Juliane Benda, verheiratete Reichardt (* 14. Mai 1752 in Potsdam; † 1783) gehört als deutsche Liederkomponistin zum Komponistenkreis der Berliner Liederschule.[1] 1776 heiratete sie den Berliner Kapellmeister Friedrichs des Großen Johann Friedrich Reichardt.

Leben Bearbeiten

Juliane Benda war die jüngste Tochter des böhmisch–preußischen Geigers Franz Benda und dessen Ehefrau Franziska Stephain, einer ehemaligen Kammerjungfer der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth.[2] Ihre Mutter starb schon 1758, als Juliane erst sechs Jahre alt war. Kurz zuvor hatten die Bendas ein eigenes Haus in Nowawes am Stadtrand von Potsdam bezogen. 1761 heiratete Julianes Vater die Schwester ihrer verstorbenen Mutter.

Im Hause Benda, Julianes Elternhaus, wurde viel musiziert und komponiert. Über den Musikunterricht Julianes wurde jedoch fast nichts bekannt. Sie trat schon früh als Sängerin auf, bei welcher Gelegenheit ihr späterer Ehemann Johann Friedrich Reichardt sie kennen- und verehren lernte.[3] Ebenso hörte er sie als ausgezeichnete Clavierspielerin im Konzert.[4] Julianes ältere Schwester Maria Carolina Benda, später verheiratete Wolf, machte bereits als Kind große Konzertreisen als Sängerin und wurde später Kammersängerin am Hofe der Herzogin Anna Amalia von Weimar (1739–1807).[5] Wie Juliane komponierte sie Klavier-begleitete Lieder.

Noch nicht verheiratet, begann Juliane Benda bereits 1775 selbständig, ihre Kompositionen zu veröffentlichen. Bis 1780 erschienen im Göttinger und im Hamburger Voßschen Musen-Almanach[6] zahlreiche Lieder von ihr. Das ist im Vergleich zur Situation der Berliner Komponistin Fanny Hensel bemerkenswert, deren Vater und Bruder – noch zwei Generationen später – solches aus familiären Traditionen strikt unterbanden. Juliane Benda-Reichardts Lieder in verschiedenen Musenalmanachen fanden in der Gesellschaft Anerkennung.[7] 1782, ein Jahr vor ihrem frühen Tod mit knapp 31 Jahren – sie starb bald nach der Geburt ihres dritten Kindes – erschienen in Hamburg neben siebzehn Liedern auch zwei von ihr komponierte Klaviersonaten.[8] Sie vererbte ihr Kompositionstalent ihrer Tochter Louise.

Kompositionsstil Bearbeiten

Juliane Bendas Lieder wenden sich mit ihrem „volkstonnahen“ Ausdruck an das Bürgertum. Ihre Klavierbegleitungen sind so gesetzt, dass man sich ohne Aufwand selbst begleiten kann, wobei das Klavier die Melodie mitspielt. Mit dem damals hochartifiziellen italienischen Belcanto haben diese Lieder nichts zu tun. Eva Weissweiler nennt als Auffälligkeit die Vortragsbezeichnungen, die sich im „zärtlichen“ oder „schwermütigen“ Raum bewegen und den „Gefühlsüberschwang“ der „Wertherzeit“ charakterisieren.[9] Von Johann Abraham Peter Schulz, dem Haupt-Repräsentanten der Berliner Liederschule, ist das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ aus dessen „Gesängen im Volkston“ (1779) zum Volkslied geworden.

Mit Juliane Reichardt, ihrer Schwester Maria Carolina Benda (1742–1820, verheiratete Wolf) und ihrer Tocher, der bekannten Komponistin Louise Reichardt (1779–1826) gehören somit drei Komponistinnen aus der Benda-Familie der Berliner Liederschule an.

Kompositionen Bearbeiten

von Juliane verlegt:

  • Lieder im Göttinger- und Vossischen Musenalmanach
  • 17 Lieder, verlegt bei Bohn, Hamburg
  • 2 Klaviersonaten, in derselben Sammlung

von Reichardt unter seinem Namen verlegt:

  • Lieder

Literatur Bearbeiten

Eva Weissweiler: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. DTV, München 1999, ISBN 3-423-30726-9.

Nachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Wenn nicht anders angeben, alle Einzelheiten entnommen aus: Juliane Reichardt und die Komponistinnen der Berliner Liederschule. In: Eva Weissweiler: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 1981/1999.
  2. Wilhelmine von Bayreuth war die Schwester des preußischen Königs Friedrich der Große. Beide förderten die böhmische Musikerfamilie Benda.
  3. Weissweiler, S. 140: Reichardt erlebte sie als Solistin in Der Tod Jesu von Carl Heinrich Graun.
  4. Weissweiler S. 140/141.
  5. Die Herzogin von Weimar war die Nichte der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine.
  6. Hier erschien das bekannte Lied Der Mond ist aufgegangen.
  7. Weissweiler S. 141.
  8. Weissweiler S. 138–149.
  9. Weissweiler S. 143.

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Vitavia paralell: Juliane Reichardt, (* 14. Mai 1752 in Potsdam, † 11. Mai 1783 in Berlin), war eine deutsche Sängerin (Sopran) und Komponistin. Sie war die jüngste Tochter des Hof-Violinisten und Komponisten Franz Benda und ab 1776 die Ehefrau des Komponisten, Schriftstellers und preußischen Kapellmeisters Johann Friedrich Reichardt.

