9473 29 515 Mü 17 398 Mü 17 398 Mü 11/1954 München Spenderfahrzeug für yg-Programm
9474 9474 X 11/1919
9475 9475 29 516 Mü 17 399 Mü xx/193x München
9476 9476 X 11/1919
9477 9477 29 517 Mü 17 400 Mü 17 400 Mü 1945 ?
9478 9478 29 518 Mü 17 401 Mü xx/193x München
9479 9479 29 519 Mü 17 402 Mü 17 402 Mü 1945? München
9480 9480 29 520 Mü 17 403 Mü 17 403 Mü 05/1950 München Altschadwagen(1945)
9481 9481 29 502 Nür 17 404 Mü 17 404 Mü 10/1948 München Altschadwagen(1945)
9482 9482 29 503 Nür 17 405 Mü 17 405 Mü 10/1950 München Altschadwagen (1945)
9483 9483 X 11/1919
9484 9484 29 521 Mü 17 406 Mü xx/193x München
9485 9485 X 11/1919
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
152
1903
Ci
175
1913


C3ü Bay 99


C3ü Bay 99
(siehe jeweilige Legende) A 1. 2. 3. 4. O M Mittelachse bremsbar
1905 MAN 10 9556 9556 29 505 Reg 17 436 Mü xx/193x München 3 13.574 E V Pl
Wsbr
Ahbr
Ggl. D 1 6
(48)
30 AT
9557 9557 29 522 Mü 17 437 Mü 03/1954 München
9558 9558 29 523 Mü 17 438 Mü 11/1951 München Altschadwagen
9559 9559 X 11/1919
9560 9560 29 504 Nür 17 439 Mü 09/1959 München bei der DB zu 91 056 Mü
9561 9561 29 505 Nür 17 440 Mü 06/1956 München bei der DB zu 91 057 Mü
9562 9562 29 506 Nür 17 441 Mü 1945? München
9563 9563 29 507 Nür 17 442 Mü 07/1950 München Altschadwagen
9564 9564 29 508 Nür 17 443 Mü 1945? München
9565 9565 29 509 Nür 17 444 Mü xx/193x München

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. E. Konrad, Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band 2, Seite 19
  2. Emil Konrad: Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen.
  3. Alto Wagner, die bayerischen Reisezugwagen, Seite 78

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alto Wagner: Bayerische Reisezugwagen. 1. Auflage. Kiruba Verlag, Mittelstetten 2015, ISBN 978-3-945631-00-3.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. 31. März 1913.