Breitenloch (Wüstung)

Wüstung in Frankfurt am Main, östlich des heutigen Stadtteils Frankfurt-Sossenheim

Breitenloch (auch Breidenloch) ist eine Wüstung in Frankfurt am Main, östlich des heutigen Stadtteils Frankfurt-Sossenheim. Das Dorf Breitenloch bestand aus einem Gutshof mit Adelssitz der Edlen (Ritter) zu Breitenloch. Es hatte einen eigenen Schultheiß, der nach fränkischem Recht auch Richter war. Wie das benachbarte Sossenheim unterstand es dem Kurmainzer Amt Höchst. In keiner Karte ist das Dorf mit ca. 200 ha Land und ca. 50–100 Einwohnern verzeichnet. Breitenloch war damals größer und bedeutender als Sossenheim und auch ein Rittersitz, was für die Entwicklung sehr viel ausmachte.[1] Die Siedlung ist vermutlich um das Jahr 1619 untergegangen.[2] In den Jahren 1218, 1222, 1398 und 1440 wurde Breitenloch urkundlich erwähnt, bald danach wurde es nur noch als Wüstung bezeichnet. Heute erinnern der Flurname Breitenloch und die Breitlacher Straße in Frankfurt-Rödelheim an das untergegangene Dorf, das heute von der Bundesautobahn 5 überdeckt wird; es befand sich in Höhe der Unterquerung des Westerbach bei Rödelheim.[3]

Drei Hauptfaktoren führten damals zum Verschwinden von Ortschaften: die klimatischen Veränderungen in der Kleinen Eiszeit, wirtschaftliche oder politische Einflüsse. Ernteausfall im 14. Jahrhundert führte zu Hungersnöten, der Bevölkerungsrückgang wurde durch Pestepidemien 1518–1525, 1547–1550, 1625/1635 und 1664–1666, die damals auch in Sossenheim ausgebrochen waren, verschärft. Zwischen 1637 und 1719 gab es zudem eine kalte Phase der Kleinen Eiszeit, in der Breitenloch zur Wüstung wurde. Der Grund dafür war, dass Frankfurt damals ein Zentrum des Gartenweinbaus gewesen ist. Für Sossenheim ist für Weinanbau die Flur Wingarten (Weingarten) bekannt. Für diesen wurde es damals zu kalt. Es wird die Meinung vertreten, dass durch diese Veränderung einer echten Frankfurter Spezialität in Sossenheim Vorschub geleistet wurde: „Der Rückgang des Weinbaus hat zur Entstehung des Apfelweins beigetragen.“

Schreibweisen und Erwähnungen Bearbeiten

Breitenloch ist in verschiedenen Schreibweisen in 18 mittelalterlichen Urkunden (LAGIS, Arcinsys) zuerst als karolingische Siedlung nachgewiesen. Sie lag zwischen den Frankfurter Stadtteilen Sossenheim und Rödelheim. Sie bestand aus dem Gutshof mit Adelssitz der Edlen (Ritter) zu Breitenloch wie Waltherus von Sozenheim. Der Gutshof und die Anwesen der ansässigen Hübner mit 200 ha Land wurden nach Untergang (Totalwüstung) Sossenheim zugrerechnet.[4]

  • 789/790 Urkunde Kloster Lorsch Breitenbach
  • 1213 Ritter Waltherus de Sozenheim ist der einzige urkundlich erwähnte Adelige aus Sossenheim (Zeuge in der Schenkung Kloster Eberbach)
  • 1218 Kurmainzer Urkunde Kloster Mainzer Stift St. Maria zu den Greden Magredenstift Sozzenheim, Breidenloch
  • 1222 Bredinloch, Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 268–269, Nr. 380
  • 1273 Conrad von Breitenloch in der Sozenheimer Flur verspricht Zehnten Magredenstift
  • 1326 Frankfurter Liebfrauenstift erhält von Katharine von Wanebach 28 Malter Frucht von der Gemeinde Breitenloch von Sozenheym
  • 1345 Breitenlocher Besitzungen in Königstein und Niederhöchststadt, deren Erträge teilweise der Antonius-Kapelle in Kronberg zufließen
  • 1353 Schultheis Wasmud von Breydinloch und Wygand Schabhorn von Soszinheim bekommen von Frank und Johann von Cronenberg Gebrüder und Ritter zu Landsiedelrecht 12 Morgen Ackerland zu Soszinheim gegen einen Zins von drei Achtel Korn
  • 1367 Urkunde Karmeliterkloster „hinder Breydenloch“
  • 1372 Vor dem Gericht zu Breydenloch (Dorf Breidenloch)
  • 1374 Hennekin Kesseler zu Breidenloch verkauft dem Frankfurter Hermann Wagner einen Ewig Zins auf seinem Hof in Sossenheim, das einen Dinghof hat
  • 1393 Urkunde Bartholomäus Stift „is ville Breydenloch“
  • 1395 Dritte Indiktion, im sechsten Jahr der Krönung des Papstes Bonifaz IX., „dez Vierden dages dez mandes den man nennet zu latyne Februarius“ im Dorfe Breydenloche, Mainzer Bistums, auf offener Straße, vor Henne Urseler, Schultheiß, und den Gerichtsmännern Heinrich von dem Ried,
  • 1407 Breitenlocher erklären dem Rat der Stadt Frankfurt, sie sind Untertanen des Erzbischofs Mainz, Magredenstift
  • 1416 Urkunde Bartholomäus Stift „Bleydenloch“
  • 1430 Urkunde Karmeliterkloster „vff die gaßen zu breydenloche“
  • 1483 Rödelheimer Kellereibuch Graf von Solms, „Sossenheym und breydloch“
  • 1535 Urkunde Almosenkasten „gegen Breydeloch“
  • 1641 Urkunde Karmeliterkloster „naher braidtlich“

Literatur Bearbeiten

  • Heinz F. Friedrichs: Zur Geschichte der ausgegangenen Siedlungen Biegen und Breitenloch im westlichen Stadtgebiet Frankfurts. In: Ländlein Dreieich. Band 3, Nr. 7, 1933, ZDB-ID 556592-3, S. 49–55.
  • Adalbert Vollert: Sossenheim. Aus der Geschichte eines Frankfurter Stadtteils. Frankfurter Sparkasse von 1822 (Polytechnische Gesellschaft), Frankfurt am Main 1980, S. 29–30.
  • Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim e.V.: Beiträge zur Rödelheimer Geschichte. Band 1: Rödelheimer Geschichte und Geschichten: Breidenloch. HGV Rödelheim, Frankfurt am Main 2006, S. 65–66.
  • Heinz Hupfer: Sossenheim – gestern und heute. Aus der Geschichte eines Frankfurter Stadtteils 2. Auflage Eigenverlag, 2022, S 59ff (DNB 1255322284);

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sossenheimer Zeitung 30.03.1929, Heinz Hupfer: Sossenheim – gestern und heute. Aus der Geschichte eines Frankfurter Stadtteils 2. Auflage Eigenverlag, 2022, S 59ff (DNB 1255322284)
  2. Breitenloch, Stadt Frankfurt am Main. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Breitenloch. Kartografische Darstellung In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. [(Bethke, „Main-Taunus-Land. Historisches Ortslexikon“1996, S. 179 Adelssitz z. B. 1213 Ritter Waltherus de Sozenheim und Ingrid Bartholomäi, „Frankfurter Urkunden staufischer Herrscher“ S 87 Fußnote 103 mit weiteren Nachweisen; Originalurkunde 1213 Oculus Memorie, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden)]

Koordinaten: 50° 7′ N, 8° 35′ O