Leben Bearbeiten

 
Garnisonkirche Potsdam (erbaut 1730-1735), Gemälde von Carl Hasenpflug um 1827

Die Familie von Franz Benda lebte in Potsdam, wo ihr achtes Kind am 19. Mai 1752 in der dortigen Garnisonkirche auf den Namen Bernhardine Juliane Benda getauft wurde. Die Mutter Franziska Louise Eleonore Stephanie, Beamtentochter und ehemalige Kammerjungfrau der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine, einer Schwester Friedrichs des Großen, starb bereits 1758 als Juliane sechs Jahre alt war. Drei Jahre später heiratete Witwer Benda deren jüngere Schwester Caroline Wilhelmine Stephanie, erste Kammerjungfrau bei Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach. Zwei ältere Schwestern Juliane Bendas blieben anschließend dauerhaft in Weimar. Das bedeutete für die gesamte Musikerfamilie Benda eine wertvolle berufliche Verbindung zwischen Berlin und Weimar: Die Sängerin, Pianistin und Komponistin Maria Carolina Benda (1742-1820) heiratete 1770 den Hofkomponisten Ernst Wilhelm Wolf, Wilhelmine Louise Dorothea Benda (1741–1798) 1777 den Goethevertrauten, Hofmedikus und Apotheker Dr. Wilhelm Heinrich Sebastian Bucholz.

Von ihrem Vater wurde Juliane Benda in Gesang, Klavier und Komposition unterrichtet. In ihrem gastfreundlichen Elternhaus verkehrten auch namhafte durchreisende Künstler wie der vielseitige Musikschaffende Wilhelm Karl Rust, der Musikjournalist Charles Burney, der Verleger, Übersetzer und Komponist Johann Joachim Christoph Bode und der Komponist und Schriftsteller Johann Friedrich Reichardt, Juliane Bendas späterer Ehemann. In dessen Begleitung lernte sie später auf Reisen weitere Persönlichkeiten wie Matthias Claudius in Hamburg und Johann Gottfried Herder in Weimar persönlich kennen.

Bereits vor ihrer Eheschließung 1776 mit Johann Friedrich Reichardt, dem Kapellmeister Friedrichs des Großen, war Juliane Benda-Reichardt eine in der Gesellschaft anerkannte Künstlerin, die mit Zielstrebigkeit ihre eigenen Kompositionen verlegte. Sie wurde bewundert für die von ihr komponierten Lieder und Klavier-Sonaten, die sie mit ausdrucksvoller Sopran-Stimme, virtuoser Klaviertechnik und empfindsamer Vortragsweise darbot. Auch ihr Ehemann fühlte sich insbesondere von der Begabung der Musikerin angezogen. Das junge Paar bezog in Berlin eine zentral gelegene Dienstwohnung am Dönhoff'schen Platz, wo 1779 nach einem früh verstorbenen Sohn Tochter Louise Reichardt, die spätere Sopranistin, Komponistin und Musikpädagogin, geboren wurde. Diese verlor ihre Mutter Juliane Reichardt ebenfalls in frühester Jugend bald nach der Geburt eines weiteren Mädchens im Jahre 1783. Nach ihrer Heirat verlagerten sich ihre öffentlichen Auftritte zugunsten privater.

Eine Komponistin der Berliner Liederschule Bearbeiten

Eva Weissweiler, die 1981 offenbar als erste Musikwissenschaftlerin ausführlich über Juliane Benda und deren Kompositionsstil schrieb, zählt diese Komponistin, zusammen mit deren Schwester Maria Carolina Benda (1742–1820, verheiratete Wolf) und deren Tocher, der bekannten Komponistin Louise Reichardt (1779–1826), zu den Vertretern der Berliner Liederschule. Mit dem damals hochartifiziellen italienischen Belcanto wie sie in den italienischen Opern im königlichen Opernhaus Berlin erklangen, haben diese Lieder nichts zu tun. Eva Weissweiler nennt als Auffälligkeit die Vortragsbezeichnungen, die sich im „zärtlichen“ oder „schwermütigen“ Raum bewegen und den „Gefühlsüberschwang“ der „Wertherzeit“ charakterisieren.[1] Von Johann Abraham Peter Schulz, dem Haupt-Repräsentanten der Berliner Liederschule, ist das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ aus dessen „Gesängen im Volkston“ (1779) zum Volkslied geworden.

Werke Bearbeiten

Louise Reichardt komponierte teils eigene, teils vertonte Lieder sowie Werke für Klavier, veröffentlicht wurden mehr als 30 Lieder und 2 Sonaten[2].

Literatur Bearbeiten

  • Franz Lorenz: Die Musikerfamilie Benda (Band 1: Franz Benda), de Gruyter, Berlin 1967, Seiten 30, 31, 80-85 und 101–110.
  • Eva Weissweiler: Juliane Reichardt und die Komponistinnen der Berliner Liederschule. In: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. DTV, München 1999 (Erstausgabe 1981), ISBN 3-423-30726-9, S. 138–162.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Weissweiler S. 143.
  2. MUGI – Musik und Gender im Internet detailliertes Werkverzeichnis

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