Bovehaus

Denkmalgeschützte Villa im Hamburger Stadtteil Wandsbek

Koordinaten: 53° 34′ 20,7″ N, 10° 4′ 46″ O

Bovehaus in Hamburg-Wandsbek, Vorderansicht

Das Bovehaus ist eine unter Denkmalschutz stehende ehemalige Kaufmannsvilla im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Der heute zweigeschossige Bau wurde 1861 nach Plänen des Architekten Georg Luis im Landhausstil erbaut und diente später unter anderem als Bürgermeisterwohnung, Heimatmuseum und Kindergarten. Seit der Modernisierung 1999 wird es heute als Bürogebäude genutzt.

Geschichte Bearbeiten

 
Wappen der Familie Bove über dem Eingang

Das Eckgrundstück an der heutigen Neumann-Reichardt-/Bovestraße befand sich seit 1794 im Besitz der Wandsbeker Kaufmannsfamilie Bove. Damals hatte Christian Bove I. (1742–1828, aus Langwedel bei Kiel) das etwa 8000 m2 große Gelände von dem Hamburger Oberalten Moritz Hartung erworben und ein erstes Sommerhaus errichtet.[1][2]

1861 ließ Christian Bove II. (1812–1884), der zuvor in Argentinien durch Viehzucht und den Handel mit Tierprodukten zu Reichtum gekommen war, nach seiner Rückkehr hier ein repräsentatives Wohnhaus für seine Familie errichten. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Christian Bove III. (1852–1895, geboren in La Plata) das väterliche Erbe und ließ das ursprünglich eingeschossige Haus ausbauen. Als dieser 1895 bei einem Jagdunfall starb, geriet die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten, so dass der Wandsbeker Besitz verkauft werden musste.[1]

Anfang des 20. Jahrhunderts ging das Gebäude in städtischen Besitz über und diente zunächst als Dienstwohnung für die Wandsbeker Oberbürgermeister Erich Wasa Rodig (Amtszeit 1913–1931) und Friedrich Ziegler (1931–1938). Im Untergeschoss war zudem bis 1937 das Wandsbeker Heimatmuseum untergebracht. Danach wurde das Gebäude als Hitlerjugend-Heim genutzt; nach 1945 wurde hier ein Kindergarten eingerichtet.[3]

Pläne, das Gebäude dem benachbarten Charlotte-Paulsen-Gymnasium zur Nutzung zu überlassen, konnten Anfang der 1990er Jahre nicht realisiert werden.[4] Nachdem das Bovehaus mehrere Jahre ungenutzt leer stand, verkaufte die Stadt Hamburg das Grundstück mit dem Gebäude 1999 schließlich an einen privaten Investor. Anschließend wurde es vom Hamburger Architekten Bernd Lietzke denkmalgerecht modernisiert und zu Büroflächen umgebaut.[5]

Baugeschichtliche Bedeutung Bearbeiten

 
Treppenhaus mit Holztäfelung und Deckenstuck (1999)
 
Innenansicht nach der Restaurierung (1999)

Äußerlich weist der nüchterne Bau nur wenige repräsentative Elemente auf (Säulen auf der Gartenseite, Erker, Familienwappen). Die ursprünglich reiche Innenausstattung (Stuckdecken, Holzvertäfelungen, Einbauten) ist infolge der langjährigen öffentlichen Nutzung und damit verbundener Umbauten nur zum Teil erhalten geblieben.

Eine architektonische Besonderheit ist die für den repräsentativen Wohnhausbau um 1860 eher untypische Verwendung von Backstein für die gesamte Fassade. Vermutet wird, dass Luis als Schüler des Hamburger Baudirektors Carl Ludwig Wimmel an dessen Vorliebe für Backstein anknüpfte, da er diesen zur selben Zeit auch für verschiedene öffentliche Bauten in Hamburg verwendete.

Aufgrund seiner (bau-)historischen Bedeutung wurde das Bovehaus 1999 unter Denkmalschutz gestellt[6] und außerdem als Station in den „Historischen Rundgang Wandsbek“ aufgenommen.[7]

Literatur Bearbeiten

  • Helmuth Fricke, Michael Pommerening, Georg-Wilhelm Röpke: Wandsbek in Wort und Bild. Mühlenbek-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-9807460-0-3.
  • Helmuth Fricke: Hamburg-Wandsbek (Reihe Archivbilder), Sutton Verlag, Erfurt 2004, ISBN 3-89702-663-5.
  • Michael Pommerening, Joachim W. Frank: Das Wandsbeker Schloss. Mühlenbek-Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-9807460-3-8.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bovehaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Fricke/Pommerening/Röpke: Wandsbek in Wort und Bild, S. 58.
  2. Pommerening/Frank: Das Wandsbeker Schloss, S. 66.
  3. Fricke: Hamburg-Wandsbek, S. 28.
  4. Charlotte-Paulsen-Gymnasium: CPG im Wandel der Zeit. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. April 2018; abgerufen am 2. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cpg-hamburg.de
  5. Architekturbüro Bernd Lietzke: Projektübersicht. Abgerufen am 27. August 2013.
  6. Freie und Hansestadt Hamburg, Kulturbehörde: Denkmalliste, Auszug für den Bezirk Wandsbek, Stand: 12.08.2013. (PDF; 1,6 MB) Abgerufen am 27. August 2013. (lfd. Nr. 23262).
  7. Info-Flyer Historischer Rundgang Wandsbek. (PDF; 1,31 MB) In: wandsbek.de. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 3. November 2022.